Conan-Saga 40 - Conan der Held
Frauen vergewaltigt und Säuglinge tötet.« Conan ging jetzt neben ihr, hielt aber geziemend Abstand. »Wer waren diese Männer?«
»Es sind Spione des Palastes.« Irilya atmete schwer. »Ich habe bemerkt, daß sie mir schon öfter gefolgt sind und meine Schritte beobachtet haben; aber jetzt müssen sich die Dinge überstürzen. Offenbar will man mich zum Schweigen bringen, und der Rang meines Mannes schützt mich auch nicht mehr.«
»Spione deines Mannes?« platzte Conan heraus und sah plötzlich eine Lawine an Schwierigkeiten auf sich zurollen.
»Nein! Er ist weit weg und macht sich um mich keine Sorgen! Außerdem hat er zur Ablenkung so viele ausländische Frauen, wie er nur will.«
Sie zupfte den nassen Rock zurecht, der ihr beim schnellen Gehen an den Schenkeln klebte. »Aber ich bin jetzt eine Ausgestoßene. Nicht einmal in meinem eigenen Haus bin ich mehr sicher, da wette ich. Aber es ist mir gleichgültig. Es ist mir sogar willkommen, wenn es bedeutet, daß die Krise endlich bevorsteht.«
Irilya verstummte, als sie sich dem äußeren Tor näherten. Beide Flügel des Portals standen weit offen und auf jeder Seite zwei Wachtposten mit unbeweglichen Gesichtern. Sie ließen das Paar passieren, ohne Fragen zu stellen. Draußen lungerten auf dem Kopfsteinpflaster mehrere Bettler und Arme herum. Sie musterten die beiden, kamen aber nicht näher. Das mochte daran liegen, daß Conan und Irilya in ihrer nassen Kleidung nicht sehr spendenfreudig aussahen oder weil ihnen die Größe und die finstere Miene des Cimmeriers Angst einjagten.
Sobald sie außer Hörweite waren, sagte Conan: »Ich scheine zum Zeitpunkt eines politischen Umsturzes in die Hauptstadt gekommen zu sein.«
Irilya lachte verbittert. »Allerdings! Wenn sich das verkommene, widerwärtige Regime noch einen Tag länger hält, dann nur dank der besonderen Gnade des oder der allessehenden Tarim!« Sie bog in eine schmale gepflasterte Straße ein, die bergauf, weg von den Lichtern des Palastes, durch eine offenbar bessere Wohngegend führte. Conan blieb an ihrer Seite.
»Dann fürchtest du dich also nicht vor den Schrecken eines Bürgerkrieges?« drang er weiter in sie.
»Kann er für die Bürger schlimmer sein als die Schrecken der Tyrannen? Wenn Scharife und Satrapen unsere jungen Männer zwingen, Kriege in fernen Ländern zu führen, und unschuldige Menschen einfach von der Straße wegholen und verschwinden lassen?« Irilya sprach, als habe sie diese Rede schon oft gehalten. Sie bemühte sich, einige Schritte vor Conan zu bleiben. »Mein adliger Rang hat mir und wenigen Freunden und Freundinnen erlaubt, die einzigen Proteststimmen am Hof zu sein – bis jetzt! Nun endlich kann ich laut rufen: Weg mit der bestehenden Ordnung! Jede Veränderung ist mit Sicherheit eine Veränderung zum Besseren.«
»Aber du hast noch nie eine richtige Anarchie erlebt.« Conan zeigte auf die glatten Mauern der Häuser zu beiden Seiten der Straße, die im Mondlicht schimmerten. »Alle diese Häuser niedergebrannt, die Bewohner erschlagen oder zu Bettlern gemacht, der Ruf zur Verwüstung gellt überall in der Stadt ...«
»O nein, Unteroffizier Conan! Hier in Aghrapur brauchen wir uns nicht vor den Schrecken einer Anarchie zu fürchten! Höchstens, wenn Leute wie du sie heraufbeschwören würden! Turan ist ein zivilisiertes Land. Der Wille seiner Bewohner ist zu einer einzigen Stimme vereinigt.« Sie schüttelte das allmählich trocknende Haar, so daß es ihr wie eine Mantilla aus Silberfäden auf die Schultern fiel. »Die Bürger sehnen sich nur nach einer weisen und friedliebenden Regierung. Ihre Herzen werden ihnen sagen, was zu tun ist, wenn der Zeitpunkt kommt. Der Großteil der Garnison der Stadt ist bereits auf unserer Seite. Daher werden Gewalt und Aufruhr nur vorübergehend herrschen – und zu einem noblen Ziel führen. Versteh doch! Die Dinge müssen erst noch schlechter werden, ehe sie besser werden können.«
»Ich weiß nicht so recht.« Der Cimmerier schüttelte den Kopf. Allerdings war seine angeborene Skepsis durch die Genugtuung ins Wanken geraten, daß es ihm gelungen war, dieses zauberhafte Geschöpf in ein ernstes Gespräch zu verwickeln. »Hör zu, Irilya, Spieler wie Abolhassan riskieren ihren wertvollen Hals nicht umsonst! Ich vermute, daß er sich von einer Neuverteilung der Karten sehr viel verspricht – vielleicht einen Thron!«
»Aber verstehst du denn nicht? Der General ist ebenso verhaßt wie Yildiz! Sie können die Unterstützung des
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