Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
Ding noch einmal genau. Ich weiß, daß es ein Skorpion mit einem Frauenkopf ist, aber ich habe keine Ahnung, wie groß die Statue ist. Brauche ich Hilfe, um sie zu bewegen? Ist sie so schwer, daß ich einen Ochsenkarren brauche?«
Casperus lachte. »Keineswegs, mein Guter. Der Wert der Statue liegt in ihrer Schönheit und der Zauberkraft, mit der sie gefertigt ist. Sie ist nur so lang.« Er zeigte mit den Händen einen Fußbreit. »Und halb so hoch.«
»So klein?« fragte Conan verblüfft.
»Deshalb ist sie so leicht zu verstecken und zu transportieren. Wäre sie so groß wie der Sphinx Stygiens, hätte niemand sie je gestohlen. Wie ich schon sagte, ist sie schwarz und wegen der Lackschicht glänzend. Man könnte denken, sie wäre aus Obsidian gemacht, bis man sie hochhebt. Sie ist erstaunlich schwer. Das liegt nicht am Gewicht des Metalls, sondern an der schweren Last ihrer vielen Zauberpulver und Zaubersprüche.«
Conan lief es unwillkürlich kalt über den Rücken. »Rede nicht von diesem Zauberkram.«
»Betrachte die Statue einfach als wertvolles Kunstobjekt und bring sie mir.«
Conan erhob sich. »Ich werde wiederkommen, wenn ich das Ding in Händen halte. Guten Abend.«
Casperus stand auch auf und verneigte sich. »Alles Glück dieser Erde, mein Freund!«
Der Cimmerier stieg hinab auf die Straße und kehrte zurück zur Herberge. Er war bester Laune. Das Gewicht der Lederbeutel war recht angenehm. Das Glück war ihm seit Belverus in der Tat sehr hold.
In seinem Zimmer angekommen, bemerkte Conan sofort, daß etwas nicht stimmte. Er hielt die Kerze hoch und musterte alles genau. Ja, eine Satteltasche lag nicht vor der Ritze, wo er sie gestern abend hingelegt hatte, um sich vor Zugluft zu schützen. Er untersuchte die Tasche. Es fehlte nichts. Es war aber auch nichts Wertvolles darin. Der Cimmerier war klug genug, keine Wertsachen in einem gemieteten Zimmer zu lassen. Er zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte ein diebischer Dienstbote seine Sachen durchsucht. Plötzlich kratzte an der Nebentür jemand. Mit der Hand am Schwertgriff wartete er vorsichtig.
»Ach, da bist du ja«, sagte Brita. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, weil du so lange fort warst. Wo bist du gewesen?«
»Erzähl du mir zuerst, was du getrieben hast.«
Sie setzte sich auf sein Bett und machte ein trauriges Gesicht. »Seit dem Parfümhändler hatte ich kein Glück. Es ist, als hätte Ylla sich in Luft aufgelöst.«
»Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Sicas ist zwar keine Großstadt. Trotzdem kann sich ein Mädchen überall verstecken. Ich bekam eine Einladung zum Abendessen und habe sie angenommen.« Er löste die Riemen des Harnischs und streifte ihn ab. »Es war ein Fremder, ein unglaublich fetter Kerl. Er heißt Casperus.« Conan sah, daß Brita leichenblaß geworden war. »Was ist los, Mädchen?«
Sie schüttelte sich und machte wieder ein fröhliches Gesicht. »Ach, nichts. Ich mußte nur an einen fetten Mann denken, den ich in meiner Kindheit verabscheut habe.« Sie lächelte Conan an. »Bitte, kümmere dich nicht um meine wechselnden Stimmungen. Du sollst nicht denken, daß ich oberflächlich bin und nicht schätze, was du für mich getan hast.« Lächelnd kam sie näher. »Ich bin eine erwachsene Frau, mein Lieber, und in der Tat sehr dankbar.« Plötzlich war ihr Gesicht nicht mehr naiv. Dem Cimmerier war wieder ihre reife Schönheit bewußt, die er beim ersten Blick bereits bewundert hatte.
»Und«, fuhr sie fort, »ich habe gesagt, daß ich eine Möglichkeit finden werde, dir alles zu vergelten.« Sie kam in Reichweite seiner Arme. Conan zog sie an sich. Begierig legte sie ihre Lippen auf die seinen.
6. K APITEL
Der reichste Mann in Sicas
Der nächste Tag in Sicas. Immer noch kein Zeichen von Piris. Conan fand, er hätte lange genug gewartet. Wenn der komische kleine Mann seiner Dienste bedurfte, konnte er auch warten, bis er an die Reihe kam.
Als der Cimmerier weggegangen war, hatte Brita noch friedlich geschlafen. Er hatte sein übliches kräftiges Frühstück eingenommen und sich beim Torposten erkundigt. Immer noch nichts von Piris. Conan schlenderte zum Platz. Er kannte sich jetzt in der Stadt so gut aus, daß er wußte, wo er Neuigkeiten erfuhr. Den Vormittag plauderte er mit den Händlern und Bettlern. Endlich sah er die Person, nach der er suchte, bei einem Schneiderladen stehen.
Delia lächelte ihm zu. »Ich wußte, daß du nach mir suchen würdest.«
Sie war eine schöne
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