Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Festung abzuschlachten.« Noch wagte es keiner, sich dem Hünen zu nähern, der schwer atmend dastand. Fünf Tote lagen zu seinen Füßen.
»König oder Knappe! Er ist ein Schurke, ein Ungeheuer!« schrie ein bärtiger, breitschultriger Mann, der hinter einem Tisch an der Rückwand der Halle stand. »He, halt, Brüder, weg von ihm! Jetzt habe ich ihn! Nur ein freier Schuß ...« Er hatte gerade die Sehne eines dunklen, lackierten Holzbogens gespannt, den er wohl von der Wand hinter sich genommen hatte. Der Ritter legte sorgfältig einen Pfeil auf. »Hier, du Schurke, jetzt kannst du für die schwarzen Sünden deiner heutigen Mordtaten büßen!« Die Hand des Ritters zitterte sichtbar, weil er so ungemein viel Kraft brauchte, um den Bogen zu krümmen.
Als der Pfeil abgeschossen war, störte ein metallisches Flackern die Flugbahn und lenkte ihn nach unten, mitten in die Menge. Lautes Wehgeschrei wurde laut. Der Bogenschütze senkte den Arm. Langsam drehte er sich und sank gegen die Wand. Aus dem offenen Mund quoll ein Blutstrom. In seiner Brust klaffte eine Wunde, die ihm Conan mit der Streitaxt beigebracht hatte, die er mit kräftigem Arm über ein Dutzend Schritte hinweg geschleudert hatte.
Ehe die Menge richtig begriffen hatte, was geschehen war, sprang Conan bereits der Axt hinterher. Mit dem ersten Schwertstreich machte er einen Mann nieder, der sich ihm in den Weg stellen wollte, mit dem zweiten den nächsten Gegner. Nach einem Satz über den Tisch fällte er einen dritten Mann mit blitzschnellen Hieben. Dann nahm er den Bogen aus der schlaffen Hand des sterbenden Besitzers.
Der Köcher lehnte an der Wand. Im Nu hatte König Conan einen Pfeil herausgenommen, eingelegt und abgeschossen. Dieses Geschoß landete in der weichen Kehle eines Aristokraten, eines Lords aus Ophir, der mit erhobenem Schwert vorgetreten war. Noch ehe das Auge den Bogenschützen erfaßt hatte, zitterte ein zweiter Pfeilschaft in der Brust des Manns hinter dem Lord. Ein dritter Angreifer wandte sich zur Flucht. Doch da traf ihn Conans gefiedertes Geschoß direkt unter dem Schulterblatt. Er fiel stöhnend gegen seine Gefährten.
Jetzt herrschte ein vollkommenes Inferno in der Halle. In Panik flohen die Männer, ohne auf einander Rücksicht zu nehmen. Sie prallten schreiend zusammen. Einige warfen sich unter die Tische, um den todbringenden Pfeilen Conans zu entgehen. Manche versteckten sich hinter den Leichen. Alle zitterten vor dem lodernden Blick des Hünen mit der rabenschwarzen Mähne, als er, mit dem Köcher über der Schulter, stumm, aber treffsicher, die Opfer auswählte. Nur wenige waren so verzweifelt, daß sie einen Flirt mit dem Tod wagten und Hand an die eigenen Waffen legten. Sobald sie vorwärtsstürmten, ereilte auch sie der schnelle Tod.
Da die Große Halle nur einen Eingang hatte, gab es keine andere Fluchtmöglichkeit. Laut schreiend hämmerten die Männer gegen die Eichenbohlen, doch vergeblich. In einer hinteren Ecke gab es noch eine kleine Tür, die wohl zu einem Vorratsraum führte. Doch dort hatten die Diener sich gleich zu Beginn des Kampfes verbarrikadiert. Jetzt rüttelten einige Herren am Riegel, aber niemand öffnete. Der Berg der toten Bittsteller vor dieser Tür wuchs ständig.
Die wenigen übriggebliebenen Flüchtigen an der Eingangstür gerieten in derartige Panik, daß sie mit ihrem Gewicht die Türflügel einen Spalt breit nach außen aufdrückten. Dann holten einige eine schwere Steinbank und benutzten sie als Rammbock. Währenddessen sah König Conan nicht tatenlos zu. Pfeil nehmen, auflegen, Sehne spannen und schießen. In wenigen Minuten war die Schar an der Tür so ausgedünnt, daß sie die Steinbank fallen ließ und hinter Tischen und Leichen Deckung suchte.
Plötzlich drohte Conan von der anderen Seite Gefahr. Einige Verzweifelte hatten eine schwere Tischplatte hochgehoben und hielten sie wie ein Schutzschild vor sich, während sie sich dem Tod bringenden Bogenschützen näherten. Sie wollten ihn in eine Ecke drängen und mit der Platte erschlagen.
Sie stürmten los. Conan wich kühl zurück, zielte und schickte einen Pfeil erst in das Bein eines Manns, dann in die Schulter eines zweiten, die nicht vollständig hinter der Platte Deckung gesucht hatten. Der am Bein verwundete stürzte zu Boden, worauf der Vormarsch stockte und die runde Tischplatte über die Steinfliesen schabte. Conan stand dicht vor der Wand. Jetzt nahm er den letzten Pfeil aus dem Köcher und schoß ihn durch die Wade eines
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