Conan-Saga 40 - Conan der Held
direkt zum Dock am königlichen Palast in Aghrapur hinabfuhren.
Doch bis jetzt hatten die Männer noch nicht das Herzland Venjis verlassen. Die Straße war kaum mehr als ein mit Gras bewachsener Deich zwischen überschwemmten Reisfeldern, wo der Fluß immer wieder aufgestaut wurde, um tausendfach genutzt zu werden, ehe er träge in den Golf von Tarqheba mündete. Auf jedem Feld arbeitete ein halbes Dutzend Bauern: Männer, Frauen und Kinder verrichteten barfuß die schwere Arbeit. Sie richteten sich wohl auf und warfen einen Blick auf den Wagen, doch niemand grüßte ehrerbietig oder winkte den Eroberern und Beschützern zu. Die Menschen blickten nur in stummer Resignation unter den breiten Strohhüten hervor.
»Ach, was soll's! Bald haben wir das alles hier hinter uns!« Conan ließ den Blick über die gebeugten Schultern des Venji schweifen, der den Karren führte, dann über die Rücken des Gespanns zur Straße vor ihnen – und zu Jefar Scharif, der inmitten einer Kavalleriegarde von vier Pferden stolz auf seinem weißen Hengst dahinritt. »Nicht jeder sogenannte Offizier bei der kämpfenden Truppe verfügt über einen scharfen Verstand«, bemerkte der Cimmerier mürrisch. Dann schaute er zum Dschungel hinüber, welcher bald bis zur Straße hinabführte. »Ich bin froh, wenn wir diese endlosen Reisfelder mit den neugierigen Augen hinter uns haben und abgelegenes, menschenleeres Gelände erreichen.«
»Willst du dort mit ihm kämpfen und ...?« Juma führte die Frage nicht zu Ende, da Conan ihm Schweigen gebot. Der Cimmerier nickte zu der gekrümmten Gestalt des Fahrers vor ihnen. Der kahlgeschorene Venji hatte zwar behauptet, außer seinem für Conan und Juma unverständlichen Heimatdialekt nur ein paar Brocken des Kauderwelschs zu beherrschen, welches Händler und Soldaten sprachen. Dennoch war der Cimmerier verständlicherweise zurückhaltend, Geheimnisse auf Turanisch auszuplaudern, in der einzigen Sprache, die er mit Juma gemein hatte.
»Unser Fahrer ist kein richtiger Mann«, erklärte er laut und deutlich, »sondern ein stinkender Haufen Elefantenscheiße. Irgendein Elefant hat diesen Haufen seiner Mutter in den Schoß fallen lassen, und, da die Frau schwachsinnig ist, hielt sie es für ein menschliches Kind und zog es auf.«
Der Venji rührte sich nicht. Er zuckte weder mit den Schultern, noch bewegte er auch nur die Ohren. Danach konnten Conan und Juma sicher sein, daß er kein Wort Turanisch verstand.
»Du willst also Jefar Scharif herausfordern?« Der Kushite blickte zu den vier Reitern hinüber. »Was ist mit seiner Leibwache?«
»Ja, ich werde ihn herausfordern! Sobald wir keine Bauern mehr in der Nähe haben, die zusehen und alles weiterberichten können. Wenn er ablehnt – was er tun wird, wie du weißt, da er ein feiger Hund ist –, werde ich ihn beschämen und trotzdem töten.« Conan klopfte auf die Scheide des Jatagans, der neben ihm lag. »Die Leibwächter sind alte Dschungelkämpfer. Sie werden für einen fairen Zweikampf sorgen. Wenn nicht – überlasse ich sie dir!«
»Tausend Dank für dein Vertrauen in mich!« Juma blickte zum Dschungel hinüber, welcher dicht an die Straße reichte. »Bist du sicher, daß Jefar Scharif das Himmelfahrtskommando befohlen hat?«
»Allerdings! Er hat Späher zum Meineid verführt, damit sie eine falsche Meldung erstatteten. Es geschah auf einen Geheimbefehl eines Stabsoffiziers hin, der Abolhassan heißt. Hauptmann Murad ist ein geschlagener alter Hund; aber ich weiß, daß er einmal ein hervorragender Offizier war. Er würde nie turanische Soldaten in den sicheren Tod schicken, wenn er es vorher wüßte.« Conan schüttelte den Kopf und blickte finster drein. »Wie es aussieht, war das einzige Ziel dieser Aktion, mich aus dem Weg zu räumen.«
Juma nickte, nicht überrascht. »Erinnere dich! Ich habe dich gewarnt vor der Gefahr, den Helden zu spielen. Jetzt muß ich dich in die Hauptstadt begleiten. Vielleicht heißt das, daß ich auch auf der Liste der Todeskandidaten stehe.«
»Wahrscheinlich stehen wir beide drauf. Vielleicht ist es ganz gut, daß Sariya nicht mitkommen wollte.« Conans Gesicht wurde noch finsterer. »Auf alle Fälle werde ich dafür sorgen, daß meine Freundschaft dir nicht auch den Tod bringt wie dem guten Babrak.«
Jumas Schweigen drückte den Respekt für den Toten aus. Doch dann fuhr er fort: »Was mich an der ganzen Sache so wundert, ist die Anwesenheit dieses Priesters Mojurna so tief unten im Land. Bist du sicher,
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