Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
nackt, wie er zuerst geglaubt hatte, sondern steckten in dünnen seidenen Pantoffeln, die mit Rosen bestickt waren.
»Mylady«, sagte Conan und betonte den Titel, »ich werde Eure Dienste für eine Zeitlang verlassen müssen, bis eine gewisse Angelegenheit erledigt ist.«
Während er ihr alles erklärte, stand er so, daß er Livia und Helgios gleichzeitig beobachten konnte. Anfangs zitterten Livias Lippen, und sie verkrampfte die Hände unter dem Umhang. Dann merkte sie, daß Helgios sie beobachtete wie eine Katze einen Vogel und nur darauf wartete, daß sie Zeichen von Unsicherheit erkennen ließ. Sie richtete sich auf, ihre Lippen wurden schmal, und sie faltete die Hände vor der Brust. Conan dachte, daß er schon Königinnen gesehen hatte, die halb so alt wie Livia gewesen waren und nur halb soviel Würde wie sie gezeigt hatten.
Als er fertig war, nickte Livia. »Hauptmann Conan, ich vermute, daß jemand den Wächtern ... falsche Angaben gemacht hat.« Sie musterte Helgios scharf, der ihr plötzlich nicht mehr in die Augen schauen wollte. Conan hätte beinahe gelacht.
»Ich werde Kleidung und Essen und alles andere schicken, was für deine Bequemlichkeit erforderlich ist, Hauptmann Conan«, erklärte Livia. »Feldwebel Talouf wird den gleichen Rang wie mein Haushofmeister Reza bekleiden, es sei denn, man verdächtigt ihn, dem Obersten Archonten auf die Rosen gepißt zu haben oder eines ähnlichen Verbrechens.«
Sogar der Feldwebel mußte laut lachen. Helgios öffnete nur den Mund, schloß ihn jedoch schnell wieder und schüttelte nur den Kopf.
»Nun denn. Die Götter seien mit dir, Hauptmann Conan.« Livia ergriff seine beiden Hände, ging jedoch nicht weiter. Auch Conan mußte sich heldenhaft beherrschen, um sie nicht in seine Arme zu reißen.
Dann schritt der Cimmerier durchs Tor. Er lachte, als die Wächter noch weiter vor ihm zurückwichen. Eigenhändig zog er das schwere Tor ins Schloß.
»Nun, meine Freunde? Wartet auf mich ein nette dunkles Loch, wie versprochen? Oder bleiben wir den ganzen Tag hier in der Sonne stehen?«
Akimos brach nicht in Jubel aus, als die Nachricht von den Wächtern eintraf:
»Conan der Cimmerier ist sicher im Haus von Charof eingeschlossen.«
Das Haus des Charof war das unterste Geschoß des Wachhauses und nach dem argossischen Gott des Todes genannt. Normalerweise war es für Todeskandidaten reserviert, doch genügend Gold war von einer Hand in die andere gewandert, um Conan dort einen Platz zu sichern.
Das war durchaus nicht unangebracht, wie Akimos fand. Der Cimmerier war todgeweiht, auch wenn sein Ende weniger öffentliches Aufsehen erregen würde als das eines Mörders oder Verräters. Es war dennoch gewiß. Weder seine Muskeln noch sein Verstand würden ihn an den Wachen und allen anderen Sicherheitsvorkehrungen vorbeibringen, die auf dem Weg aus dem Haus des Charof heraus lagen.
Argos würde Conan den Cimmerier erst als Leiche wiedersehen, die man in einer geeigneten Jauchegrube finden würde. Nachdem die Nachricht über die skandalöse Bettgeschichte mit Lady Livia auf allen Straßen so verbreitet worden war wie der Kot streunender Hunde.
Anstelle vor Freude zu trinken und zu jubeln, ging Akimos ruhig zu Skirons Gemächern in den Keller. Er klopfte allerdings nicht an, denn die Geräusche drinnen waren unmißverständlich.
Ein Mann und eine Frau wälzten sich voller Lust im Bett. Zumindest der Frau schien es Spaß zu machen. Aufgrund der Geräusche war nicht auszumachen, welche Rolle Skiron bei diesem Paarungsakt spielte. Der Zauberer mußte nicht im Zölibat leben, um seiner Arbeit nachgehen zu können – nur von Zauberinnen wurde für gewöhnlich absolute Keuschheit verlangt.
Akimos ging lächelnd zurück. Er konnte auch ein andermal mit Skiron reden. Der Kaufmannsprinz hatte dem Zauberer oft eingeschärft, wie wichtig es sei, daß die Blumen des Verlangens wirkten. Sein ganzer Plan für Lady Doris hing davon ab. Wer konnte es dem Zauberer übelnehmen, wenn er den Liebestrank einmal ausprobierte?
Glühwürmchen funkelten im abendlichen Garten. Weiter hinten waren die Laternenanzünder bereits bei der Arbeit. Im Westen färbte sich der Himmel purpurn. Vom Hafen trug eine sanfte Brise Lieder und Musik aus den Weinschenken herauf.
Lady Livia hätte den Abend wunderbar gefunden, hätte sie nicht ganz allein auf dem Palastdach gesessen. Sie wollte es sich nicht einmal insgeheim eingestehen, daß sie wünschte, Conan sei bei ihr. Der Cimmerier war zwar
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