Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Mann abstellen, um ...«
»Um sich um den kleinen Jungen zu kümmern?«
»So würde ich das nicht sagen.«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Ich danke dir, daß du freundlich sein willst.« Harphos legte eine Hand an sein Kurzschwert. »Hauptmann, wie wär's mit ein paar Runden gegen eine Waffe deiner Wahl? Wenn ich dir beweise, daß ich nicht hilflos bin – kann ich dann mitkommen?«
»Ja.«
»Gibst du mir dein Wort?«
»Bei Mitra und Erlik! Zeig mir, daß du mit der Klinge umgehen kannst, und du kannst überallhin mitkommen, wohin dieses Abenteuer uns führt.«
Conan zog den Dolch und wickelte seinen Umhang um den linken Arm. Dann trat er zurück. Abgesehen von seinen längeren Armen hätte sein Breitschwert den Kampf furchtbar einseitig gemacht. Doch mit dem Dolch gegen Harphos Kurzschwert war die Reichweite ungefähr gleich. Andere Fähigkeiten würden den Kampf entscheiden.
Im Zeitraum von zehn Atemzügen stellte Conan fest, daß Harphos durchaus über diese Fähigkeiten verfügte. Er war aufmerksam, ausreichend schnell und konnte Lücken in der Deckung des Gegners gut erkennen. Vor allem bewegte er sich so geschickt, daß dem Cimmerier klar war, daß die bisherige Tolpatschigkeit nur vorgetäuscht war.
Conan war eindeutig besser, aber er mußte sich anstrengen. Die erste Runde endet damit, daß Harphos hart zustieß und Conans Rippen streifte. Doch dann hakte sich der Dolch des Cimmeriers in den Schwertgriff, so daß Harphos die Klinge nicht zurückziehen konnte. Blitzschnell trat Conan dem jungen Lord gegen die Beine, so daß dieser den Halt verlor.
Doch hielt Harphos sein Schwert fest und richtete die Schwertspitze gegen Conans Bauch, da dieser nicht gleich zurückgesprungen war. Der Cimmerier mußte lachen.
»Ich schätze, man braucht mehr Übung, als ich hatte, um Ringen mit dem Schwertkampf zu mischen.«
»Stimmt. Aber ein guter Kämpfer vergißt nie die Waffen, welche die Götter ihm gegeben haben, nur weil Schmiede ihm noch andere gemacht haben. Noch eine Runde?«
»Gern.« Harphos stand auf, wischte sich den Staub ab und ging wieder in Kampfstellung.
Sie kämpften noch vier Runden. Conan gewann alle, doch nicht ohne Anstrengung. Er gab rasch den Gedanken auf, den jungen Lord absichtlich gewinnen zu lassen. Harphos hätte es mit Sicherheit gemerkt und wäre wütend geworden. Der Cimmerier konnte es sich nicht leisten, verwundet zu werden, da er in den nächsten Tagen seine volle Kraft, Schnelligkeit und Konzentration brauchen würde.
Akimos und seine Männer waren keine Schwächlinge, aber sie waren auch nicht so gut, daß ein guter Krieger sie hätte fürchten müssen. Der Zauberer war eine andere Sache, zumal wenn man nicht nur den Rücken, sondern ein ganzes Dorf mit Frauen und Kindern schützen mußte!
Sehnsüchtig dachte Conan in diesem Augenblick an die guten alten Zeiten als Dieb in Zingara zurück. Damals war er niemandem Rechenschaft schuldig gewesen – abgesehen von einer kurzen Zeit mit der Zunft der Diebe – und war nur für die eigene Haut verantwortlich gewesen.
Harphos versuchte, die letzte Runde mit einem Handgemenge zu beenden. Ohne Warnung griff er Conan an und hätte bei einem echten Kampf dem Cimmerier den Bauch aufgeschlitzt, ehe er selbst gestorben wäre.
Conan warf Harphos wieder auf den Rücken, sprang diesmal aber gleich zurück. Das Haupt des Hauses Lokhri rang nach Luft und nahm Conans angebotenen Arm dankbar an.
»Nun, Hauptmann?«
»Gut genug. Trotzdem werde ich dich in die Mitte der Abteilung stecken. Nicht um dich zu beschämen, sondern weil wir deine Heilkunst nötiger brauchen als deinen Schwertarm. Ich habe ein Dutzend Schwerter, die besser sind als du, aber niemand, der ein Abführmittel von einem Nachttopf unterscheiden kann.«
»Wie du wünscht, Hauptmann. Solange ich überhaupt mit darf. Und ... sollte ich fallen ..., würdest du dann dafür sorgen, daß Shilka das bekommt, was ich ihr versprochen habe?«
Conan sagte nicht, daß wahrscheinlich auch alle anderen sterben würden, wenn Harphos starb. Er versprach dem jungen Lord, sein Bestes zu tun und auch Livia um Hilfe zu bitten.
Conan verschwendete keine Zeit, einen unterirdischen Weg zu den Höhlen von Zimgas zu suchen. Selbst wenn es ihn gab – und er nicht nur eine Erfindung der Märchen war –, könnte es einen Monat dauern, bis er ihn entdeckte. Außerdem hatte unter der Erde der Feind den gleichen Vorteil, den Conan in der Burg hatte: Er konnte mit einer Handvoll Männer einen
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