Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Doris' guten Willen, aber den würde er bekommen, da war er ganz sicher.
Jetzt mußte er nachdenken, welche seiner Freunde unter den Wächtern er am besten gegen Conan einsetzen konnte – und für das wenigste Gold.
Conan inspizierte gerade die Torwachen, als die Wächter anmarschiert kamen. Sofort sah er, daß es sich nicht um einen normalen Besuch handelte.
Es waren an die vierzig Soldaten, mit zwei Hauptleuten, von denen einer beritten war. Dieser blieb im Sattel. Da erkannte Conan ihn. Es war Helgios von der Großen Brücke.
»Die Wächter von Argos kommen in einer wichtigen Angelegenheit, die Lady Livia und das Haus Damaos betrifft!« rief der Feldwebel.
Conan nahm seine beste offizielle argossische Haltung an. »Lady Livia ist im Haus. Doch im Augenblick widmet sie sich der Musik. Was darf ich bezüglich dieser Angelegenheit melden?«
»Daß es Hauptmann Conan von ihrer Wache betrifft.«
» Ich bin Hauptmann Conan«, sagte der Cimmerier und zeigte die Zähne. »Wenn es mich betrifft, ist es nicht nötig, Lady Livia zu stören.«
»Bist du wirklich Conan aus Cimmerien?« fragte der Feldwebel nach und schaute mit den kurzsichtigen Augen auf eine Pergamentrolle.
»Das ist mein Name. Er steht auch auf dem – wie heißt das verdammte Dokument? – auf meiner Bürgschaft. Reicht das?«
»Unverschämt zu den Wächtern!« rief der Hauptmann, der zu Fuß war. »Sofort notieren, Feldwebel!«
»Und was ist mit der Unverschämtheit, einen Mann der Lüge wegen seines Namens zu bezichtigen?« fragte Conan, höflicher, als ihm zumute war. Er schaute Helgios an.
Conan beschloß, vorsichtig zu sein. Da Helgios da war, hatte er keine Gelegenheit, die Wächter zu täuschen oder zu überrumpeln. Ohne Täuschung oder Überrumpelung hatte auch ein Krieger aus Cimmerien gegen fast vierzig Mann keine Möglichkeit, auch wenn es sich um argossische Wächter handelte, die in der Stadt aufgewachsen waren. Ganz zu schweigen davon, welche Probleme Livia wegen eines solchen Kampfes bei ihrem Tor bekommen würde!
Helgios nickte dem Feldwebel zu. »Conan aus Cimmerien, du bist festgenommen, weil du dir gesetzwidrig Rechte angemaßt hast, die nur einem Hauptmann der Wächter zustehen. Weitere Anklagepunkte werden noch untersucht und werden später gegen dich vorgebracht werden. Ich warne dich, daß alles, was du jetzt sagst, später gegen dich verwendet werden kann und daß auf Widerstand gegen die Wächter die Sklaverei als Strafe droht. Ich warne dich ...«
»Ach, Crom soll deine Warnungen holen«, entgegnete Conan. Er hatte geglaubt, ruhig gesprochen zu haben, doch die meisten Wächter wichen sofort zwei Schritte zurück, einige sogar vier. Keiner zückte eine Waffe, aber viele Hände waren näher an den Schwertgriff gerückt.
Conan tat so, als wären die Wächter zwischen den Pflastersteinen versunken, und wandte sich an seine Männer am Tor. »Einer geht zu Lady Livia und meldet, was hier geschehen ist. Ein anderer geht zu Feldwebel Talouf, der sich bis zu meiner Rückkehr als Hauptmann über Conans Abteilung betrachten soll.«
Einige Wächter grinsten bei den letzten Worten. Conan wußte so genau – als wäre es in die Luft geschrieben –, daß er nicht lebendig von dem Ort zurückkehren sollte, wo auch immer die Wächter ihn hinbringen mochten.
Es würde also doch zu einem blutigen Kampf kommen. Aber nicht vor Livias Tor, wo es ihr Schande bringen konnte. Wenn die Wächter so leicht gekauft werden konnten, würde sie ohnehin große Schwierigkeiten haben.
Conan fragte sich, ob er Livia von Harphos' leidenschaftlicher Liebe zu ihr hätte erzählen sollen. Dann würde sie im Lord einen Freund und keinen Feind sehen. Natürlich müßte sie mit ihm Verbindung aufnehmen, ohne daß seine Mutter etwas bemerkte. Aber wenn das nicht einmal Harphos schaffte, würde es Livia bestimmt nicht gelingen.
Conan schaute Helgios an. »Darf ich aus meinem Quartier etwas zum Anziehen und Essen holen?«
»Nur wenn vier meiner Männer mit dir gehen und alles durchsuchen, was du mitnimmst«, antwortete der Hauptmann.
Conan verbeugte sich. »Ich möchte nicht, daß Lady Livia durch eine derartige Invasion gestört wird. Doch wenn sie meine Bequemlichkeit höher als die Ehre ihres Hauses einschätzt, wird sie zweifellos ...«
»Was würde ich zweifellos, Conan?« ertönte eine Stimme hinter dem Cimmerier.
Langsam drehte er sich um. Livia stand vor ihm. Sie hatte nur einen Umhang über das Hausgewand geworfen. Ihre Füße waren nicht
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