Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
verängstigte Tiere. Sie kratzen, ohne es zu wollen.«
»Conan, du warst bei deiner Geburt schon hundert Jahre alt.«
»Livia, ich wurde in Cimmerien geboren. Das ist ein rauhes Land, wo als erstes und letztes Gesetz gilt: Schwachköpfe werden nicht alt!«
»Ein solches Gesetz könnten wir in Argos auch gut gebrauchen. Aber wir haben ja bereits zu viele Gesetze, wie du gesagt hast.«
Conan lächelte. »Nun, vielleicht könntet ihr das noch brauchen. Doch was Lady Doris betrifft ... sie wollte mich erniedrigen, vielleicht auch verletzen, doch nicht töten. Sie glaubte, ich hätte einen schlechten Einfluß auf Euch.«
Er machte eine Pause. »Als ich ihr sagte, daß jemand versucht hatte, mich und meine Männer zu ermorden, war sie entsetzt. Da bin ich absolut sicher.«
»Ach, du kennst dich mit Frauen so gut aus?«
»Ich weiß, wenn jemand über eine Klippe getreten ist und bemerkt, daß er geradewegs in einen bodenlosen Abgrund gesprungen ist. So war es mit Doris. Sie dachte, ich würde ihre Männer abschlachten, weil ich sie im Verdacht hätte, beim Hinterhalt die Hand im Spiel gehabt zu haben.«
»Ich hätte nie gedacht, daß sie an das Wohl ihrer Diener auch nur einen Gedanken verschwenden würde. Sie steht in dem üblen Ruf, sie erbarmungslos davonzujagen, sobald sie alt geworden sind.«
»Livia, vielleicht ist das ein paarmal geschehen, aber ich verwette deinen gesamten Wein im Keller, daß es hauptsächlich eine Geschichte ist, die sie selbst in die Welt gesetzt hat. Auf diese Weise kann sie ihre Dienerschaft verringern, ohne preiszugeben, daß es ihr an Silber fehlt, sie zu behalten.«
»Arme Doris.« Dann weiteten sich die schönen blauen Augen, und Livia blickte wild um sich. »Arme Doris! Was sage ich denn? Conan, hast du mich mit Wahnsinn angesteckt?«
»Livia, ich ...«
»Nenn mich gefälligst ›Lady Livia‹, oder du verlierst deine Stellung bei mir, samt deinen Männern. Geh jetzt! Mögen die Götter dir Manieren beibringen, wenn ich es nicht schaffe.«
Conan ging keineswegs ungern hinaus. Er hatte in der Tat gehofft, bald entlassen zu werden, da bald der Abschied von Jarenz beginnen sollte. Sein ›Platz‹ war jetzt mehr an der Seite des Bruders des Toten als in diesem Gemach, wo er der zweiten Wahnsinnigen innerhalb eines Tages zuhören mußte.
Nein, Livia war nicht wahnsinnig, sondern eine eifersüchtige Frau. Doch Eifersucht endete bei Frauen oft in Wahnsinn.
Er hoffte, daß Eifersucht nicht auch sein Ende bedeutete. Es reichte, daß Reza hinter seinem Rücken eifersüchtig war. Wenn jetzt auch noch Livia eifersüchtig war, war er in Stygien sicherer aufgehoben! Dank sei den Göttern, daß er den Rest des Abends mit seinen Männern verbringen, ein paar Schluck guten Wein trinken konnte und sich nicht mehr wegen Weibern und ihrer Launen den Kopf zerbrechen mußte!
Wie auf Katzenpfoten schlich sich der Spion aus dem Haus, wo er das Gespräch der Lady mit Hauptmann Conan belauscht hatte. Am liebsten hätte er getanzt und gesungen und viele Krüge Wein geleert.
Es war nicht leicht gewesen, in jener Nacht untätig bleiben zu müssen, als Akimos seine Männer gegen das Haus ausgeschickt hatte. Er hatte unter den Toten Freunde erkannt ... und noch mehr unter den Sklaven, die man ins Gebirge geschickt hatte. Am schwierigsten war es gewesen, als er noch keinen sicheren Weg entdeckt hatte, um die Gespräche im Gemach der Lady zu belauschen.
Doch dann hatten ihm die Götter zugelächelt, das Glück war eingekehrt, der Weg hatte sich geöffnet. Jetzt hatte er nicht nur gehört, sondern auch gesehen, was in diesem Gemach geschehen war. Wenn Lady Livia Hauptmann Conan nicht begehrte, dann hatte er noch nie eine liebende Frau gesehen! Da er beruflich Frauen beglückt hatte, die mehr Begehren als Schönheit hatten, hielt er sich auf diesem Gebiet für beinahe allwissend.
Diese Tatsache mußte Akimos sofort erfahren. Damit hatte er eine Waffe, die den Verlust der Männer aufwog, die er verloren hatte – ja, noch zehn weiterer. Damit konnte er sich vielleicht an Hauptmann Conan für den Tod und die Verletzungen seiner Freunde rächen, die dieser widerliche Muskelprotz auf dem Gewissen hatte. Der Spion lief zurück in die Küche. Die Stunden, bis er den Palast verlassen und sein Wissen weitergeben konnte, würden unendlich langsam vergehen. Er konnte bis dahin auch nicht singen oder trinken, nicht einmal lächeln. Das wäre höchst unklug. Nicht wenn es Reza oder jemand, der es dem
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