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Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Titel: Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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Aufstehen. Allerdings mußte sie sich am Türrahmen festhalten. Das Metallschloß war zu heiß, als daß sie es berühren konnte. Sie roch Rauch und den Moschusgeruch der Ekstase der Zofe.
    Dann fielen ihre Augen auf das Gesicht des Mädchens. Wo die Haut soeben noch jung und frisch gewesen war, zeigten sich jetzt Falten. Vor ihren Augen wurden die Falten tiefer. Jugend und Frische flohen und machten Platz für altes graues Pergament. Blut tröpfelte aus dem Mundwinkel. Das Alter ergriff Besitz vom ganzen Körper. Doris wollte sich abwenden, aber ihre Augen hatten einen eigenen Willen. Sie hingen gebannt an dem Körper der Zofe, bis dieser nur noch ein hageres Überbleibsel der schönen jungen Frau war.
    Doris wollte schreien und sich gleichzeitig übergeben. Der Alptraum war vorüber. Jetzt ging der Körper in Verwesung über, verwandelte sich in ein schimmliges Etwas, das halb Staub war und halb stinkender blutiger Schleim. Der Staub blies Doris ins Gesicht. Er roch nach Grab. Sie kniete nieder, als ihr Magen rebellierte. Das grauenvolle Miasma folgte dem Staub. Dann drehte sich alles.
    Sie kniete bei der Tür und versuchte den ohnehin leeren Magen weiter zu entleeren. Sie verkrallte sich im Teppich und wimmerte wie ein kleines Tier, das in der Falle saß. Sie sah nicht die beiden riesigen gelben Augen mitten in der Luft und den schwarzen Nebel, der sich um die Augen drehte. Sie bemerkte die Nebelschleier erst, als sie ihre nackte Haut berührten.
    Diese Berührung war kalt wie der Tod und stank schlimmer, als alles, was sie bisher gerochen hatte. Lange spürte sie die Berührung nicht, denn ihr Verstand konnte nichts mehr ertragen. Als Lady Doris Zuflucht in tiefer Bewußtlosigkeit suchte, hallte wieder das schreckliche Gelächter durch die Gemächer.
     
    Conan saß auf der Pritsche, die ein Drittel der Möblierung seiner Zelle war. Die anderen beiden Drittel waren ein Strohsack und ein großer Eimer, der als Latrine diente.
    Der Cimmerier hatte schon in schlimmeren Gefängnissen gesessen. Eigentlich hatte er nicht erwartet, so gut untergebracht zu werden wie hier. Seiner Erfahrung nach genoß ein Mann, der nur noch wenige Tage bis zu dem Treffen mit dem Henker hatte, selten großzügige Gastfreundschaft.
    Essen und Trinken waren auch zufriedenstellend. Es gab zwar nur Wasser, aber es war sauber und beinahe frisch, nicht grün und verschlammt. Im Haferbrei und den Bohnen waren sogar winzige Fleischbrocken versteckt. Das Fleisch hätte man sogar an Hunde verfüttern können.
    Conan hatte gerade sein Mittagsmahl verzehrt, als der versprochene Korb aus dem Haus Damaos gebracht wurde. Lady Livia mußte die Vorratskammer geplündert haben, denn der Wärter konnte den Korb kaum tragen. Wein, Käse, Wurst, Fladenbrot und Brotlaibe, Rosinen, Äpfel, sogar ein Krug Ale – für die nächsten fünf Tage brauchte er keine Gefängniskost mehr anzurühren.
    Eigentlich wollte er nur Käse und Brot, aber er wußte, daß er bei Kräften bleiben mußte. Lady Livia hatte vielleicht die Möglichkeit, ihn auf friedliche Weise zu befreien, aber er wollte darauf nicht wetten – vor allem nicht sein Leben. Er holte eine Wurst heraus und schnitt ein Stück ab.
    Da sah er zwei Dinge. Das eine war die Ratte, die aus einer Ritze an der hinteren Mauer herauslugte, und das zweite ein schmaler Schlitz am anderen Ende der Wurst.
    Conan hatte für Ratten nicht viel übrig, aber diese hier war wirklich ein armes Geschöpf. Sie schlich langsam dahin und war völlig abgemagert. Sie wäre vor jeder Maus davongelaufen, ganz zu schweigen vor einer Katze.
    »Na schön«, sagte der Cimmerier. »Keiner soll sagen können, daß ich einen Bettler weggejagt habe, wenn ich genug zu essen hatte.« Er schnitt ein kleines Stück vom anderen Ende der Wurst ab und warf es der Ratte vor.
    Beim Anblick des Leckerbissens wurde die Ratte plötzlich schnell und schnappte sich das Wurststück beinahe noch in der Luft. Nach drei Bissen war es verschwunden. Die Ratte schnupperte auf dem Boden und hoffte auf Nachschub. Conan schnitt noch ein Stück ab.
    Da quiekte die Ratte, als würde man sie bei lebendigem Leibe rösten, rollte auf die Seite, dann auf den Rücken und streckte die Beinchen in die Luft. Sie zuckte krampfhaft. Weißer Schaum mit grünen Flecken trat ihr vors Maul. In den Augen leuchtete ein Wissen, das kein sterbliches Geschöpf haben sollte. Dann schlossen sie sich. Im nächsten Moment war das Tier tot.
    »Die Götter sollen sie verrotten lassen!«
    Der

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