Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Korb war durch so viele Hände gegangen, daß nur die Götter wußten, wer die Wurst vergiftet hatte. Conan würde nie erfahren, ob der Giftmischer hier im Gefängnis saß.
Falls dieser Giftmischer aber unter Livias Dach lebte, würde der Cimmerier ihm das Geheimnis entreißen und ihn dann töten.
Die meisten Menschen in Messantia wären überrascht gewesen, daß Lord Harphos nicht beim ersten Hauch von Zauberei schreiend aus dem Haus seiner Mutter gelaufen war. Selbst diejenigen, die wußten, daß Harphos besser war, als er nach außen wirkte, hätten nicht erwartet, daß er sich so einsetzte.
Harphos hatte das Glück, in seinen Privatgemächern weit weg vom Ziel des magischen Angriffs zu sein. Außerdem war er wach und bereit, als Skirons finstere Macht sich im Haus ausbreitete.
Zu seinem Wissen als Heiler gehörte jedoch keinerlei Magie. Der alte Kyros, sein Lehrer, hatte entschieden abgelehnt, ihm so etwas beizubringen. »Nicht ohne Erlaubnis deiner Mutter – und mit auch nicht!«
»Keine Angst, Meister. Sie würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn nicht noch Schlimmeres.«
»In manchen Dingen ist deine Mutter weiser, als sie selbst weiß.«
Jetzt war seine Mutter in Gefahr, weise oder nicht. Es war Harphos' Aufgabe, das Wissen einzusetzen, das sie verboten hatte, um sie zu verteidigen. Wenn er sie nicht verteidigen konnte, dann zumindest das Haus Lokhri. Außerdem war es seine Pflicht, sie zu rächen.
Harphos drehte aus Kräutern zwei Stöpsel, die giftführende Winde hinderten, in seine Nase einzudringen. Dann machte er einen Kräuteraufguß und tränkte darin ein Tuch, das er sich vor den Mund band. Er legte einen mit Eisenplatten geschützten Gürtel an und einen Beutel mit eisernem Schloß. In diesem Beutel verstaute er zwei verschlossene Phiolen. Mit der einen konnte er Benommenheit abwehren, welche die Magie vielleicht verursachte. Die zweite verlieh ihm für ungefähr eine halbe Stunde eine Kraft, die nahe an die Conans grenzte.
Ganz zum Schluß steckte Harphos noch schnell ein Kurzschwert in den Gürtel, obgleich er nicht erwartete, in dieser Nacht menschlichen Feinden zu begegnen. Falls aber doch und sie waren nicht in der Überzahl, würden sie ihr blaues Wunder erleben.
Kampfbereit stieg Harphos die Treppe zu den Gemächern seiner Mutter hinauf. Auf dem Weg stieß er nur auf Bewußtlose und sogar auf einige Tote. Manche hatten offensichtlich den Verstand verloren oder lagen im Sterben. Er konnte nur hoffen, daß die Wahnsinnigen ihre Sinne wieder zurückbekämen, sobald der Zauber das Haus verlassen hatte.
Beim Hinaufgehen fraß die Angst in seinem Bauch wie ein Wolf an einem Schaf. Beim Anblick der zerbrochenen Tür zum Zimmer seiner Mutter wurde die Angst so fest wie ein Eisklumpen und so groß, daß er in alle Richtungen zu wachsen schien. Harphos ging weiter.
Später dachte er, daß es nicht der Angstzauber war, den Skiron zurückgelassen hatte, der ihn gebrochen hatte, sondern der Anblick dessen, was von der Zofe noch übrig war, und der Geruch ihres Todes – und das Trugbild, das Skiron auf der Schwelle zu Lady Doris' Schlafzimmer schweben ließ.
Harphos warf einen Blick auf die mit Dornen besetzten schwarzen Arme, die seine Mutter umschlangen, und stieß einen Schrei aus. Dann machte er kehrt und rannte weg.
Er erinnerte sich später nicht mehr daran, das Haus verlassen zu haben oder durch die Straßen gerannt zu sein. Er hätte nicht schneller laufen können, wenn er beide Phiolen ausgetrunken hätte. Seine Hände zitterten, seine Augen waren starr. Wem er begegnete, hielt ihn für einen Wahnsinnigen.
Er erinnerte sich an gar nichts mehr, bis er gegen das Tor von Livias Palast hämmerte. Im nächsten Augenblick stand er vor Conans Feldwebel Talouf.
»Was im Namen von Erlik ...?«
»Das ... ist ... nicht das ... Werk ... der Götter«, stieß Harphos hervor. Er hielt sich an den Gitterstangen des Tors so fest, als würde er in einen Vulkan stürzen, wenn er sie losließ. »Zauberei, Zauberei ... in unserem Haus.«
Talouf war kein Dummkopf. Das Tor öffnete sich. Harphos fiel auf, wie leise es sich bewegte im Vergleich zu dem rostigen Ungeheuer im Lokhri-Palast. Dann umrundeten die Wachen den jungen Lord. Einige gaben ihm Wasser, andere boten ihm die Schulter zum Anlehnen. Nach einiger Zeit führten sie ihn ins Haus, wo Lady Livia wartete.
Sie saß zwischen Seidenkissen auf einem Sessel aus geschnitztem Elfenbein. Ihr Gesicht hatte ebenfalls die Farbe feinen
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