Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
aus den Bordellen und Schenken des Vergnügungsviertels eingesammelt war, brach er wieder auf. Weiter ging es auf der Straße der Könige.
Die Verwüstungen, die der Krieg angerichtet hatte, waren jetzt häufiger als vorher zu sehen. Aus manchen Burgruinen auf den Hügeln stiegen noch schwarze Rauchwolken empor. Neben der Straße lagen Leichen im Gras, die nicht einmal gefleddert waren. Sie trafen auf Spione und Kollaborateure, die man erwischt und an der nächsten Weggabelung ans Kreuze genagelt hatte. Manche stöhnten und schrien noch in Todesqual. Wahrscheinlich hatte man sie auf Befehl von Baron Halk zu derart grausamer Strafe verurteilt.
Amlunia saß neben ihrem König und äußerte einen konstruktiven Vorschlag, als sich der Streitwagen wieder einer Gruppe dieser Unglücklichen näherte. »Was hältst du von einem Übungsschießen mit Pfeilen, Conan?« rief sie begeistert. »Oder mit Speeren, wenn dir das lieber ist. Für jeden Treffer gibt es einen Krug Ale ... oder sollen wir aufs Schwarze zielen? Das wäre schwieriger. Ein Treffer in die Kehle oder in ein Auge ...«
»Sei ruhig, Weib!« fuhr Conan sie barsch an. »Ich habe selbst einmal am Kreuz gehangen. Und das kann ich dir sagen: Es war wirklich kein Vergnügen!«
»Aber, mein Gebieter!« Amlunia schmiegte sich mit der üblichen verführerischen Art an Conans Schulter. »Bitte, sorge doch für ein bißchen Abwechslung auf dieser entsetzlich langweiligen Fahrt! Außerdem würden wir diesen Unglücklichen direkt einen Gefallen erweisen, wenn wir ihnen zu einem schnellen, barmherzigen Tod verhelfen.«
»Ja, das stimmt, König Halsdurchbohrer! Dir sollte das wirklich nichts ausmachen!« spottete Delvyn. Der Zwerg stand in voller Rüstung vorn im Streitwagen und führte die Zügel. »Weißt du eigentlich, Amlunia, daß König Conan ein großer Töter aus Barmherzigkeit ist? Als ich ihn zum ersten Mal erblickte, war er dabei, die Leiden seiner sterbenden Feinde auf dem Schlachtfeld abrupt zu verkürzen. In seinem königlichen Eifer hätte er auch mir beinahe diesen Gefallen erwiesen, wenn ich ihn nicht aufgeklärt hätte, daß ich überhaupt nicht verletzt war und ...«
»Aufhören!« fuhr Conan die beiden an. Er war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Noch nie hatte er die beiden Schmeichler so zornig angefahren oder so grimmig mit seinen eisblauen Augen angeblickt. Delvyn und Amlunia schwiegen betroffen. »Egilrude!« rief der König laut. »Zu mir, Hauptmann!« Dann gab er Egilrude den Befehl, daß eine Abteilung mit Zangen die Nägel herausziehen sollten, an denen die Männer am Kreuz hingen. Weiterhin ordnete er an, daß diejenigen, welche die Kreuzabnahme überlebten, mit Brot und Wasser am Weg zurückgelassen werden sollten. Was danach mit ihnen geschah, spielte keine Rolle. »Wenn sie in der Tat Verräter sind, werden ihre Landsleute sie töten, nachdem wir weitergeritten sind«, erklärte Conan.
Die nächsten Tage blieb König Conans Miene finster. Er sprach nur das Nötigste. Amlunia schmollte, doch auch das rührte Conan nicht. Selbst Delvyn wagte keine seiner üblichen Scherze vorzubringen.
Endlich erreichte der König mit seiner Schar Prosperos aquilonische Legionen und den Teil der nemedischen Armee, der Baron Halk treu ergeben war. Sie hatten ihr Lager in der Ebene vor den Toren Numalias aufgeschlagen, der am besten befestigten Stadt im Osten. Niemanden war es bis jetzt gelungen, in diese mächtige Mauer eine Bresche zu schlagen.
Schon von weitem sah Conan den Rauch der Lagerfeuer zum Himmel emporsteigen. Zelte und provisorische Befestigungsanlagen bildeten einen Kreis um die Stadt, der gerade außerhalb der Reichweite der Bogenschützen von der Stadtmauer lag. Als sich Conan mit seinen Schwarzen Drachen dem Lager näherte, hörte er das Schnalzen der Katapulte und den Aufprall der Geschosse, die allerdings nur leichte Staubwolken in der Mauer und den beiden mächtigen Türmen neben dem Westtor hervorriefen. Offensichtlich wirbelte das Sperrfeuer nur Staub auf, richtete jedoch keinen ersichtlichen Schaden an.
Mit lautem Trompetenschall ritten die Schwarzen Drachen in das Hauptlager ein. Beim Anblick des Königs auf seinem prächtigen Hengst stießen die Belagerer laute Jubelrufe aus.
»Heil, Conan dem Großen!«
Der Ruf hallte weiter nach Norden und Süden und verbreitete sich in Windeseile im gesamten Kreis des Belagerungsrings. König Conan galoppierte direkt vor das Zelt des Oberbefehlshabers, das mit goldbestickten Panieren
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