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Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Titel: Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Oberlichter sah man Mond und Sterne. Oppia trug ein blauseidenes Gewand, das aus einer Stoffbahn, eng um den Oberkörper gewickelt, bis auf die Knöchel fiel. Ihre Fußsohlen waren leuchtendrot gefärbt.
    Sie führte Conan in einen Raum, in dem nur Stühle und ein großer Tisch standen, auf dem viele Pergamente lagen. Als einzigen Schmuck gab es nur mehrere kleinere Statuen, in deren Händen Räucherstäbchen brannten. Die Frau setzte sich hinter den Tisch und musterte Conan kühl.
    »Du bist ein Mann der Gewalt, Schwertkämpfer«, sagte sie. »Ich habe von dir gehört. Wir sind gegen jede Form von Gewalt und Zwang. Weshalb bist du gekommen?«
    »Wenn ihr keine Waffen tragt, ist es unbedingt nötig, daß ihr jemanden beschäftigt, der damit umzugehen versteht.«
    »Wir haben Wachen, allerdings unbewaffnete«, entgegnete Oppia unbeeindruckt.
    »Wie die beiden am Eingang?« Conan hätte beinahe gelacht. »Die sind völlig wertlos, und das weißt du. Was geschieht, wenn die Familien eurer Jünger Schläger mieten, die herkommen, um die Kinder mit Gewalt herauszuholen?«
    Oppia lehnte sich zurück und musterte den Cimmerier aus halb geschlossenen Lidern. »Gelegentlich versuchen mißgeleitete Personen unsere Anhänger zu entführen, aber wir haben Absprachen mit denen, welche diese gewalttätigen Männer in ihren Diensten haben.«
    »Es wird nicht lange dauern, und die Familien werden schlagkräftige Söldner außerhalb der Stadt anwerben.« Conan sah, daß dieser Gedanke der Frau unbehaglich war. »Und gibt es nicht auch Zeiten, in denen einige eurer Anhänger fortgehen möchten?«
    »Manchmal, sehr selten, flößt ein böser Geist, der Feind unserer Mutter Doorgah, einem Jünger den unsinnigen Wunsch ein, uns zu verlassen. Doch mit Geduld und gutem Willen überwinden wir diese gotteslästerlichen Wahnideen immer.«
    Der Cimmerier grinste. »Ich kann sie blitzschnell überwinden. In solchen Sachen bin ich sehr gut. Da ist noch etwas: Ihr seid wohl hauptsächlich mit spirituellen Dingen beschäftigt, doch dürfte euch nicht entgangen sein, daß die Banden dieser Stadt erbittert miteinander kämpfen. Eure Absprache hält vielleicht nicht mehr lange. Ich aber bin keiner Bande verpflichtet.«
    Zum ersten Mal blickte ihn die Frau offen an. »Es wäre möglich, daß wir ... daß Mutter Doorgah einen Mann wie dich brauchen könnte. Und wer weiß? Falls du eine Zeitlang bei uns bleibst, bringen wir dich auch noch auf den Weg der Güte und des Lichts.« Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Komm, ich zeige dir Mutter Doorgahs Reich in diesem verblendeten Westen.« Sie stand auf und führte den Cimmerier wieder auf die Galerie.
    »Hier verrichten die Gläubigen ihre täglichen Gebete«, sagte sie und zeigte nach unten.
    »Wie viele sind es?« fragte Conan. »Gläubige, meine ich, nicht Gebete.«
    »Im Augenblick über hundert. Wir bieten die Segnungen der Mutter Doorgah allen an, nehmen jedoch nur diejenigen auf, deren Glaube und Hingabe echt sind.« Damit meint sie wohl, solange Geld fließt, dachte Conan. »Andolla, mein Mann mit großer Seele, ist das Medium, durch welches das Wort Mutter Doorgahs fließt.«
    Oppia führte ihn in eine Seitenkapelle. Hier stand eine weitere Statue der Göttin. Nur war diese schwarz, der nackte Körper mit Blutspritzern bemalt. Sie trug eine Halskette aus menschlichen Schädeln und hielt ein Schwert in der Hand, während sie auf einem Haufen Gedärme und abgeschnittenen Gliedmaßen tanzte.
    »Das ist Mutter Doorgah in ihrem Aspekt als Trinkerin von Blut und Verschlingerin von Eingeweiden. Alle vendhyischen Götter haben sowohl die kreativen als auch die zerstörerischen Aspekte. Wir beten Mutter Doorgah hauptsächlich in ihrer nährenden, gebärenden Persona an.« Oppia lächelte ihm eisig zu. »Aber wir dürfen die dunkle Seite nicht vergessen.«
    »Ja, das wäre unklug«, stimmte Conan ihr bei. Er verabscheute die östlichen Gottheiten beinahe sosehr wie das Pantheon Stygiens. Er entstammte einem dynamischen Volk, das sich auf sich selbst verließ, und hatte nur Verachtung übrig für die apathischen, fatalistischen Anhänger von Göttern, die Trägheit und Leere als höchstes Gut verehrten und für die Vergessen der einzig begehrenswerte Zustand des Lebens war.
    Oppia betrat den nächsten Raum. »Hier üben diejenige Buße, die im Glauben schwanken, damit sie wieder auf den richtigen Weg gelangen«, erklärte sie. An den Wänden hingen Ketten und Handschellen. In der Mitte stand

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