Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Fingern, um die Diener zur Eile zu treiben. Das Fest ging weiter. Als der ständige Strom an Speisen aus den Küchen langsam versiegt war, traten eine andere Tanztruppe und Musiker auf. Sie waren den Höflingen vertraut. Die schönen Tänzerinnen stammten alle aus dem Harem, den der König vor der Heirat mit Königin Zenobia unterhalten hatte. Jetzt boten sie ihre Künste der Öffentlichkeit dar. Alle waren hervorragend ausgebildet. Große Mühe wurde darauf verwandt, immer neue Tänze und Kostüme darzubieten.
Im Laufe der Vorstellung fielen immer mehr Hüllen, und das Programm endete stets in bestimmten verführerischen Schritten und Bewegungen. Zu den wilden Klängen der Tamburine und Flöten tanzte schließlich jede Schöne für sich allein. Einige drehten sich auf den Tischen, andere wanden sich beinahe auf dem Schoß ihrer glühendsten Verehrer.
Der König saß auf dem Thron und wurde von zwei wahren Energiebündeln bedrängt. Die Tänzerinnen wirbelten hauchdünne Schleier über sein Gesicht und durch die spielerisch nach ihnen greifenden Finger. Sie schürzten die Röcke und öffneten die Leibchen, um dem König die üppigen, biegsamen Körper in voller Schönheit zu zeigen. Der König lachte, versetzte ihnen ab und zu einen Klaps und pries laut ihre künstlerisch vollendete Darbietung.
»Hervorragend, Mora, wo hast du nur diesen Trick gelernt? Du bist heute wirklich in Hochform, Mädchen! Aber, Lilith, überanstrenge dich nicht! Komm her, Kleine, setz dich auf meinen Schoß! Es ist lange her, seit wir uns ganz intim unterhalten haben!«
Doch die blonden Versucherinnen streiften die geduldig zuschauende Königin mit kurzen Blicken und wirbelten schnell wieder außer Reichweite ihres Monarchen. Kurz darauf bedeutete Zenobia den Tänzerinnen durch eine diskrete Geste ihrer weißen Hand mit den langen roten Nägeln, andere Gäste mit ihren Verführungskünsten zu reizen. Schließlich erhob sich die Königin. Der weinselige König hatte verlangend nach ihrem in Seide gekleideten Körper gegriffen. Mit Küssen und Koseworten brachte sie ihn dazu, den goldenen Thron zu verlassen und ihr durch den sich leerenden Bankettsaal zur Wendeltreppe zu folgen, die zu den Schlafgemächern hinaufführte.
Als die Tanzdarbietung immer freizügiger wurde, hatten viele Gäste das Fest verlassen. Die meisten hatten sich paarweise verabschiedet – sei es aus Gründen des Anstands oder heißer Begierde. Die Mitglieder von Conans Kronrat waren schon vor geraumer Zeit gegangen. Nur die ausdauerndsten Gäste – Junggesellen oder einsame Reisende – waren noch da, um sich noch länger dem Trost oder der Verlockung der schönen Tänzerinnen hinzugeben. Die kleinste, etwas pummelige Schöne hatte es sich neben dem Sessel des Zwergs bequem gemacht. Doch als sie ihm vorsichtige Beweise ihrer Gunst lieferte, hüpfte er mit angewiderter Miene vom Kissen und schüttelte seine Laute wie eine Waffe gegen sie. Schnell zog er sich in eine dunkle Nische beim Kamin zurück, wo man seine grünen Augen den Rest der Nacht funkeln sah.
»Am Hof sagt man, wir seien ein höchst ungleiches Paar, kleiner Mann.«
Conan saß am Schreibtisch im Ostturm und hörte Delvyn zu, der die Laute schlug. Durch das geöffnete Flügelfenster sah man den blauen Himmel und grüne Wipfel. Die Strahlen der Morgensonne fielen auf die Schriftrollen und Pergamente, die vor dem König lagen. Der Monarch tauchte die Straußenfeder in schwarze Tinte und unterzeichnete Proklamationen und militärische Befehle. Dann preßte er sein Siegel in das rote Bienenwachs, das in einer Schale über einer Kerze geschmolzen wurde. Aus dem Schatten, wo sein Gefährte saß, schwangen sich seltsame Melodien durch die Luft.
»Menschen müssen immer reden«, erklärte der Zwerg. »Am meisten die Neider. Und diese haben ja auch allen Grund; denn unsere Begegnung war wohl ein Glücksfall.« Delvyn griff in die Saiten und spielte eine melancholische Melodie aus dem Westen. »Wäre der Lenker des Streitwagens nicht so tölpelhaft gewesen«, beklagte er sich, »und wäre meine Rüstung nicht viel zu groß gewesen und wäre ein Barbarenkönig nicht aus einer verrückten Laune heraus mutterseelenallein nachts übers Schlachtfeld gewandert, wäre ich jetzt tot. Oder vielleicht in Ianthe oder Belverus und müßte für ein übersättigtes Publikum betrunkener Aristokraten und ihre herausgeputzten Liebchen spielen.«
»Hmm. Und dennoch, mein Freund, habe ich das Gefühl, daß unsere Begegnung
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