Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Atem, als er diese Stimme hörte. Livia, hier? Hatte man sie auch verhaftet oder hatte sie darauf bestanden, bei seiner Befreiung mitzumachen? So wie er Livia kannte, stimmte wohl letzteres. Keiner hätte gewagt, sich ihrem Wunsch zu widersetzen.
Talouf stocherte immer noch im Schloß herum. Vergeblich. Er fluchte laut.
»Dieses vaterlose Schloß soll ...«
»Wie dick ist es?«
»Fingerdick.«
»Wir haben keine Zeit. Tretet zurück!« Conan holte tief Luft, suchte einen festen Halt, stemmte sich dann mit der Schulter gegen die Tür und drückte.
Er drückte, bis ihm die Adern auf der Stirn zu platzen drohten. Schweiß strömte wie Wasser in einem Mühlbach. Doch jetzt spürte er, daß etwas nachgab. Die Freunde draußen schrien.
Der Cimmerier trat zurück, holte tief Luft und stemmte sich diesmal mit dem Rücken gegen die Tür. Metall ächzte, quietschte und gab mit einem entsetzlichen Schrei nach.
Conan lief es eiskalt über den Rücken, weil er plötzlich daran denken mußte, wie viele Menschen hier unten bei diesen Schreien wohl gestorben waren. Weder Götter noch Priester konnten viel gegen Geister ausrichten, wenn ein Mann sich nicht von den Orten fernhalten konnte, wo sie ihr Unwesen trieben.
Der Cimmerier trat durch die offene Tür hinaus. Livia warf die Kapuze ihres Umhangs aus dem Gesicht und ging einen Schritt auf ihn zu. Conan sah, wie Harphos das Gesicht schmerzlich verzog.
Conan verneigte sich tief und ergriff Livias Hände. Dann küßte er sie.
»Mylady, ich bin überglücklich, Euch wieder dienen zu können.«
Harphos entspannte sich. Livia sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick losbrüllen oder anfangen zu weinen.
Vandar als Krieger behielt einen kühlen Kopf. »Dein Schwert, Hauptmann.«
Conan gürtete das Breitschwert um. »Habt ihr euch eine gute Geschichte ausgedacht, mit der wir hier herauskommen?«
Harphos zeigte dem Cimmerier einen Paß aus Leder mit unglaublich vielen Siegeln. »Ich bezweifle, daß ich noch viele Freunde habe, wenn sie herausfinden, was ich mit ihren Geschenken gemacht habe. Aber darum sollen sich die Götter kümmern.«
Sie gingen zurück, Conan als letzter. Er lauschte, ob jemand sie verfolgte, da hörte er Talouf fluchen.
»Diese von Schweinen gezeugte Tür ist geschlossen – und die Zugbrücke ist hochgezogen!«
So war es. Conan blickte in die dunkle Tiefe. Lautes Zischen drang zu ihm herauf. Er musterte die Entfernung über die Spalte. Nein, es war aussichtslos, hinüberzuspringen und die Brücke herabzuziehen. Selbst wenn er die Haken erreichen würde, waren sie zu fest verankert, wenn die Brücke geschlossen war.
Außerdem würden diejenigen, die die Brücke hochgezogen hatten, auf der anderen Seite warten. Zweifellos waren es mehr Männer, als er jetzt bei sich hatte. Danach kamen noch viele andere Türen – und alle gut bewacht.
Nun erwartete den Cimmerier und seine Männer doch das Ende. Niederlage und Tod für ihn und die seinen, Niederlage und Schmach für Livia. Es sei denn, sie fänden doch noch einen Weg in die Freiheit ...
Conan spähte über den Rand der Felsspalte. Er erkannte trotz der Dunkelheit die Schlangen, die sich auf dem Boden ringelten. Dann sah er die Bronzekrampen auf der anderen Seite.
Er setzte sich und zog die Stiefel aus. Dann streifte er die Tunika ab. Da die Frauen ihn sehen konnten, gürtete er das Schwert über den Lendenschurz.
»Ich werde erkunden, ob es da unten einen Weg hinaus gibt«, erklärte er. »Ich habe schon gegen größere Reptilien als die Schoßtiere der Wächter da unten gekämpft. Mit ihren Häuten habe ich meine Schilde geschmückt.«
Livia öffnete den Mund, doch Harphos kam ihr zuvor.
»Warte. Ich habe hier etwas.« Er holte nach einigem Suchen aus seinem Beutel eine Flasche, wie sie in Khitai gemacht wurde.
»Was ist das?« fragte Gisela. »Ein Liebestrank?«
Harphos wurde rot. »Ein Schlafmittel. In der Flasche ist genug, um sechs Männer bewußtlos zu machen. Vielleicht reicht es dann für eine Schlange.«
»Schlangen sind langsam«, sagte Conan. »Stahl ist schneller.«
»Ja, aber wenn die Wächter die Schlange nur schlafend finden, sind sie nicht sicher, ob wir entkommen sind«, sagte Livia. »Laß es ihn versuchen. Es kann doch nicht schaden, zumindest dir die Arbeit zu erleichtern.«
Conan wollte heftig widersprechen, daß er keine Hilfe brauchte, solange er sein Schwert hatte. Dann erinnerte er sich jedoch daran, daß er die Verantwortung für sieben Leute trug, darunter
Weitere Kostenlose Bücher