Conan-Saga 40 - Conan der Held
einsparen.
Dennoch waren beide Läufer schon durch einen Torbogen in den mondbeschienenen Garten mit Hecken und geometrischen Teichen gelangt, ehe der Cimmerier so nahe an Irilya herankam, daß er ihren Atem hören und ihren Duft riechen konnte. Sein Herz schlug stärker als sonst. Für seine Sinne war die kühle Nachtluft so berauschend wie kühler Wein. Er wußte, daß er das Tempo mühelos lange durchhalten konnte. Er lief mit der Sicherheit eines Leoparden, der eine schlanke Gazelle verfolgt.
Der einem Labyrinth ähnliche Garten konnte Zuflucht, aber auch Falle bedeuten. Irilya hörte die Schritte ihres Verfolgers näher kommen und schoß blitzschnell einen schmalen Gang zwischen zwei rechteckigen Brunnen nach rechts entlang. Damit bot sie aber dem Cimmerier eine Möglichkeit, die er sofort nutzte: Mit einem Riesensatz sprang er über die Ecke des vorderen Brunnens und verkürzte Irilyas Vorsprung auf wenige Schritte. Im nächsten Augenblick hatte er mit dem ausgestreckten Arm ihre Schulter gepackt. Allerdings konnte er auf dem schmalen gekachelten Gang zwischen den Brunnen nicht mehr anhalten, sondern stürzte kopfüber ins zweite Becken. Dabei riß er seine Beute mit. Irilya lag auf ihm, als das Wasser über ihnen zusammenschlug.
Die nächsten Augenblicke hörte man nur Fluchen und Plätschern. Doch erregte es im verlassenen Garten keinerlei Aufmerksamkeit. Dann standen Jäger und Wild tropfend und regungslos im knietiefen Wasser einander gegenüber. Es trennte sie nur die Länge einer gekrümmten Klinge: der Dolch in Irilyas nasser Hand.
»Jetzt reicht's, Weib! Gib Ruhe!« sagte der Cimmerier etwas von oben herab. »Wenn ich mit dir fechten wollte, hätte ich selbst einen Dolch; aber ich gehöre zur verzeihlichen Sorte von Menschen.« Der Cimmerier hatte bei dem unfreiwilligen Bad den Turban verloren und schüttelte die lange schwarze Mähne wie ein Hund, so daß die Tropfen umherspritzten. »Meiner Meinung nach habe ich deine Dusche mit diesem Bad vergolten – und wir hatten beide ein Bad bitter nötig, um die Reste des heutigen Banketts abzuwaschen. Und jetzt nimm diesen Sauspieß vor meinem Gesicht weg!«
»Vielleicht tue ich es, Barbar.« Irilya senkte die Klinge und trat einen Schritt zurück. »Wenn du in Zukunft vorsichtiger bist, wen du Weib nennst!« Im selben Augenblick schoß eine Wasserfontäne auf. Conan hatte mit einem weitausholenden Beinschwung seiner Gegnerin die Füße weggefegt. Wieder gingen beide in den Fluten unter, allerdings diesmal eng umschlungen. Doch schon in der nächsten Minute blitzte wieder Stahl auf. Die Körper trennten sich.
»Hände weg, du Unhold, Mörder und Räuber! Beim nächsten Mal trägst du einen bleibenden Schaden davon. Das verspreche ich dir, du Schuft!« Irilyas Dolch bewegte sich bedeutungsvoll in Taillenhöhe.
»Schon gut! Bei Crom, ich wollte nur einen Kuß als gerechte Entschädigung!« Doch Conans Stimme klang etwas unsicher, als er zurücktrat. »Außerdem hatte ich den Eindruck, daß es dir auch Spaß gemacht hat – bis du mir diesen gemeinen Hieb verpaßt hast.« Der Cimmerier stand nicht ganz kerzengerade da.
»Der Hieb hat mir entschieden mehr Spaß gemacht!« sagte Irilya, drehte sich um und watete ruhig aus dem Teich. »Ich hebe meine Küsse für richtige Männer auf, nicht für mordende, marschierende Untergebene von General Abolhassan!« Sie steckte den Dolch in die Scheide, nahm ihr wunderschönes Haar zusammen und drückte es aus. Dann ließ sie die im Mondlicht silbrig leuchtenden langen Flechten bis zur Teichoberfläche hinabfallen.
»Abolhassan? Ich bin nicht sein Freund«, sagte Conan und wusch die letzten Speisereste aus der Tunika. »Ich habe begründete Zweifel an seiner Loyalität dem Reich gegenüber.«
»Loyalität!« Irilyas Lachen war klar und glockenhell. »Was ist in Aghrapur schon Loyalität? Reiner Eigennutz. Zweifellos beneidest du Abolhassan und nähmst gern selbst seinen Platz ein, um ein noch schlimmerer Tyrann als er zu werden! Ich habe vor dem König oft genug Fälle vertreten, um zu wissen, daß zwischen machthungrigen Männern und ... Eunuchen keinerlei Unterschied besteht ...«
»Wenn ich Yildiz meinen Fall vortrage, wird er zuhören«, erklärte Conan fest. »Er wäre ein Narr, wenn er nicht einen General entfernte, der Militärgut für eigene geheime Zwecke beschlagnahmt und falsche, vorgetäuschte Meuchelmorde in der Hauptstadt inszeniert.«
Irilya lachte wieder. »Sag Yildiz, was du willst. Es geschieht
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