Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Strafgefangene gekleidet war. Die Köche und Küchenhilfen des Wachhauses bekamen nur einen Hungerlohn und rächten sich dafür, indem sie bei der Kost sparten. Der Wärter erinnerte sich, daß er sogar an Bord von Schiffen, die schon einen Monat auf See gewesen waren, besser gegessen hatte!
»Nun ja, wenn du nichts Besseres zu tun hast, könnten wir ja mal sehen, ob wir Freunde werden.« Der Wärter hoffte, daß der Kleinen sein Umhang als Unterlage weich genug sein würde ...
»Aber gern.« Sie schob sich an ihm vorbei. Dabei streifte ihre Hüfte gegen seine. Dann strich sie ihm über den Arm, setzte sich und holte aus dem Ausschnitt ihrer Tunika eine kleine Flasche. Der Inhalt war deutlich zu sehen: bester Feuerwein.
Das Mädchen hielt ihm die Flasche entgegen, dabei rutschte die Tunika erst über die eine Schulter, dann über die andere. Langsam glitt der Stoff über die Brüste bis zur Taille.
Der Wärter hatte richtig vermutet. Die Kleine trug unter der Tunika wirklich nichts. Er machte einen Schritt nach vorn – dann kam ein Donnerschlag, und er sah Sterne. Noch ein Schritt, dann fiel er mit dem Gesicht voraus auf die kalten Steine.
Das Mädchen zog die Tunika hoch, zog den Korken aus der Flasche und spritzte etwas Feuerwein auf den Wärter. Feldwebel Talouf nahm drei Stufen mit einem Sprung und kniete sich neben dem Wärter hin. Mit geübten Fingern löste er die Schlüssel vom Gürtel des Wärters und holte seinen eigenen Dolch aus der Ecke. Er hatte ihn auf den Wärter, mit dem Griff voran, geworfen und ihn so betäubt.
»Das ist Verschwendung von gutem Feuerwein«, murrte Talouf.
»Je mehr er stinkt, desto weniger schöpfen sie Verdacht«, sagte Gisela. »Von mir aus soll er ganz tief in den Schlamassel geraten, weil er mich so unverschämt angesehen hat.«
»Gisela«, rief Livia von der Treppe, »die Männer werden dich immer anschauen, ob dir das paßt oder nicht, es sei denn, du versteckst dich in einer Zelle!«
Gisela lächelte Lady Livia an, die mit ihrer Eskorte herabkam. Die zwei Männer aus Conans Schar, und zwei ihrer eigenen trugen die Uniformen der Wächter. Harphos kam als letzter, ebenfalls wie ein Wächter gekleidet, allerdings mit dem Abzeichen eines Hauptmanns am Gürtel und das eines Heilers auf der Schulterklappe. Er hatte einen dicken Lederbeutel über die Schulter geschlungen.
»Selbstverständlich beuge ich mich der übergroßen Erfahrung meiner Herrin in diesen Dingen«, sagte Gisela.
»Vandar, lege dieses unverschämte Weib mindestens einmal in der Woche übers Knie, bis sie lernt, den Mund zu halten«, sagte Livia.
»Sie würde mir wahrscheinlich ebenso eine über den Schädel hauen wie Talouf dem Wärter«, meinte Vandar und grinste.
»Nein, ich würde den Dolch mit der Spitze voran benutzen«, sagte Gisela spitz.
»Genug geredet«, sagte Talouf. Er nahm einen Schlüssel, der beinahe so lang wie der Arm eines Kindes war, schob ihn ins Schloß und drehte. Metall kreischte, Stein rieb gegen Stein, Ketten rasselten und von unten drang wütendes Zischen herauf.
Als wieder Ruhe herrschte, stand die Tür zum Haus des Charof offen. Eine schmale Zugbrücke war herabgekommen und lag über dem tiefen Spalt zwischen den Mauern. Talouf blickte in die schier bodenlose Tiefe hinab. Er hatte das Gefühl, als bewegte sich etwas. Wieder hörte er das Zischen.
Talouf wagte erst wieder zu atmen, als er festen Boden unter den Füßen spürte. Die anderen überquerten den Abgrund ebenso geschwind. Nur Harphos blieb stehen und spähte mit den kurzsichtigen Augen in die Finsternis.
»Verdammt, Har... Hauptmann. Wonach suchst du, den Schatz von Gilmi?«
»Ich versuche herauszufinden, welche Tierart dort unten haust. Wenn ich es weiß, kann ich den Biestern vielleicht etwas geben, um sie ruhigzustellen.«
Talouf biß sich auf die Zunge. Wenn Harphos die Erlaubnis wollte, Schlafmittel an Schlangen auszuprobieren, mußte er Hauptmann Conan fragen. Der Feldwebel vertraute lieber auf Stahl oder schnelle Füße, um die meisten Schwierigkeiten zu lösen. Er hatte keine Lust, einen Wahnsinnigen auch noch zu unterstützen!
Conan knurrte der Magen, aber so schnell verlor er seine Kraft nicht. Als er draußen Stimmen hörte, war er im Nu aufgesprungen und für alles bereit, sei es Hilfe oder Bedrohung.
Jemand machte sich am Schloß zu schaffen.
»Talouf?«
»Hauptmann?«
»Ja, hier.«
»Bist du gefesselt?«
»Nein, frei wie ein Vogel.«
»Den Göttern sei Dank.«
Conan stockte der
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