Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
und Bannern von weitem erkennbar war. Eine Handvoll Offiziere stand vor dem Zelt zum Empfang bereit.
»Conan! Heil dir, o König!« rief Prospero. Er trat vor und beugte als erster das Knie vor dem Monarchen. »Wir sind überglücklich, Euch hier zu sehen. Ihr hättet zu keinem günstigeren Zeitpunkt eintreffen können!« Auch der Adlige neben ihm verneigte sich tief vor König Conan und sank auf ein Knie. Prospero half dem Mann wieder auf die Beine und erklärte: »Das ist Baron Halk, unser nemedischer Verbündeter, ein unerschrockener und harter Kämpfer!«
Der Baron war ein Mann in mittleren Jahren, mit gesunder Gesichtsfarbe. Er war kräftig gebaut und in voller Rüstung, wodurch seine Schwierigkeiten beim Aufstehen erklärbar waren. Vielleicht war er es aber auch nicht gewohnt, derartige Huldigungen darzubringen. Allerdings konnte sich Conan des Gedankens nicht erwehren, daß die Unbeholfenheit und rötliche Gesichtsfarbe von übermäßigem Trinken herrührten. Der König schwang sich aus dem Sattel und ging zu der Gruppe. Baron Halk streckte ihm die Hand entgegen. Nach Art der Legionäre umfaßte er Conans Unterarm zur Begrüßung – aber auch, um sich irgendwo festzuhalten.
»Sei gegrüßt, König Conan!« sagte er und drückte fest zu. »Du bist in der Tat ein Cimmerier! Das sieht man sofort an der Form Deines Gesichts. Auch in meinen Adern fließt königliches cimmerisches Blut, das Erbe der wilden Eroberer aus dem Norden.« Er gab Conans Arm frei, legte aber sofort die Hand auf die Schulter des Offiziers neben ihm, um Halt zu finden. »Ich bin froh, daß du Prospero zu mir geschickt hast, um mit mir zu trinken und zu verhandeln. Wir haben ein für beide Seiten günstiges Bündnis geschlossen.« Der Einfluß des Weins war sowohl beim Sprechen als auch in seinem Atem nicht zu verkennen. »Es ziemt sich, daß wir mit unserem nordischen Blut diese weibischen Kerle im Süden unter unser Joch zwingen.«
»Ich mache keinen Unterschied zwischen Blut im Norden oder dem im Süden – mein Schwert ebensowenig. In der Tat habe ich mehr Feinde nördlich der Gunder Marsche als südlich davon.« Conan musterte Halk mit eisigem Blick, obwohl ihm klar war, daß dem Baron von dieser Begegnung nur wenig im Gedächtnis zurückbleiben würde. »Ich vertraue jedoch Prosperos Erklärung, daß du mein loyaler Verbündeter sein wirst und diesen Teil des Reichs fähig regieren kannst, sobald wir ihn erobert und in deine Obhut gegeben haben.« Dann wandte er sich an den Poitainer. »Bisher habt ihr beide gute Arbeit geleistet. Dafür muß ich euch mein Lob aussprechen. Aber Prospero, als ich heute ins Lager ritt, mußte ich feststellen, daß deine Männer ziemlich untätig herumstehen.«
»Gewiß, Majestät«, antwortete Prospero. Seine Lippen kräuselten sich etwas zwischen dem dünnen Schnauzer und dem Spitzbart. »Diesen Eindruck könnte man durchaus gewinnen.«
»Hast du den Oberhäuptern der Stadt faire Bedingungen für eine Kapitulation gestellt?«
»Jawohl, Mylord. Allerdings haben sie unseren Gesandten an Händen und Füßen gefesselt und sein Haar mit Pech und Harz an den Schweif seines Pferdes geklebt zurückgeschickt.«
»Aha. Das ist allerdings eine unerhörte Beleidigung«, sagte Conan mit finsterer Miene und blickte umher. »Und diese Katapulte dort? Glaubst du wirklich, daß sie irgendeine Wirkung auf das Bronzetor oder die Quadern der Mauer oder Türme haben? Mann, die Geschosse haben nicht mehr Wirkung, als würden Tauben an einem Findling herumpicken!«
»Jawohl, Ihr habt recht, Sire«, gab Prospero offen zu und nickte. »Die Katapulte scheinen überhaupt keinen Schaden anzurichten.«
»Also, mein lieber Graf!« Conans Stimme klang ruhig, doch es war die Ruhe vor dem Sturm. »Ich hätte nie gedacht, daß ich dich zu mehr Eifer antreiben müßte, eine Stadt einzunehmen! Weißt du denn nicht, daß eine lange Belagerung noch nie die Kampfmoral einer Armee gestärkt hat?« Conan nahm Prospero beiseite, um ihn nicht vor den anderen noch mehr herunterzuputzen. »Seuchen und Hungersnot treffen nicht nur die in der Stadt eingeschlossenen Verteidiger, sondern sie schwächen auch die Entschlossenheit der Soldaten draußen. Ich habe jedenfalls nicht die Zeit, hier herumzusitzen und zu warten. Eine lange Belagerung hier, dann wieder eine und vielleicht noch eine dritte, kann uns den Gesamtsieg kosten, selbst wenn jede einzelne zur Eroberung der Stadt führt!« Abrupt brach Conan ab. Er wollte den Freund und
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