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Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Titel: Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wiederzukommen. Warum hast du Mutter Doorgah enttäuscht?«
    »Aber ich habe mich bemüht, die Göttin zufriedenzustellen«, stieß das Mädchen unter Schluchzen hervor. »Ich habe alle Riten erfüllt und Tag und Nacht gebetet und gesungen. Ich habe nur die erlaubten Speisen gegessen und wie befohlen gefastet. Warum kommt es immer wieder?«
    »Mutter Doorgah sieht in dein Herz und weiß, daß dein Glaube nicht echt ist«, sagte Oppia mit Verachtung. »Sie verlangt unzweifelhafte Beweise, daß du es ehrlich meinst.«
    »Was kann ich denn noch tun?« jammerte das Mädchen. »Ich habe dem Tempel alles gegeben, was ich besaß. Mein Vater ist zu hartherzig, um mir mehr zu geben.«
    »Wenn du den wahren Glauben hättest, würdest du es schaffen, daß dein Vater dir noch mehr gibt.«
    Während dieses Gesprächs musterte Conan den Raum. Er war so groß wie das Zimmer, das er nun bewohnte, aber das Bett bestand nur aus einem Holzgestell mit geflochtenen Lederriemen. Sechs schwere Bronzestangen sicherten das Fenster. Einzige Lichtquelle war eine Öllampe, die hinter einer dicken Glasscheibe im Nebenzimmer brannte.
    Oppia winkte Conan. »Bitte, leg sie aufs Bett.«
    Der Cimmerier legte das federleichte Mädchen aufs Bett. Angstvoll blickte Rietta zu ihm auf und zitterte, als er eine Decke über sie breitete.
    »Du mußt die Litanei der Dritten Ordnung üben«, befahl Oppia. »Und meditiere über das Göttliche Nichts. Sollte das zu schwierig sein, denk darüber nach, wie du deinen Vater überreden kannst, dem Tempel ein Geschenk zu machen. Mutter Doorgah legt zwar keinen Wert auf den Reichtum dieser Welt, doch in ihrer unendlichen Güte wird sie dich an ihren Busen ziehen, sobald du deine Hingabe bewiesen hast. Denke darüber nach.«
    Sie verließen den Raum. Conan hörte das Mädchen noch auf dem Gang schluchzen.
    »Wer ist das?« fragte er Oppia, die den Riegel vorschob.
    »Bei uns heißt sie Amata. Ihr Vater ist einer der reichsten Männer der Stadt. Sie ist das Opfer eines alten Familienfluchs, vor dem wir sie zu schützen versuchen.«
    »Bald gibt es nichts mehr zu beschützen«, meinte Conan. »Dann ist das Mädchen verhungert.«
    Oppia zuckte nur mit den Schultern. »Na und? Mutter Doorgah ist das einerlei.«
    »Ist das Mädchen gefährlich?« fragte Conan. »Warum sperrt ihr es ein?«
    »Damit Amata sich nichts antut. Deshalb ist das Fenster vergittert. In ihrer Verzweiflung könnte sie sich hinausstürzen. So hat ihre Mutter sich umgebracht. Wir erlauben ihr auch kein Feuer, nicht einmal eine Kerze, damit sie nicht das Zimmer in Brand steckt. Sie macht viel Ärger, aber sie kann viel einbringen.« Oppia lächelte verschlagen. »Ich meine damit natürlich den Lohn in einer anderen Welt für die Rettung einer Seele für Mutter Doorgah.«
    Conan lächelte zurück, sagte Oppia jedoch nicht, warum er lächelte. Es war die wohlige Vorstellung, wie er dieses Gebäude zerstören würde. Auf dem unteren Gang lief ihnen ein Jünger entgegen. Er fiel vor Oppia auf die Knie und berührte mehrmals mit der Stirn den Boden.
    »Heilige Mutter Oppia, der Geliebte Vater wünscht deine Anwesenheit bei der Zeremonie der Freudigen Anbetung.«
    Oppia seufzte. »Nun, Cimmerier, ein andermal. Jetzt werde ich gebraucht. Vergiß nicht, was ich über die magischen Rituale der Heiligen Mutter gesagt habe. Ich weiß, du wirst sie genießen.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, versprach Conan.
    Oppia ging, der Jünger blieb ihr dicht auf den scharlachroten Fersen. Der Cimmerier stellte belustigt fest, daß sie ihr Gewand so zurechtgezupft hatte, daß man keine Haut mehr sah. Er kehrte zurück in sein Zimmer und musterte alles genau, da er nicht mehr abgelenkt war. Die Einrichtung war nicht übermäßig prächtig, aber bequem. An den Wänden hingen Gobelins. Dicke ophirische Teppiche lagen auf dem Boden, und in den Lampen brannte Duftöl. Das erinnerte ihn an den Duft, den er beim Betreten des Zimmers oben gerochen hatte. Es war Rauch gewesen. Aber es waren keine Kerze, kein Kohlebecken oder eine Lampe vorhanden gewesen.
    Es war auch nicht irgendein Duft; Conan hatte ihn früher schon gerochen. Er entstand, wenn man die getrockneten Stengel und Blüten des schwarzen Lotus verbrannte. Fortgeschrittene Schüler der schwarzen Kunst benutzten ihn dazu, gewaltige Visionen hervorzurufen. Für Anfänger konnte dieser Rauch allerdings gefährlich sein.
    Conan öffnete die Fensterläden und beugte sich hinaus. Er blickte auf das Dach des Tempelraums. Der

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