Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
Wald sein würde, wenn Conan den Ast wegschaffte.
Conan überlegte kurz. Wenn er die Arbeit allein erledigte, würde man ihn wegen seiner Kraft bewundern; aber Tairs Stolz wäre tief verletzt. Da aber Stolz bei diesen Menschen so hoch geschätzt wurde, nahm er einen anderen Weg.
Der hünenhafte Cimmerier ließ den Ast wieder sinken. Tairs Züge entspannten sich. »Der ist wirklich schwer«, sagte Conan.
Tair nickte.
»Die vier konnten ihn nicht wegschaffen, du auch nicht. Du hast gesehen, wie weit ich gekommen bin?«
»Ja«, antwortete Tair.
»Vielleicht schaffen wir beide, was die vier nicht zustande gebracht haben.«
Der Kleine grinste. »Na klar.«
Tair stellte sich neben Conan. Dann stemmten sie sich gegen den Ast. Conan hob nicht zu stark, damit Tair auch einen Teil der Arbeit tun konnte. Noch ein Ruck, dann rutschte der Ast seitlich nach unten. Die Brücke schnellte hoch, aber beide Männer behielten das Gleichgewicht.
Tair wendete sich strahlend an die vier Männer. »Habt ihr gesehen, was wirklich starke Männer zuwege bringen? Das ist Conan vom Dach der Welt. Er ist mein Freund!«
Tair schlug Conan auf den Rücken. Dann gingen sie mit Hok weiter.
Der Cimmerier wußte, daß er durch diese Tat einen Freund gewonnen hatte, keinen Feind. Das war ein gutes Gefühl.
Thayla erhob sich von den weichen Fellkissen, auf denen ihr Gatte völlig erschöpft schlief. Sie lächelte, als sie zur Kräuterhexe ging, um einen Trank zu holen, der sicherstellte, daß sie nach der soeben beendeten Aktivität mit Rayk nicht schwanger wurde. Noch war nicht der richtige Zeitpunkt, ein Kind zu bekommen. Nein, bald würde sich ihr Wunsch erfüllen, Königin über mehr als nur diesen kümmerlichen Wüstenstrich zu sein. Sie mußte dieses Unternehmen ohne Zwischenfälle leiten und überwachen können. Da draußen in der Welt gab es soviel zu genießen. Thayla hatte keine Lust, dazuliegen und die Freuden zu versäumen, welche Macht ihr zu bieten hatte. Sie hatte Geschmack am Verbotenen gefunden und wollte mehr davon genießen. Besonders ein Vergnügen lag ihr am Herzen.
Wann immer die Pili einen Menschen erbeuteten, war das für alle ein Fest. Nichts schmeckte so gut wie Menschenfleisch, wenn es richtig zubereitet war. Alle Pili genossen diese Delikatesse. Manchmal hielten sie die Menschen noch eine Zeitlang gefangen, um sie zu mästen oder ihnen durch besonderes Futter einen bestimmten Geschmack zu verleihen, ehe sie gekocht und verspeist wurden. Als Königin hatte Thayla Zugang zu diesen Gefangenen.
Anfangs hatte sie die Vorstellung abgestoßen; aber im Lauf der Zeit betrachtete sie die Erfüllung bestimmter Wünsche als ihr Recht. Rayk hatte natürlich keine Ahnung davon. Nur wenige ihrer Diener wußten darüber Bescheid, daß Thayla sich mit Menschenmännern dreimal ebenso vergnügt hatte, wie soeben mit ihrem Gatten. Die Gesetze der Pili verboten dies streng; aber schließlich war sie Königin und stand ihrer Meinung nach über den Gesetzen. Menschenmänner waren anders als die der Pili. Sie rochen anders, benahmen sich anders und waren größer ... an bestimmten Stellen. Bedeutend größer. Ihre erste Begegnung mit einem erregten Mann hatte sie verblüfft. Niemals hätte sie gedacht, daß sie damit fertig würde; aber sie hatte es geschafft. Das Lustgefühl war sehr viel stärker als bei Rayk oder einem anderen Pili, den sie gelegentlich zum Geliebten genommen hatte.
Doch leider fingen die Pili nur selten Menschenmänner! Die meisten dieser Spezies wußte gar nicht, daß es die Pili gab, oder sie hatten so viel Verstand, dem Gebiet der Pili fernzubleiben. Wenn aber die Pili zahlenmäßig stärker würden, wenn sie einen Ort fänden, um sich in Ruhe zu vermehren, könnten sie wieder stark werden und häufiger unvorsichtige Menschen fangen. Diese Aussicht behagte der Königin sehr. Sie war genau die richtige Person, um das zu verwirklichen. Rayk war stark und brutal; aber er war ein Dummkopf. Sie war die Macht hinter ihm. Wenn sie ihn genügend trat, tat er, was sie wollte. Das hatte er immer getan. Und Thayla war nicht willens, ihr Lieblingsprojekt aufzugeben.
Lächelnd erreichte sie die Höhle der Kräuterhexe. Das Leben war leicht für diejenigen, welche wußten, wie man richtig lebte!
V IER
Die Nacht stahl sich ins Tal wie ein Meisterdieb und legte ihr gestirntes ebenholzschwarzes Gewand über die riesigen Bäume. Das Zwitschern der Vögel und das Summen der Insekten bildeten ein zartes Netz
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