Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
zwei Frauen.
»Gib mir die Flasche. Wenn die Schlange nahe genug kommt, werde ich ihr eine Dosis verpassen.«
»Ich werde mitkommen«, sagte Harphos.
»Nein, Harphos«, widersprach Livia. »Die Krampen sind auf der anderen Seite, und du kannst nicht so weit springen wie Hauptmann Conan. Er kann dich auch nicht auffangen.«
»Nein, wir würden beide unten als Schlangenfutter landen«, sagte Conan. »Dann könntest du gleich runterspringen und es mir leichter machen, die Schlange zu töten, während sie dich auffrißt.«
Harphos wurde blaß, dann rot, als Livia ihm die Hand auf den Arm legte. Der Punkt war erledigt. Conan holte tief Luft, flog in einem riesigen Satz über den Felsspalt und fand am obersten Krampen Halt.
Wütendes Zischen aus der dunklen Tiefe. Der Cimmerier sah jetzt das riesige Schlangenhaupt mit den Giftfängen im aufgerissenen Maul. Zwei rote Augen, so groß wie Melonen, funkelten ihm entgegen.
Conan zog den Stöpsel aus der Flasche und wartete, bis die Schlange ihm den Kopf noch höher entgegenreckte. Dann warf er die Flasche mitten in den offenen Rachen. Das Zischen wurden ohrenbetäubend laut. Die Schuppen scharrten auf dem felsigen Boden, als die Schlange sich wand.
Conan hoffte, daß Harphos' Schlaftrank bald wirken möge. Nur weil er der beste Schlangentöter der Gruppe war, hieß das noch lange nicht, daß es ihm besonderes Vergnügen bereitete, mit dem Reptil zu kämpfen. Außerdem hatte Livia recht. Es wäre besser, keine tote Schlange als Zeugin für ihre Flucht zurückzulassen.
Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß Livia und Harphos gar kein übles Paar abgeben würden. Sie sollten zumindest den Versuch machen. Allerdings mußte man vorher Lady Doris zum Schweigen bringen. Ob das gelang, ohne sie zu erwürgen? Und Harphos durfte es nichts ausmachen, daß seine Frau doppelt so viel Verstand hatte wie er.
Die Zeit schien sich bis ans Ende der Welt auszudehnen. Conan wartete immer noch auf die Wirkung des Schlaftranks. Der Cimmerier zückte sein Schwert, als die Schlange eine Armeslänge von seinen Füßen entfernt war. Wenn das Mittel nun nicht oder nur sehr langsam wirkte ...
Funken stoben, als die Giftzähne an den Felsen kratzten. Dann bäumte sich die Schlange auf. Grüner Schaum brodelte in ihrem Schlund, die gespaltene Zunge zuckte wild umher. Dann schlossen sich die mächtigen Kiefer so laut wie ein Eisentor. Gleich darauf schien die mächtige Schlange alle Knochen zu verlieren. Sie sank zurück in die Tiefe und blieb reglos liegen.
Bei Conan siegte die Klugheit über die Eile. Er zählte bis zehn. Dann riß er ein Stück Mörtel aus der Wand und warf es der Schlange auf den Kopf.
»Gut gemacht, Harphos. Ich klettre nach unten und sehe nach, ob das Biest auch wirklich schläft. Talouf, habe ich nicht ein Seil unter deiner Tunika gesehen?«
»Würde ich je ohne Seil gehen oder Lady Livia ohne Tunika?«
»Hüte deine Zunge ...«, begann Harphos. Dann sagte Livia etwas, das Conan nicht verstand, den Lord aber zum Schweigen brachte.
Conan kletterte an den Krampen nach unten. Er landete in knöcheltiefem schwarzen Schlamm, der ekelhaft stank. Ein Blick verriet dem Cimmerier, daß seine Mühe nicht vergebens gewesen war. Ein Tunnel führte in die Dunkelheit – aber leicht nach oben.
Conan kletterte über das leblose Reptil. »Talouf, das Seil!« Der Cimmerier hob die Arme. Dabei warf er noch einen Blick auf den Tunnel.
Es war gut, daß er das tat. Aus der Finsternis kam ihm ein Zischen entgegen, als wären alle Geysire Vanaheims ausgebrochen. Etwas bewegte sich. Conan sprang nach hinten und schlug mit dem Schwert gegen den mächtigen schuppigen Kopf, der sich ihm aus dem Tunnel näherte.
»Da sind ja zwei Schlangen!« rief Harphos.
»Erzähl Conan etwas, das er noch nicht weiß!« verlangte Livia. Mehr hörte der Cimmerier nicht, denn er war zu beschäftigt mit dem Gegner. Die Überraschung der Schlange, ihren Partner so still zu finden, gab Conan einen Herzschlag lang Zeit, die er zu nutzen verstand. Er sprang über die schlafende Schlange zurück und schlug mit beiden Händen auf das Genick des anderen Reptils.
Die handtellergroßen braunrosigen Schuppen teilten sich, ebenso das blasse Fleisch darunter. Aber dieser Streich hatte die Schlange nicht tödlich getroffen. Jetzt wußte sie, daß der Feind nicht zu verachten war. Conan wußte, daß Schlangen einen langsamen Verstand hatten, aber wenn sie lange genug lebten, um so riesig zu werden, mußten sie wissen, wie
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