Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
Aufmerksamkeit der Baumleute auf einen Punkt zu lenken, währenddessen er sich trickreich den Talisman verschaffte. Kleg war nicht wegen mangelnden Verstands Erster geworden. Es mußte einen Weg geben, und er würde ihn finden! Sonst war er nicht länger Erster – oder irgend jemand. Diese Aussicht spornte ihn ungemein an. Erfolg oder Tod lautete die Devise!
Kleg blickte zu dem Tal in der Ferne hinüber. Er hatte mehrere Ideen. Noch blieb ihm Zeit, sie zu durchdenken und zu sichten. Er war gespannt, was übrigblieb.
Cheen ging fort, um alles für die Zeremonie vorzubereiten, die am Abend stattfinden sollte. Sie ließ Conan in Gesellschaft ihrer Brüder Tair und Hok zurück. Beide hatten den Cimmerier freundlich aufgenommen, obwohl dieser über die Angebereien der beiden schmunzeln mußte.
»Ah, der riesige Barbar, von dem ich schon gehört habe«, sagte Tair. Erst als er direkt neben Conan stand, merkte dieser, wie klein der Bursche war. Er reichte ihm kaum bis zur Mitte der Brust. Sogar Cheen überragte ihn um eine halbe Handbreite. »Ich rechne mich zu den Größten der Baumleute – in Beziehung dazu, was du siehst, und dazu, was verhüllt ist.« Er ließ eine Hand zum Lendentuch sinken und zwinkerte dem Cimmerier bedeutungsvoll zu.
»Ich lasse euch Männer mit euren Lügen allein«, hatte Cheen lächelnd gesagt.
Nachdem sie weg war, nahmen Tair und Hok den Cimmerier mit zu einem Besichtigungsgang durch das Baumreich. Jeder Baum sei zumindest mit einem anderen durch Lianen verbunden, erklärte Tair, so daß man über diese Brücken ohne Schwierigkeiten von einem Ende des Waldes bis zum anderen gelangen konnte. Er, Tair, habe persönlich die höchste und beste Brücke gebaut. Nun ja, einige hätten ihm unbedeutend geholfen, fügte er grinsend hinzu.
Auch Conan grinste. Das Prahlen war so unverhohlen, daß er dem kleinen Burschen nicht böse sein konnte. Tair konnte nicht den Mund auftun, ohne anzugeben, und Hok bemühte sich sehr, dem älteren Bruder nachzueifern.
»Hast du meinen Frühlingstanz gesehen?« fragte der Junge. »Tair sagt, daß ich am besten von allen in meinem Alter bin und besser als viele, die einige Winter älter sind. Und wenn er das sagt, dann muß es so sein.«
Conan nickte und unterdrückte das Lachen.
Während sie durch das Astgewirr und über die Lianenbrücken gingen, sah Conan, daß hier tatsächlich ein ganzes Dorf in den Bäumen stand, mit allem, was ein vergleichbares Dorf auf dem Boden aufwies. Blätterfressende Tiere waren in Käfige gesperrt. Es gab kleine Pferche und Gärten, für die man sorgfältig Erde auf besonders dicke Äste gebracht hatte. Um einen Baum war eine Plattform errichtet, auf der fünfzig Menschen Platz hatten. Die Baumleute hatten sich an das Leben in luftiger Höhe auf diesen Riesenbäumen sehr gut gewöhnt. In Cimmerien lebte Crom unter einem Berg. Welche Götter beteten wohl diese Baumbewohner an?
Die drei kamen an eine Brücke, auf der vier Männer damit beschäftigt waren, einen dicken Ast beiseite zu räumen, welcher auf die Brücke gefallen war. Die vier gaben sich größte Mühe, konnten das Hindernis aber nicht verrücken. Der Ast war so dick wie Conans Schenkel und ziemlich lang. Die Brücke senkte sich unter dem Gewicht.
»Ich bin der Stärkste im Wald«, erklärte Tair großsprecherisch. »Ich werde diesen Schwächlingen zeigen, wie man den Zweig entfernt.« Mit geschwollener Brust ging er auf die vier Männer zu. Es kam zu einem kurzen Gespräch, das sogleich ziemlich hitzig wurde. Offenbar wollten die vier nicht, daß Tair den Ast wegschaffte, weil sie sich dann als unfähig angesehen hätten. Conan grinste.
Doch gleich darauf ging Tair neben dem Ast in die Hocke und packte den Ast. Zu seiner Ehrenrettung mußte gesagt werden, daß er das Ende ein Stückchen anhob. Aber Conan sah sofort, daß der kleine Mann den Ast niemals allein heben konnte, weil ihm dazu die Kraft fehlte.
Conan trat zu Tair. »Schwer?« fragte er.
Tair richtete sich auf. »In der Tat. Wenn ich den Ast nicht bewegen kann, dann schafft es keiner von uns.«
»Laß es mich mal versuchen.«
»Du bist groß; doch Größe ist nicht immer gleichbedeutend mit Kraft.«
»Stimmt.«
»Aber versuch es ruhig.«
Conan spreizte die Beine und packte den Ast. Er spürte, daß er ihn hochheben konnte, wenn auch nicht ohne Mühe. Er blickte zu Tair hinüber. Der kleine Mann machte ein besorgtes Gesicht. Da war dem Cimmerier klar, daß Tair nicht mehr der stärkste Mann im
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