Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
vor. Ich werde es sofort unterzeichnen.«
Lamici breitete eine Pergamentrolle aus, die er mitgebracht hatte. Ohne zu fragen, wieso der Eunuch das Dokument so schnell vorlegen konnte, las Eldran es und drückte seinen Siegelring darunter. Lamici bemerkte mit großer Genugtuung, daß der König stark schwitzte. Außerdem atmete er schnell und unregelmäßig. Eldrans Hand zitterte, als er das Urteil mit dem Siegel versah. Er war totenbleich. Gut, dachte Lamici, Azora hatte ihren Teil des Abkommens gehalten. Bald würde dieser Tölpel aus den Bergen sterben.
Lamici mußte sich eingestehen, daß es ihm Freude bereitete, diesen Sohn eines Ziegenhirten leiden zu sehen. Wenn du nur wüßtest, wie deine Tochter, diese Schlampe, in Wirklichkeit gestorben ist, du Trottel! Ich wünschte, du hättest ihre herrlichen Schreie gehört, als sie sich im Todeskampf wand. Bald schon wirst du ihr in der Hölle Gesellschaft leisten. »Sire, Valtresca hat mir versichert, daß dieser Verbrecher gefunden und bestraft wird. Gibt es sonst noch etwas, das Ihr braucht?«
»Nein, danke, Lamici. Bitte, laß mich jetzt allein. Ich muß über vieles nachdenken und werde dich rufen lassen, wenn ich darüber sprechen möchte. Aber melde mir sofort, wenn du etwas von dem Kurier nach Zamora hörst. Du kannst jetzt gehen.«
»Jawohl, Sire. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch bald besser«, sagte Lamici und setzte sein ganzes Geschick ein, aufrichtig zu klingen. Er verneigte sich und verließ lautlos den Raum. Mit den Pantoffeln ging er lautlos über die dicken Teppiche, die den Steinboden bedeckten.
Eldran erhob sich langsam und rief nach Kailash. Er kämpfte gegen den Schwindel, der ihn plötzlich überfallen hatte. Sein Zustand hatte sich dramatisch verschlechtert. Mühsam schleppte er sich zu seinem Bett und legte sich darauf. Kailash stürzte herein.
»Ich habe bereits nach dem Heiler geschickt«, verkündete er mit besorgter Stimme. »Verzeih mir, wenn ich das ohne deine Erlaubnis tat, aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wann du einen brauchst. Du bist ein sturer Kezanke und würdest eher deinen letzten Atemzug tun, ehe du selbst einen Heiler rufen läßt.« Kailash gab sich größte Mühe, fröhlich zu klingen, aber seine Stimme verriet ihn. »Ich erinnere mich noch gut ... Das war vor neun Jahren, nicht wahr? Auf dem Berg Graskaal, da bist du zehn Meilen weit gelaufen ... mit einem hyberborischen Pfeil im Bauch. Es war finsterer als in einem stygischen Grabmal in jener Nacht. Keiner von uns hat bemerkt, daß du verletzt warst, bis du dann gefallen bist.«
Eldran lächelte gequält. »Stimmt, wir haben harte Zeiten durchgestanden. Aber du übertreibst. Meiner Erinnerung nach sind wir nur zwei oder drei Meilen gelaufen. Laß mich jetzt ein bißchen ruhen. Ich fühle mich bestimmt besser, wenn du mir nicht wie ein Esel ins Ohr brüllst.« Er schnupperte und rümpfte die Nase. »Ganz zu schweigen davon, daß du auch stinkst wie ein Esel. Keine Angst, Freund Esel, mir geht es bald wieder besser.« Eldran gab sich größte Mühe, munter zu klingen, aber er bezweifelte, daß er Kailash zu täuschen vermochte. Er schloß die Augen und seufzte. Gleich darauf war er eingeschlafen.
Er hatte einen merkwürdigen Traum. Darin sah er Menschen – einige seiner engsten Freunde – um einen seltsamen schwarzen Altar aus Stein stehen und nach oben blicken. Im Hintergrund hörte er Lamici eine Totenklage auf der Leier spielen. Valtresca stand in der Menge um den Altar. Doch als Eldran ihn ansprechen wollte, drehte er stumm das Gesicht beiseite. Dann schob Eldran sich durch die Menschen und fragte, wen sie betrauerten. Keiner antwortete ihm, nicht einmal Kailash. Der Freund blickte ihm direkt in die Augen, schien ihn jedoch nicht zu erkennen. Als er sich dem Altar näherte, sah er eine verführerische Frau mit rabenschwarzem Haar und heller, glatter Haut darauf stehen. Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie. Dann schwebte er mühelos auf den Altar hinauf. Die Menge wandte sich ab und ging langsam fort.
Die Frau, die er nicht kannte, umarmte und küßte ihn leidenschaftlich. Überrascht wehrte er sich, doch vermochte er sich nicht aus ihrer Umarmung zu lösen. Da erblickte er über ihre Schulter hinweg seine Frau und seine Tochter. Sie standen reglos vor dem Altar und schauten zu ihm empor. Lamici spielte weiter die Totenklage. Seine Finger glitten immer schneller über die Saiten der Leier. Dann wurden die Töne undeutlich.
Ein Hüne mit
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