Conan-Saga 40 - Conan der Held
blonde Frau wich dem Schwall geschickt aus. Nur ein wohlgeformtes Bein und der Rocksaum kamen mit der schleimigen Masse in Berührung. Aber ein paar unschuldige Eunuchen hinter ihr bekamen die Hauptladung ab. Wütend schüttelten sie die öligen Früchte ab und wischten sich die Gesichter. Doch anstatt den Cimmerier mit Fäusten anzugreifen, nahmen sie Brotstücke, Melonenteile und Würstchen und warfen damit nach ihm.
Begeistert machte die Blonde mit und forderte auch ihre Anhängerinnen auf, mit allem nach Conan zu werfen, was auf der Tafel stand. Der riesige Cimmerier, in der Menge eingezwängt, bot ein hervorragendes Ziel. Dennoch flogen einige Geschosse zu weit oder daneben. Die Getroffenen griffen nun ihrerseits zu allem, was die Tafel bot, und warfen auf Conans Seite zurück. Im Nu verwandelte sich der Saal in ein fliegendes Bankett. Obst, Brotlaibe, Fleischscheiben, gefüllte Tauben, Käse, alle möglichen Backwaren, Soßenschüsseln und Pudding flogen durch die Luft.
In diesem sich rasch ausbreitenden Chaos behielt der Cimmerier die waghalsige blonde Anstifterin fest im Auge. Allerdings war es nicht leicht, zu ihr zu gelangen. Als er einen gewaltigen Satz riskierte, rutschte er in einer Suppenpfütze aus und ging in die Knie. Das nächste Geschenk seiner langhaarigen Gegnerin waren Garnelen, allerdings befanden sie sich noch in einer wunderschönen, aber schweren Fayence-Schüssel. Diese traf ihn so hart über dem Auge, daß ihm fast schwarz vor Augen wurde. Erst nach einigen Herzschlägen fand er das Gleichgewicht wieder und kam auf die Beine. Sofort setzte er hinter der Blonden her, die auf die Tür zulief.
In einiger Entfernung von der Tafel standen inmitten des Tumults zwei Soldaten und unterhielten sich seelenruhig. Es waren General Abolhassan und der Kavalleriehauptmann Omar. Letzterer war von den eßbaren Geschossen verschont geblieben, doch der General wischte sich mit einem bestickten Seidentaschentuch irgendeine grüne Soße vom Revers des eleganten schwarzen Umhangs. Die Oberlippe mit dem Schnurrbart war zu einem unangenehmen Lächeln verzogen.
»Dies Biest Irilya ist zu weit gegangen«, bemerkte er mit schneidender Stimme. »Es ist zwar eine glänzende Niederlage, die dem König sicher schwer schaden wird; aber damit ist ihre Nützlichkeit für unsere Pläne erschöpft. Die Armee steht an der Schwelle zum Aufruhr, und der Hof schert sich um gar nichts mehr, wie diese abstoßende Szene beweist.« Er zeigte auf den Bankettsaal, in dem einige Betrunkene herumkrochen oder andere sich inmitten der Speisen liebten. »In der nächsten Phase wäre Irilya nur eine Gefahr. Gib den Befehl, sie zu mir zu bringen!«
Omar lächelte verständnisinnig. »Du hast vor, sie zu verhören – und vielleicht den Abend des Staatsstreichs zu feiern? Ich hätte nichts dagegen, selbst ein so energiegeladenes Weib zu verhören!« Sobald er Abolhassans finsteren Blick sah, wurde er gleich ernst und diensteifrig. »Ich werde sie zu dir schicken, wie du es befohlen hast. Und ich werde mich selbstverständlich um den Barbaren kümmern.«
»Ja, töte ihn so öffentlich wie möglich; aber vorher erniedrige ihn noch mehr.« Abolhassans grimmige Miene verzog sich zu einem höhnischen Lächeln. »Das dürfte einem, der so scharfzüngig ist und der soviel Erfahrung mit Duellen hat, nicht schwerfallen. Sollte er nicht zum Zweikampf kommen, verbreite überall, auch im Ausland, die Meldung über seine Feigheit und überlaß ihn mir. In beiden Fällen wird damit Yildiz' lächerlicher Versuch beendet sein, einen Helden zu schaffen.« Der General machte kehrt. Omar knallte die Hacken zusammen und salutierte stramm. »Bis morgen bei der Meuterei!«
K APITEL 17
Nächtliche Verfolgungsjagden
Durch Korridore mit filigranartigem Mauerwerk, über Fußböden aus Jade und Terrassen mit Lapislazuli verfolgte Conan die leichtfüßige Irilya. Aus ihrem heimlichen Davonschleichen war sehr schnell eine richtige Flucht geworden. Der untere Teil des geräumigen Westflügels des Palastes war für die Festivitäten geöffnet worden, so daß die Wachtposten in den roten Uniformen tatenlos dastanden, als die beiden vorbeirannten.
Das Rennen war knapp und schnell. Die schlanke geschmeidige Frau forderte Conans kampferprobte Zähigkeit heraus. Sein einziger wahrer Vorteil war das uralte Privileg des Jägers, das fliehende Wild vor sich zu haben und damit die Strecke überschauen zu können. Er konnte Abkürzungen nehmen und Zeit
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