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Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Titel: Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Herrscher. Man nimmt an, daß die Priester dabei ums Leben kamen, denn die wahre Eigenschaft der Statue geriet in Vergessenheit. Später verfiel der Palast, und Wüstensand deckte ihn zu.«
    Der Fettwanst lehnte sich zurück und blickte in sein leeres Glas. Sogleich schaffte er Abhilfe, schenkte auch Conan großzügig ein. Der Cimmerier war von der Geschichte gepackt, obgleich er tiefen Abscheu gegen jegliche Magie hegte.
    »Irgendwann drangen Räuber in die Krypta des Palasts ein, um die Gräber zu plündern«, fuhr Casperus fort. »In Stygien leben ganze Dörfer vom Grabraub. Die Räuber kennen viele Abwehrzauber, um sich gegen die Schutzzauber dieser Orte zu wehren. Mit Sicherheit wissen wir, daß der schwarze Skorpion vor fünfhundert Jahren im Besitz des Magiers Ashtake von Keshan war. Er hatte keine Ahnung von der tatsächlichen Kraft der Statue, hielt sie jedoch für einen wichtigen Talisman. Nach seinem Tod ging sie in den Besitz eines seiner Schüler über. Danach verschwand sie wieder für über ein Jahrhundert. In den Annalen der Familie Ashbaal tauchte sie wieder auf.
    Viele Jahre ist sie in den Inventarlisten dieser königlichen Kaufmannsfamilie in Shem verzeichnet, ohne daß diese etwas über ihre Geschichte oder ihre magische Kraft wußte. Trotz der häßlichen Lackschicht war die Statue ein jedem Kenner in die Augen stechendes Kunstwerk und blieb mehrere Generationen lang in der Schatzkammer, weil man Diebstahl fürchtete.
    Die Annalen berichten, daß der Skorpion mit anderen Kunstschätzen gestohlen wurde, als die Argosser vor dreihundert Jahren nach Shem einfielen. Dieser Vorfall ist in den Memoiren von Eisin Ataro verzeichnet, dem Kanzler von König Gitaro des Dritten von Zingara. Dieser Ataro war – wie ich – ein Amateur in der Kunst und der Magie. Er wußte, daß der Skorpion mehr war als nur ein Kunstwerk, wenn auch ein wunderschönes. Durch die Lektüre vieler alter Bücher ahnte er etwas von seiner wahren Kraft. Er schloß, daß die Statue Selkhets Abbild der Gottkönige aus grauer Vorzeit war. Doch über ihren Ursprung wußte er wenig. Als Ataro starb, stand der Skorpion nicht mehr auf der Liste seiner Besitztümer.
    Vor achtzig Jahren tauchte der Skorpion dann wieder im Besitz des berühmten Magiers Shamtha aus Shadizar auf. Wie die Statue nach Zamora gelangte, ist nicht bekannt. Der Magier war von dem Kunstwerk besessen und verbrachte viele Jahre damit, ihm seine Geheimnisse zu entreißen. Er führte zahllose magische Experimente durch und hinterließ ein wirklich bemerkenswertes Manuskript, in dem seine Bemühungen verzeichnet sind und das vor mehreren Jahren in meinen Besitz gelangte. Eines Abends versuchte Shamtha beim aufgehenden Mond ein letztes Experiment. Welches, wissen wir leider nicht, da er nicht lange genug lebte, um es aufzuzeichnen. Wir wissen jedoch, daß der Turm, in dem er seine Magie ausübte, auf einer Anhöhe neben seinem Haus wie ein mächtiger Vulkan explodierte und über ganz Shadizar Steine herabregnen ließ. Im Schutt fand man weder den Magier noch den Skorpion.
    Zum Glück bewahrte Shamtha sein Werkbuch im Haus auf, das nur leicht beschädigt wurde. Seine Erben ließen das kostbare Dokument abschreiben und verkauften diese Kopien für einen hohen Preis an Schüler der Magie. Im Lauf der letzten Jahre haben viele Menschen es gelesen, doch sie betrachteten es nur als kuriosen Beitrag, denn man glaubte, die Statue Selkhets sei bei dem Einsturz des Turms ebenfalls in die Luft geflogen.«
    »Aber so war es nicht, oder?« warf Conan ein.
    »Selbstverständlich nicht. Vor vierzig Jahren kam das Kunstwerk in den Besitz des Kunsthändlers Melcharus aus Numalia.« Casperus stützte die Hände auf die Knie und beugte sich vor. Er sprach mit großer Eindringlichkeit. »Dieser Mann war mein Vater. Als Junge sah ich tatsächlich den berühmten Skorpion in seiner Schatzkammer! Ich stand auf Anhieb unter dem Bann dieser Statue. Wie von einer inneren Kraft zog sie meine Gedanken und Wünsche an.« Die Augen des Fettwansts leuchteten. Speichel sammelte sich auf den gespitzten Lippen. Dieser Mann sprach von seiner geheimsten, tiefsten Begierde. »Ich nahm jede Gelegenheit wahr, die Schatzkammer zu betreten. Ich meldete mich freiwillig, alle Gegenstände abzustauben und zu polieren. Mein Vater hielt mich für pflichtbewußt, doch ich suchte nur einen Vorwand, den Skorpion zu berühren, seine Flanken zu streicheln und das wunderschöne Antlitz der Göttin zu liebkosen.« Casperus

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