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Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Titel: Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ihm das Licht auf das Gesicht fiel.
    In Riettas Zimmer nahm ein Schemen neben der Tür langsam Gestalt an. Conan spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, wie immer dann, wenn Zauberei im Spiel war. Was er hier sah, war echte Zauberei, keine Augentäuschung, wie es die Scharlatane den Gläubigen bei der Statue der Mutter Doorgah vorgeführt hatten.
    Die Erscheinung hatte nur wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen. Die Beine waren kurz und dick. Ihr Kugelkopf berührte jedoch beinahe die Decke. Der grünliche Schein schien nicht aus dem Innern zu kommen, sondern es schien eher, als fiele die Sonne aus einer anderen Welt auf dieses wabernde Gespenst. Die Augen saßen in tiefen Höhlen, der breite Mund mit unzähligen spitzen Zähnen bewegte sich so, als wolle er sprechen. Conan vermochte weder Nase noch Nasenlöcher zu erkennen. Die Erscheinung jagte ihm eiskalte Schauder über den Rücken. Welche Wirkung mußte sie dann erst auf das von Drogen betäubte arme Mädchen haben, das hilflos in einer Ecke kauerte!
    Jetzt zeigte die Erscheinung mit einem langen, affenähnlichen und klauenbesetzten Arm auf Rietta. Aus dem widerlichen Mund ertönte eine Stimme.
    »Ich werde dich holen, Mädchen«, sagte die tiefe Stimme. Irgendwie kam sie Conan bekannt vor. »Bald schon ist der Zauber deiner Beschützer null und nichtig. Der Fluch deiner Mutter, deiner Großmutter und aller weiblichen Vorfahren liegt jetzt auch auf dir. Der Schutzzauber um dich wird schwächer, Mädchen. Bald schon werde ich ihn durchdringen ... und dann gehörst du mir! Vielleicht schon heute ...« Das Phantom tat einen Schritt nach vorn. Rietta schrie vor Angst so gellend, daß es selbst Conan durch Mark und Bein ging.
    Er hörte Schritte auf der Treppe. Schnell kletterte er wieder aufs Dach und zurück in sein Zimmer. Gerade wollte er den Gang betreten, da fiel ihm ein, daß es Verdacht erregen könnte, wenn er mitten in der Nacht vollständig bekleidet auftauchte. Schnell streifte er Hemd und Hosen ab und trat nur im Lendentuch mit gezücktem Schwert hinaus.
    Zwei Jünger rissen die Augen auf, als sie ihn sahen. »Öffnen!« befahl er.
    »Nur auf Anweisung der heiligen Mutter Oppia oder Andollas mit der großen Seele dürfen wir ...« Dem Jünger schnappte die Stimme über, als Conan ihm die Schwertspitze an die Kehle setzte. Schnell zog sein Gefährte den Riegel zurück.
    Conan stieß die beiden zitternden Wächter beiseite und stürmte ins Zimmer. Nur noch ein Hauch des Lotusdufts hing in der Luft. Wie beim ersten Mal, als er den Raum betrat, hörte er einen Luftstrom entweichen. Rietta saß zusammengekauert in einer Ecke. Er legte das Schwert auf den Boden und nahm sie behutsam in die Arme.
    »Das Phantom ist weg, Mädchen. Schau mich an.« Mit angstgeweiteten Augen blickte Rietta ihn an. Langsam wich die Panik einem großen Staunen. Conan war sich bewußt, daß er kaum weniger seltsam als das Phantom aussah, aber er war zumindest ein Mensch.
    »Wer bist du?« fragte Rietta mit schwacher, zitternder Stimme.
    »Was tust du hier?« fragte eine Männerstimme von der Tür.
    »Das, womit ich mein Geld verdiene«, antwortete Conan und nahm sein Schwert auf, ehe er Andolla anschaute. Dann entdeckte er in der Ecke, in der die Erscheinung gestanden hatte, eine kleine viereckige Öffnung in der Wand, die mit Gaze verdeckt war. Die Stimme des Dämons war die Andollas gewesen, wenngleich verstellt. Das Loch war das Ende einer Sprechröhre. In vielen reichen Haushalten wurden damit die Dienstboten gerufen.
    »Hier hast du nichts zu suchen!« herrschte der Priester ihn an. »Du bist eingestellt worden, um das Mädchen vor Entführern zu schützen. Die Angelegenheiten der Geisterwelt betreffen nur mich und Oppia. Geh jetzt!«
    »Erst, wenn ich sicher bin, daß von Entführern keine Gefahr mehr besteht«, erklärte Conan. »Bringt Licht!« befahl er den Jüngern hinter Andolla.
    »Wozu?« fragte der Priester.
    Die Jünger brachten Lampen und Kerzen. Conan trat zum Fenster. »Ich möchte sehen, ob sich jemand an den Gitterstäben zu schaffen gemacht hat. Vielleicht hat das Mädchen am Fenster Gesichter gesehen und ist deshalb in Panik geraten.«
    »Du Narr!« fuhr Andolla ihn an. »Siehst du nicht, daß die Fensterläden von innen noch verriegelt sind?«
    Das stimmte, aber Conan gab nicht auf. »Weißt du nicht, daß gewiefte Einbrecher Riegel von außen wieder vorschieben, um zu verbergen, wo sie eingestiegen sind?«
    »Und nun, teurer Gatte?« fragte Oppia.

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