Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
weiteren Gegners. Dann stemmte er sich gegen die Wand, schnellte vor und warf sich mit seinem gesamtem Gewicht gegen die Steinplatte. Diese gab nach, fiel nach hinten und begrub unter sich einige der Männer, die nicht mehr entkommen konnten. Anstelle eines lauten Polterns der Platte auf dem Steinboden hörte man nur das Knirschen und Knacken brechender Knochen und die Schreie und das Röcheln Verwundeter und Sterbender.
»O wie entsetzlich! Der Dämon lebt immer noch!« schrie einer. »Bitte, verschone uns, o Schrecklicher! Wir sind nur noch wenige. Wir sind besiegt! Verschone unser Leben!«
»Er ist ein König!« schrie ein anderer. »Heil dir, Eroberer! Wir geloben dir Treue Conan, König von Aquilonien und Ophir!« riefen wenige dünne Stimmen.
»Wo ist Malvin?« Conan zerschnitt mit dem Schwert die Bogensehne und warf den Bogen beiseite. Der Ärmel seines Reisemantels war zerfetzt und dort blutig, wo die Sehne den Arm immer wieder erbarmungslos getroffen hatte. »Führt mich zu Lord Malvin!« befahl Conan mit heiserer Stimme. »Ihn muß ich auch noch töten.«
Mit dem Schwert in der Hand schritt König Conan durch die Halle, vorbei an den Toten, auf deren bleichen Gesichtern Schmerz und Angst standen. Es war nicht viel Blut in der Halle, da die Pfeile nur schmale rote Bänder bei ihren Opfern hinterlassen hatten. Aus mehreren Verstecken ertönten zaghafte Stimmen: »Heil, Conan dem Großen!«
Conan hatte kein Interesse, diese wenigen elenden Gestalten zu töten. Er schritt direkt auf den größten Tisch in der Halle zu. Unter der ovalen Platte kauerten einige Überlebende. Ein kleiner Kerl mit faltigem Gesicht, gekleidet wie ein gemeiner Bürger, kroch hervor und stand auf. Dann hob er plötzlich einen Dolch. Er wollte die anderen, die sich noch furchtsam versteckt hatten, schützen.
»Kämpfe gegen ihn, sage ich! Rette unser Königreich!« rief da plötzlich eine hohe, aber furchtsame weibliche Stimme. Sie gehörte einer Gestalt, die wie ein Mann in Leder gekleidet war. Die Frau rang mit jemandem unter dem Tisch. »Töte ihn! Zumindest stell dich im Kampf und beweise, daß du ein Mann bist! Ich verspreche dir, an deiner Seite zu sterben.« Conan trat näher. Da sprang die Frau auf und riß einen Degen aus der Scheide an ihrem Gürtel. Sie war schlank. Ihr dunkelrotes Haar reichte bis auf die Schultern. Sie schüttelte es wütend. Ihr Wams war vorn so weit offen, daß man die Hälfte des vollen Busens sehen konnte.
Jemand sagte etwas unter dem Tisch, doch so leise, daß Conan die Worte nicht verstehen konnte. Die Rothaarige neigte den Kopf, um es besser zu verstehen. Dann warf sie ihn empört nach hinten. »Was? Verhandeln sagst du? Ihm ... was anbieten? Nein, Malvin, du feiger Hund, ich biete dir den Tod!« Blitzschnell stieß sie den Degen in eine der dunklen Gestalten, die unter dem Tisch lagen. Sie zog ihn nicht heraus. Conan hörte einen erstickten Schrei. Ein Mann kroch hervor. Der kostbaren Kleidung nach war er ein Aristokrat, auch wenn er jetzt nicht die schimmernde Rüstung trug. Der Degengriff der Rothaarigen ragte dicht hinter dem Ohr hervor.
»Amlunia ...«, stieß Lord Malvin hervor und wollte den Stiefel der Frau fassen. Doch da trat blutiger Schaum vor seinen Mund, und er brach stöhnend zusammen. Der alte Diener blickte fassungslos auf seinen sterbenden Lord. Dann warf er den Dolch weg und ergab sich mit leeren Händen.
Amlunia jedoch würdigte Lord Malvin keines weiteren Blickes. Unerschrocken ging sie auf Conan zu, bis in Reichweite seines Schwerts. »Töte mich, wenn es sein muß, Marodeur ... oder verschone mich! Das, wofür Malvin ein Königreich geboten hätte, gebe ich dir freiwillig!« Sie preßte sich an Conan, reckte den Kopf und gab ihm einen heißen Kuß auf den Mund. »Er war kein Mann, aber du bist einer ... und ein König! König von Ophir und mein König, wenn du halten kannst, was du im Gemetzel gewonnen hast!«
K APITEL 6
Belagerung
»Wir halten Ianthe in unserer Gewalt. Armiro kann an unsere Tore schlagen, bis seine Fäuste gebrochen und blutig sind.«
An dem hohen Felsen, auf dem sie standen, verengte sich die Schleife des Flusses so, daß man ihn leicht überqueren konnte. Bis zu dieser Stelle konnten auch Hochseeschiffe das ganze Jahr hindurch fahren. In grauer Vorzeit hatte irgendein Flußpirat oder Bandit auf diesem Felsen sein Bollwerk errichtet. Unter der Lehnsherrschaft seiner Nachkommen hatten Fährleute, Zöllner und Kaufleute ihre
Weitere Kostenlose Bücher