Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
innerhalb eines einzigen Atemzugs, ließ jedoch den Jubel mit einem Schlag verstummen.
Livia schüttelte das Haar nach hinten und fand ihre Stimme wieder.
»Ich danke euch. Mögen die Götter euch segnen und schützen. Aber diese Hundesöhne können wiederkommen. Laßt uns bereit sein, sie zu empfangen.«
Der Jubel klang etwas dünner, aber nur deshalb, weil viele der Verteidiger die Verwundeten einsammelten. Livia setzte sich und holte diskret das Handtuch unter der Tunika hervor. Dann wischte sie den Staub und das Blut von ihren Beinen.
Beim dritten Erdbeben wurde Harphos kein bißchen langsamer. Es war nicht so stark, daß sich die Steine unter den Füßen lösten, und alles andere brauchte er nicht zu beachten. Er mußte nur Hauptmann Conan rechtzeitig erreichen.
Als der Staub sich gelegt hatte, sah Harphos im Schein der restlichen Fackeln den Cimmerier im Kampf gegen sechs Feinde. Der junge Lord erwartete, daß alle anderen herbeistürzten. Doch nur Talouf sprang vorwärts. Keiner folgte ihm. Selbst die Bogenschützen hielten die Pfeile zurück.
Conan hatte Harphos genug beigebracht, damit dieser wußte, was zu tun war. Sein Ehre sagte ihm dasselbe.
»Folgt mir!« rief Harphos, zückte das Kurzschwert und lief die Schlucht hinab. Männer mochten einen Cimmerier im Stich lassen, doch nie den Erben von Lokhri – so hoffte er.
Harphos blickte nicht zurück, als er dahinlief. Wenn die Männer nicht folgten, würden seine auf sie gerichteten Augen auch nicht helfen. Noch weniger würde es ihm helfen, wenn er stolperte, stürzte und sich am nächsten Felsen das Gehirn aus dem Kopf schlug, von dem er manchmal bezweifelte, daß er es besaß. Harphos war ziemlich kurzsichtig, doch nicht nachtblind; aber er war noch nie nachts in einer Staubwolke einen steinigen Abhang hinabgelaufen, an dessen Ende Feinde warteten.
Aber irgendwie blieb er – durch Willensstärke und die Angst, einen Narren aus sich zu machen – auf den Beinen. Trotzdem atmete er erleichtert auf, als er ebenen Boden erreichte. Noch erleichterter war er, als er hinter sich die Männer kommen hörte. Vielleicht mußte er nun doch nicht beweisen, wie gut er mit dem Schwert umzugehen verstand ...
Die Erleichterung machte ihn leichtsinnig. Harphos blieb mit einem Fuß in einem Spalt hängen. Ein jäher Schmerz durchschoß ihn, als der Stein die Haut abschürfte und gegen den Knöchel schlug.
Die nächste Überraschung war, daß einer der toten Gegner des Cimmeriers nicht so tot war, wie Harphos geglaubt hatte. Der junge Lord zog das Schwert, aber er hatte noch nie gegen einen Mann gekämpft, während sein Fuß buchstäblich im Boden steckte.
Funken flogen. Schweißüberströmt parierte Harphos den Dolchstoß von Akimos' Mann. Dank der Gunst der Götter und Conan war der Mann verletzt und blutete. Die Wunden machten ihn langsam. Außerdem war seine Klinge nicht länger als die von Harphos.
Der Schweiß lief dem Erben von Lokhri jetzt bis zu den Fußknöcheln und bewirkte, daß Harphos den eingeklemmten Fuß herausziehen konnte. Der Gegner machte noch einen verzweifelten Versuch, dann starb er, als sich ihm Harphos' Schwert zwischen die Rippen bohrte und das Breitschwert des Cimmeriers ihm anschließend noch den Schädel spaltete.
Harphos wollte lachen, brachte jedoch nur ein verkrampftes Lächeln zustande, aber immerhin, er wurde nicht ohnmächtig. »Conan, hättest du nur ein bißchen stärker zugeschlagen, hättest du mich ... schau hinter dich!«
Harphos' Warnung hatte ein Echo. Der Cimmerier wirbelte mit unmenschlicher Schnelligkeit herum. Anstatt den Mann niederzuschlagen, der ihn im Rücken angriff, trat er ihm zwischen die Beine. Stöhnend wand sich der Mann auf dem Boden.
Harphos sah jetzt, daß der Gegner einer von Conans Männern war. Douras hieß er. Ein Damaos-Mann, Mekhas, ließ das Schwert sinken und schaute in alle Richtungen, nur nicht zum Cimmerier.
»Was in Mitras Namen ...«, begann Harphos.
»Hör ihm zu, wenn er spricht«, fuhr der Cimmerier Douras an und drückte ihm den Daumen unters Kinn. Der Mann krümmte sich noch stärker, schwieg jedoch.
»Hauptmann Conan«, sagte Mekhas. »Ich ... ich dachte, du würdest Harphos als nächsten töten. Man hat uns diesbezüglich gewarnt. Dann sah ich, daß wir uns geirrt hatten. Ich wollte Douras aufhalten, aber ich konnte nur noch dich warnen.«
»Dafür danke ich dir«, sagte Conan. »Noch dankbarer wäre ich, wenn du mir sagst, wer euch gewarnt hat. Vielleicht sogar so
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