Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
glitt. Dann bekam es wieder feste Formen. Klegs Eingeweide verkrampften sich vor Angst und wurden eiskalt.
»Und bringst du mir diese Zutaten?«
»Nein, Mylord. Die Baumleute sind mächtig und wachsam. Bei dem Versuch, dir das Gewünschte zu beschaffen, wurden vier deiner Diener getötet. Außer mir konnte nur noch einer entkommen, und das in letzter Minute.«
Dimma lehnte sich auf dem Thron zurück. Der Selkie erblickte durch den Körper seines Meisters hindurch die kostbaren Elfenbeinschnitzereien in der Lehne. »Du bist so kräftig wie drei Menschen, Kleg.«
»Und dennoch, Mylord. Die Baumleute sind sehr stark und behende. Sie beschützten ihren Wald so gut, daß selbst wir sie nicht überwältigen konnten.«
Der Abet Blasa schwieg für einen Augenblick. »Und du bist ganz sicher, daß das, was ich brauche, bei den Baumleuten zu holen ist?«
»Ja, ganz sicher, Mylord.«
»Dann ist es unwichtig, wie stark und behende sie sind. Ich werde das bekommen, was ich brauche. Du mußt alles tun, um diese Aufgabe zu erfüllen. Geh und sammle deine Brüder. Ein Dutzend, eine Hundertschaft, so viele, wie du brauchst. Alle Lebewesen des Sargasso stehen dir zur Verfügung.«
»Dein Wort ist mein Leben«, schnarrte Kleg und verneigte sich tief. Dann verließ er rücklings die Halle.
So ist es in der Tat, dachte Dimma, als er dem Selkie nachschaute. Dein Leben und das von zehnmal zehntausend sind nichts im Vergleich zu dem, was ich unbedingt haben muß.
Dimma stand auf und schwebte durch die große Halle. Wo er sich bewegte, verdichtete sich der Nebel, als fließe er aus seiner Gestalt heraus. Und so war es auch.
Vor fünfhundert Jahren war Dimma ein junger törichter Zauberlehrling gewesen. Auf seinen Reisen war er hochmütiger geworden, so daß er seine Kräfte bald weit überschätzte. Eines schicksalhaften Tages wollte er die Macht des Zauberers von Koth auf die Probe stellen. Dimma hatte leichtsinnigerweise geglaubt, daß die wahre Macht dieses zahnlosen, verhutzelten alten Manns niemals an seinen Ruf heranreichte.
Dimma hatte sich geirrt. Zahnlos war der Zauberer von Koth, aber er konnte noch schrecklich beißen. Bei dem Kampf war der Alte gestorben. Doch zuvor hatte er den frechen Dimma noch verflucht.
Während der letzten Atemzüge hatte der alte Zauberer gelächelt. »Du bist ein harter Bursche«, hatte er gesagt. »Feuerstein und geschmiedetes Eisen. Du gibst nichts weg; aber vom heutigen Tag an wird dein Körper aus Nebel bestehen. Für immer wirst du in diesen Schwaden leben. Das sage ich jetzt, und so soll es geschehen.«
Danach war der Alte gestorben; aber Dimma hatte sich keine Sorgen gemacht. Er hatte schon mit einem Fluch des Sterbenden gerechnet. Es war für ihn nichts Neues, da ihn bereits mehrere Zauberer verflucht hatten, die er getötet hatte. Das bedeutete nichts. Er, Dimma, hatte Magier des Rings und Magier des Quadrats besiegt. Die gelben Seher von Turan hatte er überwunden, die dunkelhäutigen Zaubersänger in Zembabwei vernichtet. Noch ein Magier mehr – darum scherte er sich nicht.
Anfangs.
Einen Monat nach dem Zweikampf mit dem Zauberer von Koth wollte Dimma sich mit einer Frau vergnügen. Er griff nach ihr und ...
Seine Hand glitt durch ihren Körper hindurch!
Entsetzt floh Dimma, redete sich jedoch hinterher ein, daß er das Opfer einer Illusion geworden sei, eines Tricks, den ihm zuviel Wein und das Licht gespielt hatten. Die nächste Zeit schien es auch zu stimmen; aber in den folgenden Monaten entfaltete der Fluch des alten Kothiers seine volle Blüte. Dimma wurde immer substanzloser. Es gab offenbar keine Heilung. Dieser Zustand kam und ging völlig willkürlich.
Dimma war keineswegs ein Stümper von einem Magier. Er benutzte sein ganzes Können, um sich von dem Fluch zu befreien, doch umsonst. Immer mehr Zeit verbrachte er als ein Wesen, das mehr aus Nebel denn aus Fleisch und Knochen bestand. Manchmal dauerte es Tage oder Wochen, bis er wieder feste Gestalt gewonnen hatte. Er konnte immer noch die meisten Zauber ausführen, da er Diener einsetzte, wo er eine feste Hand oder einen Körper brauchte. Die anderen Freuden des Körpers waren für ihn jedoch verloren. Er konnte weder essen noch trinken, keine erotischen Genüsse mit Frauen erleben, er spürte weder Hitze noch Kälte, noch die Struktur von Stoffen. Er wurde zu einem Geist, der in einem ständigen Nebel lebte, ein Wesen, das kein richtiger Mensch mehr war, sondern ins Reich der Nebelschwaden gehörte.
Aber
Weitere Kostenlose Bücher