Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
spielte? Und wie er Conan mit offener Verachtung behandelt, also ... ich finde das einfach abstoßend!«
»Aber nicht doch, Freund! Das gehört nun einmal zu einem Hofnarren, das weißt du doch auch. Ein König, besonders ein so großer wie Conan, braucht Erholung von den ständigen Schmeicheleien. Er genießt es richtig, wenn man auf seine Kosten einen Scherz macht, daß alle lachen. Aber wir als ausgewachsene Männer dürfen es uns niemals leisten, seine Leistungen zu verspotten.«
»Du hättest völlig recht, wenn der Zwerg den König tatsächlich erheitern würde. Aber mir scheint, daß eher das Gegenteil eintritt – jedenfalls auf längere Zeit gesehen. Erinnerst du dich noch, wie wir auf dem Rückmarsch und in Conans Zelt pausenlos das entnervende Plim-Plim der Laute hörten? Da! Hör mal!« Trocero blickte zum Fenster des Ostturmes hinauf, durch das leise Lautenklänge drangen. »Mitra weiß, was für teuflische Sachen er gerade wieder dem König ins Ohr flüstert und welchen Zauber seine fremdländische Musik webt!«
»Na, na, mein guter Trocero!« Prospero lachte. »Hab doch ein bißchen Vertrauen in unseren König! Kein Mensch ist jeglicher Art von Magie gegenüber mißtrauischer als Conan. Welche Schwäche könnte er als siegreicher König eines blühendes Reichs und Haupt eines ihm ergebenen Hofs und einer liebenden Familie haben, die dieser boshafte Wicht ausnützen könnte? Laß uns Conan heute bei der Beratung beobachten und sehen, ob sein Urteilsvermögen in militärischen und diplomatischen Angelegenheiten geschwächt oder gleichgültig ist. Wenn ja, dann müssen wir mit ihm reden. Ansonsten laß ihm den Spaß mit dem Zwerg. Vor uns liegen sehr wichtige Fragen. Laß sie uns als Probe nehmen, in welcher Verfassung der König ist.«
So wie der Himmel aussah, war es entweder später Abend oder frühe Nacht. Aber keine aquilonische Nacht. Die seltsam fahle Farbe des Firmaments über dem Horizont und das traurige Lied des Windes, der durch die Felsen säuselte, waren nicht gewöhnlich. Eine wäßrige Mondscheibe schien herab und warf schwache Schatten zwischen die hohen schwarzen Säulen auf die halb verfallenen Zyklopensteinplatten des Schloßhofs.
Jetzt frischte der Wind auf. Doch es gab keine Vegetation. Kein Grashalm regte sich, kein Laub wehte über die Platten. Die Ruhelosigkeit der Luft zeigte sich nur in den Staubwölkchen, die über die Steine dahinwirbelten, und in den dunklen Wellen des mauergefaßten Teichs in der Hofmitte.
Eine einsame Gestalt ging durch die hohen Ruinen. Sie war kleiner als ein normaler Sterblicher und wirkte inmitten dieser Heimstatt vergessener Götter verloren und verängstigt.
»Kthantos?« rief ein dünnes Stimmchen. »Altehrwürdiger, warum wurde ich hergebracht? Ich habe dich nicht beschworen, Kthantos!«
Die Antwort auf diese Frage wurde nicht ausgesprochen, sondern blubberte in schimmernden Kreisen aus der schwarzen Oberfläche des Teichs vor dem Fragesteller auf.
»Beschworen, sagst du?« Die gutturalen Laute wurden durch Lachen unterbrochen, welches in dicken Blasen heraufsprudelte. »Menschen beschwören Dämonen, Sterblicher! Götter rufen Menschen!«
»Bis jetzt habe aber immer ich dich herbeibeschworen.« Die kleine geduckte Gestalt blieb in sicherem Abstand vom Teichrand stehen. Die Brise hatte sich gelegt; dennoch war die Oberfläche des Teichs unruhig. »Ist es möglich, daß deine Stärke jetzt schon zunimmt, Kthantos?«
»So wie es der Stärke eines Gottes gebührt, dessen Anhängerschar größer geworden ist!« lautete die sprudlige Antwort.
»Na ja, einen Anhänger mehr«, meinte der sterbliche Besucher. Die Skepsis in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Hmm, von Null auf Eins ist natürlich ein riesiger Zuwachs. Du solltest dich unendlich viel stärker fühlen – zumindest jetzt in diesem Augenblick.«
»Du meinst, solange dein Leben währt«, spottete das schwarze Wasser gurgelnd zurück. »Im Vergleich zu meinem ist es ja erbärmlich kurz.« Wenn man den Teich näher betrachtete, schien er nicht mit Wasser gefüllt zu sein. Die Blasen und Wellen waren dickflüssiger, eher wie Öl oder flüssiges Pech. »Schließlich habe ich deinen unerschütterlichen Glauben«, fuhr die Stimme fort.
»Gewiß, Altehrwürdiger«, sagte der Besucher. »Aber vielleicht schwindet meine Verehrung für dich eines Tages.«
»Auch ohne deine Verehrung besitze ich dich. Allein durch einfache Angst, Sterblicher. Kannst du einfach kraft eines
Weitere Kostenlose Bücher