Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Reichtum und die Macht zu klammern, die zu hast? Wahrlich, o König, ist es dein Schicksal, nur so weit zu kommen – und dann aufzuhören? Oder ist es dir bestimmt, mehr zu erreichen – vielleicht etwas, das noch kein Monarch dieser Erde geschafft hat?
Unsere Welt ist klein, o König, – zumindest der Teil, den wir kennen. Sie ist kaum größer als ein Weiler, ein verschlafenes Dorf mit müden, unbedeutenden Königen. Bis jetzt hat noch nie ein Mann gelebt, der sich mehr als einen kleinen Teil der Erde untertan gemacht hat – einen abgemessenen Teil, nicht größer als eine Handbreit auf den Pergamentkarten, die ihr Könige so gern zeichnet und mit roter Tinte oder noch röterem Blut verändert.« Delvyn zeigte mit der Laute auf eine derartige Karte, die an die Wand neben dem Fenster geheftet war.
»Mach's kurz, Zwerg! Was willst du mir wirklich sagen?« Conans Stimme klang ruhig und resigniert.
»Ich frage dich, Majestät, warum müssen wir mehr als einen Herrscher in der Welt haben, wenn sie doch so klein ist? Und wer könnte die gesamte Welt besser regieren als du, König Schädelspalter? Ist das nicht deine klare, unveränderliche Bestimmung, für welche die Götter dich aus so vielen Gefahren errettet haben, in die du dich durch deine blutdurstige Dummheit gebracht hast?«
Es folgte eine lange Pause. Conan saß reglos am Schreibtisch, Delvyn auf der Truhe. Trotz des grauen Wollwamses, des einfachen Kilts, des schmucklosen Dolchs im Gürtel und den Sandalen war Conan jeden Zoll ein König. Als er endlich sprach, klang er niedergeschlagen.
»Und welchen Teil der Welt läßt das dir übrig, kleiner Mann? Welchen Anteil willst du an meinem göttlichen Schicksal haben?«
Delvyn griff wieder in die Saiten. »Liegt das nicht auf der Hand, Sire? Ich bin nur ein Narr. Die einzige Möglichkeit für einen Narren, ein großer Narr zu werden, ist, wenn er Hofnarr bei einem großen König wird. Und ich habe vor, der größte Hofnarr zu werden, der je gelebt hat.«
K APITEL 4
Abschied
»In letzter Zeit ist der König sehr in Gedanken verloren, Trocero.«
»Ja, Prospero. Er ist durch den Sieg keineswegs so beschwingt, wie ich erwartet hatte.«
»Stimmt. Ich hatte auch gedacht, daß er danach fröhlich sein würde, aber er wirkt finsterer als je zuvor. Was nagt wohl an ihm?«
Die beiden adeligen Herren tranken ihren Mittagswein auf der Terrasse über dem Eingang zum Palast. Jetzt schwiegen sie nachdenklich. Trocero saß gebeugt auf einem verwitterten Holzsessel, die Ellbogen auf die Knie gestützt und ließ sich von der Sonne den breiten Rücken wärmen. Prospero dagegen stand vornehm da, einen Fuß auf die Schießscharte gestellt und betrachtete das geschäftige Treiben unten im Hof des Palastes.
»Vielleicht ist es der verderbliche Einfluß dieses widerlichen Zwergs, den er an seinen Busen genommen hat. Ich traue Delvyn nicht«, sagte Trocero.
»Hältst du ihn für einen Spion?« fragte Prospero und drehte sich um. Dann setzte er sich auf die Zinne.
»Der ein Spion?« Graf Trocero runzelte die Stirn. »Nun ja, wenn man unter spionieren versteht, daß einer ständig die Ohren aufsperrt und wilde Gerüchte verbreitet, dann allerdings. Aber ich bin nicht sicher, was er sich davon verspricht. Er redet doch kaum mit jemandem außer dem König.«
»Er hat uns viel über unsere Feinde erzählt«, sagte Prospero. »Und nichts davon hat sich als falsch erwiesen.«
»Aber natürlich! Damit wollte er sich unser Vertrauen erschmeicheln! Inzwischen weiß er so viel über unsere Pläne, daß es gefährlich wäre, ihn frei zu lassen. Das ist meiner Meinung auch der Grund, warum Conan nicht mehr davon spricht, ihn gegen Lösegeld zurück nach Nemedien zu schicken.«
»Möglich.« Prospero lehnte sich gegen die warmen Steine der Zinnen. »Aber er ist zu klein und zu unbedeutend, um ein Meuchelmörder zu sein. Vielleicht leidet der König nur darunter, daß er langsam in die Jahre kommt und daß ihm die Siege zu leicht in den Schoß gefallen sind. Schließlich ist es keineswegs ungewöhnlich, Trocero, wenn ein König sich einen Spaßmacher oder einen Hofnarren hält.«
»Ja, aber wenn du mich fragst, reißt Delvyn keine Possen und ist auch kein Narr!« Der Graf trank den Wein aus und stellte den Becher neben sich auf den Boden. »Er hat eine hinterlistige Art, die Schwächen eines Mannes aufzuspüren und dann auszunützen. Wer weiß, welche Rolle er bei der Niederlage seines früheren Herrn in der Schlacht
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