Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
dir gestern abend erzählt habe«, sagte Yvanna mit besorgter Stimme. »Du kannst ihm trauen. Er wird niemandem verraten, wo du dich aufhältst.«
Conan musterte den Mann mißtrauisch, als bezweifle er ihre Worte. »Du bist ein Priester, Madesus?« fragte er.
»Früher. Vor drei Jahren diente ich in einem Mitratempel in Corinthien. Jetzt bin ich schlicht Madesus der Heiler. Ich trage dieses Gewand zu Recht und freiwillig und bin immer noch ein inbrünstiger Verehrer des Herrn des Lichtes.« Dann wechselte er brüsk das Thema. Offenbar wollte er nicht weiter über sich sprechen. »Dein Gelenk ist böse gebrochen. Gestatte mir, es zu behandeln, dann ziehe ich weiter. Yvanna sagt die Wahrheit. Ich werde niemandem verraten, daß du hier bist. Als Heiler hat man mich gelehrt, die Kranken zu heilen, nicht sie zu verhören oder zu verraten.« Er öffnete den Sack und holte Phiolen, Dosen und andere Gegenstände heraus, die er auf dem Tisch abstellte. Er bat Yvanna, ihm Wasser aus dem Krug zu bringen. Dann zündete er mehrere Kerzen an.
Conan verfolgte alles mit finsterer Miene, schwieg jedoch. Wenn der Heiler log, war es jetzt zu spät, etwas zu unternehmen. Er mußte sowieso bald von hier weg; denn die Wachen mochten inzwischen die gesamte verfluchte Stadt nach ihm absuchen. Geheilt oder nicht – er würde Hassem finden und dem heimtückischen Köter den elenden Verrat heimzahlen. Wenn er mit ihm fertig war, konnte der Zamorer seine gestohlenen Waren nur noch in der Hölle feilbieten. Er blickte zum Tisch hinüber, wo Madesus ein übel aussehendes Gebräu mischte, dessen scharfer Geruch Conan in die Nase stieg.
»Bitte, streck mir deinen Arm mit der Handfläche nach oben entgegen.« Madesus verteilte behutsam den Balsam auf der blauroten Schwellung, legte seine Finger um das Handgelenk und schloß die Augen. »Heiliger Vater, Bringer des Lichtes, Verteidiger des Guten, höre die Gebete deines unwürdigen Dieners ...«, begann er mit geneigtem Kopf.
Der Priester sang diese Bittlitanei mehrere Minuten lang. Conan spürte ein seltsames Prickeln im Unterarm. Die Nackenhaare stellten sich ihm auf. Er unterdrückte den Impuls, dem Heiler und seiner Magie den Arm zu entziehen. Der Cimmerier verabscheute und mißtraute jeglicher Art von magischem Brimborium abgrundtief. Er hatte nichts gegen Mitra und seine Anhänger. Allerdings gab es für ihn nur den Gott Crom, der unter den kalten grauen Bergen in Ben Morgh, Cimmerien, lebte. Conans Volk betete selten zu seinem grimmigen Gott, da Crom ihnen bei der Geburt alles geschenkt hatte, was sie im Leben benötigten: Kampfesmut und Kampfesstärke. Hätte man den Gott um eine weitere Gunst angefleht, wäre das ein Eingeständnis der Schwäche. Conan bezweifelte, daß Crom derartige Gebete überhaupt einer Antwort würdigte.
Endlich beendete Madesus sein Gebet und ließ Conans Gelenk los. Seine Stirn war schweißbedeckt. Seine Hand zitterte, als er sie abwischte. Dann leerte er den Inhalt einer kleinen Phiole in ein Glas Wasser und trank es. Gleich darauf hörten seine Hände auf zu zittern. Als der Priester den verwirrten Ausdruck auf Conans Gesicht sah, lächelte er. »Obgleich die Bitte um Heilung kurz ist, kostet sie doch sehr viel Kraft«, erklärte er wohlwollend. »Und nun versuch, deine Finger zu bewegen.«
Conan ballte eine Faust und öffnete sie wieder. Langsam und steif gehorchen ihm die Finger. Das Gelenk war noch deutlich geschwollen. Auch die blauroten Blutergüsse waren noch zu sehen. Doch langsam ging die Schwellung zurück. Conan war verblüfft. Was auch immer dieser Heiler sonst noch sein mochte – er war kein Scharlatan.
»Was verlangst du als Bezahlung für die Heilung?«
»Ich darf persönlich nichts annehmen. Doch mußt du mir etwas geben, das ich als Opfer in den Tempel bringen kann. Normalerweise würde ein Priester drei Goldkronen für diesen Dienst verlangen, da du nicht zu unserem Glauben gehörst. Wenn du mir nichts gibst, läßt die Heilung schnell wieder nach.«
Conan wollte aufbegehren, doch er hatte gelernt, daß es weiser war, sich mit Priestern und Zauberern nicht auf ein Wortgefecht einzulassen. Außerdem hatte er den Gewinn vom Würfeltisch. Seine Börse hatte sich immer schnell geleert. Er würde sie bald wieder füllen. Als er nach dem Beutel griff, mußte er entsetzt feststellen, daß er nicht am Gürtel hing. Er suchte den Raum ab. Vielleicht war er herabgefallen oder Yvanna hatte ihn abgenommen, als sie gestern abend seine Wunden
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