Conan-Saga 40 - Conan der Held
»Denk nach, Conan! Es wäre sicherer, eine Sturmtruppe leichter Infantrie gegen Bogenschützen, Kavallerie und feuerspuckende Elefanten zu führen. Da du dich aber vor dieser ›Ehre‹ nicht drücken kannst, mußt du übervorsichtig sein – falls es bei deiner wilden nördlichen Natur so etwas wie Vorsicht gibt.«
»Juma, was regst du dich so auf?« Conan ging auf den Freund zu, ohne Sariya loszulassen. »Vor wem sollte ich denn so schreckliche Angst haben?«
»Na, vor denen, welche du gerade genannt hast: Da wären Jefar Scharif, den du fast erwürgt hast, der Kriegsherr Phang Loon, die Roten Würger und noch ein Dutzend mehr – bis zum König! Gibt es auch nur einen Turaner, dem du nicht Anlaß gegeben hast, daß er dich lieber heute als morgen mit herausgerissenen Eingeweiden sehen möchte? Verstehst du nicht, daß für alle diese Feinde und zahllose andere Neider diese hohe Auszeichnung, die große Ehrung, welche der König dir erweisen will ... naja.« Juma mußte erst schlucken, ehe er zynisch fortfahren konnte: »Damit wird der alte Groll geschürt. Sie müssen dich so schnell wie möglich beseitigen – ehe du deinem Zorn in der neuen Machtposition freien Lauf lassen kannst.« Der Kushite stieß sich vom Pfosten ab und ging auf der Veranda hin und her. »Noch schlimmer ist, daß du ohne deine Freunde die lange gefährliche Reise ins Feindesland – in die Hauptstadt – machen mußt. Damit läßt du auch Sariya hier schutzlos zurück ...«
»Nein, sie kommt natürlich mit, nicht wahr, Liebste ...?« Conan sprach nicht weiter, als er den traurigen Blick der Frau in seinem Arm auffing.
»Conan, es ist für dich eine wunderbare Gelegenheit, Karriere zu machen. Laß dich von mir nicht abhalten – aber ich kann nicht von hier weg. Ich habe Pflichten im Dorf. Kranke brauchen in den nächsten Wochen meine Pflege – und auch hinterher haben viele mich bitter nötig.«
»Ja, ja, ich weiß!« Der Cimmerier seufzte. »Und die Schule der Kirche – wie beim letzten Mal, als ich dich bat, mit mir in die Stadt zu kommen.«
»Ja, ich muß die Kinder weiter unterrichten.«
»Damit diese ihre Eltern unterrichten können, oder? Manchmal wüßte ich gern, was du ihnen eigentlich beibringst.« Conan schüttelte den Kopf und nahm den Arm von ihrer Schulter. »Ihr beide seid wirklich Meister darin, einen Triumph in einen Trauerfall zu verwandeln!« Er schaute Juma an. Doch der Freund war so tief in Gedanken versunken, daß er den Tadel nicht gehört hatte. »Aber Sariya, wirst du hier auch sicher sein?«
»Ja.« Sie küßte mit ernstem Gesicht die Schulter des Cimmeriers und machte sich wieder an die Zubereitung der Mahlzeit. »Ich kann wie beim letzten Mal bei Familien im Dorf wohnen. Sie passen auf mich auf und würden mich im Notfall auch verstecken. Aber in letzter Zeit hat es hier keine Angriffe der Rebellen gegeben.«
»Stimmt.« Conan ließ sich wieder auf seinem Lieblingsplatz auf der Veranda nieder.
»Das gilt auch für meine Feinde. Aber sei vorsichtig, Mädchen! Bedenke, der alte Schamane Mojurna wollte dich schon einmal töten. Juma oder Babrak werden dich jedoch beschützen, wenn ich nach Norden gehe.« Er wandte sich wieder dem Kushiten zu. »Was ist eigentlich mit Babrak? Ich habe ihn schon mehrere Tage lang nicht gesehen.« Dann versuchte er die trübe Stimmung durch einen Scherz aufzuheitern. »Schweigt er sich immer noch über die Abenteuer in der Stadt aus?«
»Ja. Tarims Gesetz verbietet ihm, sich seiner Erfahrungen mit dem zarten Geschlecht zu rühmen.« Jetzt grinste Juma unverhohlen. »Aber er macht ein so zufriedenes Gesicht, wie ein Fuchs, der gerade einen Fasan verspeist hat. Die Madame war anscheinend sehr lieb zu ihm.«
Sie behielten den leichten Plauderton bei, während sie das saftige gelbe Fruchtfleisch der Melone und ein scharf gewürztes Püree aus den gekochten Knollen verzehrten.
Juma langte kräftig zu, obwohl es für ihn schon das zweite Frühstück war. Er wollte Conan als Leibwächter begleiten. Nach höflichem Rülpsen legte der Cimmerier Tunika, Turban und Waffen an. Ohne großen Abschied verließ er Sariya und ging ins Fort Sikander.
Er wählte den Haupteingang und den meistbegangenen Weg. Selbstbewußt schritt er in der zunehmenden Hitze dahin. Nach Jumas Warnung musterte er allerdings genau die Blicke, welche ihn trafen. Einige waren freundlich. Mehrere Kameraden kamen sogar zu ihm, um ihn zur Genesung zu beglückwünschen. Doch die meisten Soldaten schauten ihn nur
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