Conan-Saga 40 - Conan der Held
Soldaten, welcher seinen König verteidigt. »Euer Herrlichkeit, darf ich mir die Bemerkung erlauben, daß Ihr weitaus zu großzügig seid in Eurer Duldsamkeit diesen Klagen und Murren der Bürger gegenüber.
Ergebenst möchte ich dagegen einwenden, daß die Situation, die Ihr beschreibt, nach Feuer und Stahl verlangt. Die Peitsche allein verteidigt Eure Autorität der Herrschaft und bringt diese Radikalen zur Vernunft.« Seine dunklen Augen glänzten vor Rechtschaffenheit, als er Yildiz ansah. Danach warf er Euranthus einen warnenden Blick zu. »Zum jetzigen Zeitpunkt bedarf es keiner großen Säuberungsaktion, Euer Herrlichkeit, lediglich einiger abschreckender Beispiele aus der Oberschicht – angefangen mit der Hofdame Irilya.«
»Abolhassan, wirst du es nie einsehen?« Seltsamerweise schien Yildiz wieder seinen Gleichmut gefunden zu haben, wie so oft nach den Worten des Generals. Lächelnd legte er einen Arm um die Sklavin und zog sie samt der Schüssel mit den Trauben näher zu sich. »Ich kämpfe keinen Krieg mit Dolchen und Peitschen, General. Ich kämpfe einen viel größeren Krieg – einen Glaubenskrieg, welcher nicht nur in den Dschungelsümpfen, sondern in den Köpfen und Herzen der Menschen ausgetragen wird. Ein Krieg der Könige und der Götter.«
Der König wurde kurz abgelenkt. Die Sklavin konnte von ihrem jetzigen Sitz aus die Trauben direkt von ihrem Mund in den ihres Gebieters befördern, ohne den Umweg über die Finger, welche daher frei waren und andere Dienste am Leib ausführen konnten. Yildiz rülpste zufrieden und wandte sich dann wieder Abolhassan zu.
»Wie ich soeben sagte, General: Ich brauche hohe Ziele und Helden, Zeremonien und Prunkumzüge, um meinen Krieg zu führen. Derartige Werkzeuge können wertvoller sein als ein Sieg auf dem Schlachtfeld, wenn es darum geht, hier in Aghrapur Einmütigkeit und Kampfesmut zu fördern. Indem wir diesen Barbaren auszeichnen, betonen wir damit die Idee, unser königliches Szepter weit über die Grenzen des heutigen Turans hinauszutragen. General, laß mich für Ordnung am Hof und beim Mob in der Stadt sorgen und kümmere du dich um Zucht und Ordnung bei der Armee! Dann wirst du auch mehr als genug Rekruten haben und kannst deine Talente auf weit entfernten Schlachtfeldern ausgiebigst unter Beweis stellen.«
»Euer Wille ist mir Befehl, o Herrscher.« Abolhassan verneigte sich. Er wußte, daß sein Gesicht leicht gerötet war. Er war außer sich vor Wut, daß derartig plumpe Angeberei sich mit gefährlich guter Staatslenkung gepaart hatte. »Habt Dank. Doch gestattet mir untertänigst eine letzte Warnung: Wenn Ihr Helden schafft, schafft Ihr damit auch Risiken. Der Barbar könnte sich unklug – oder auch zu klug äußern. Er könnte eine Schar rebellischer Anhänger finden oder anderen Ärger in Aghrapur stiften. Niemand weiß, welches Potential in diesem ungehobelten Fremden steckt.«
»Genau, General! Das weiß niemand.« Yildiz betrachtete ihn nachdenklich und hörte kurz auf, am Ohr der Sklavin zu knabbern. »Wer weiß, vielleicht macht er sogar eine steile Karriere, Abolhassan, und wird ein ebenso wertvoller Offizier wie du. Ich hoffe, du sprichst nicht gegen ihn, weil du die Konkurrenz fürchtest. Aber ... wenn er unseren Zielen nicht nützt ... nun denn!« Der König zuckte mit den Schultern. »Es ist ein glücklicher Umstand, daß man aufsässige Offiziere leicht wegschaffen kann, indem man sie an einen entlegenen Außenposten versetzt. Noch ein Vorteil, König zu sein!« Der Blick auf den Kritiker entbehrte nicht einer gewissen Schärfe. »Tarim segne euch!« Mit lässiger Handbewegung entließ er die beiden Höflinge.
»Gesundheit, o Herrscher, und möge Tarim Eure Herrlichkeit stets erhalten.« Abolhassan drehte sich mit Euranthus um und ging hinaus auf den Korridor. Die beiden begannen ihre leise Unterhaltung erst, als sie von den Wachtposten vor den königlichen Gemächern ein gutes Stück entfernt waren.
»Dieser angeberische alte Narr! Er sei verflucht! Erst benutzen wir irgendeinen namenlosen Barbaren, um ihn von den wahren Zielen dieses Krieges abzulenken, und jetzt will er diesen Bauerntölpel zum Helden erklären! Aber das sah ich kommen.« Abolhassan stürmte wütend und mit so großen Schritten über das geometrische Muster der Steinfliesen, daß sein kurzbeiniger Gefährte kaum mithalten konnte.
»Ich fürchte, die Pläne des Königs könnten sich als vernünftig erweisen, General«, stieß Euranthus keuchend hervor.
Weitere Kostenlose Bücher