Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
geredet, aber ich sehe, daß du deine Meinung nie ändern wirst, Kailash. Du bist so stur wie die Bergziegen, die dein Bruder hütet. Was soll's! Bring Lamici herein. Wir haben viel« – Eldran machte eine Pause und wischte sich die Stirn – »zu besprechen.«
Kailash musterte den König besorgt. »Bist du krank? Du siehst blaß aus.«
»Was? Ach, nur eine vorübergehende Unpäßlichkeit. Nichts Ernstes. Du machst dir zu viel Sorgen, Kailash. Ich bin kein zarter Junge, der verwöhnt werden muß. Die Männer sollen fürs Frühstück sorgen, und mach dir meinetwegen keine Sorgen. Jetzt laß aber den Eunuchen ein, sonst vertun wir den ganzen Morgen mit unserem Geschwätz.«
»Jawohl.« Kailash grinste. Dann lachte er und schlug Eldran kräftig auf den Rücken. Eldran verzog schmerzlich das Gesicht, doch sein Freund bemerkte es nicht. Er ging zur Tür, um Lamici einzulassen.
Der König ging zu dem großen steinernen Tisch, der den Raum beherrschte, und setzte sich auf einen der gepolsterten Holzstühle. Er studierte nochmals die Karte Brythuniens und der umliegenden Königreiche, obgleich er jeden Strich auswendig kannte.
»Guten Morgen, Sire. Ein herrlicher Sonnenaufgang heute«, sagte Lamici begeistert, doch seine Augen waren kalt und leer. Er ging zum Tisch, verneigte sich und stellte sich dem König gegenüber neben einen Stuhl. Eldran winkte ihm, Platz zu nehmen. Dann fiel ihm auf, daß der Eunuch ihn neugierig musterte. »Sire, Ihr scheint Euch heute morgen nicht ganz wohl zu fühlen. Soll ich den Heiler rufen lassen, damit er sich Eurer annimmt?«
»Nein, Lamici! Es ist nichts«, erklärte Eldran verärgert. Er konnte die Fragerei nach seiner Gesundheit nicht mehr ertragen. »Gibt es heute etwas Neues vom Prinzen von Zamora?«
»Der Kurier ist noch nicht zurückgekehrt, Sire. Er ist vor zwei Wochen fortgeritten, aber die Straßen ...«, begann Lamici. Doch er wurde unterbrochen.
»Ja, ja, die Straßen sind gefährlich. Das hast du mir bereits mehrfach erklärt. Trotzdem müßte der Bursche längst aus Vendhya zurück sein. Ich werde eine Patrouille losschicken. Sie soll nachsehen, ob unser Kurier ... aufgehalten wurde.« Eldran wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn. Diesmal waren die Tropfen größer als zuvor. Er ärgerte sich, weil er den Eunuchen so angefahren hatte. Seit dem Verlust seiner geliebten Tochter Elspeth war seine Geduld sehr kurz. »Vielleicht sollten wir unsere Unterredung verschieben, Lamici. Ich schätze, du hast recht. Ich fühle mich heute morgen in der Tat nicht besonders. Ich habe schlecht geschlafen und könnte noch etwas Ruhe vertragen, ehe wir unser Gespräch fortsetzen.«
»Ist es ... die Prinzessin, Sire? Das Volk trauert mit Euch. Ich möchte mich nicht in Eure privaten Angelegenheiten mischen, aber wenn ich irgend etwas tun kann, um Euch zu trösten, sagt es bitte. Ich habe gehört, daß Valtresca herausgefunden hat, wer dieses grauenvolle Verbrechen begangen hat, und daß er den Schurken jetzt sucht. Der Henker hat bereits sein Beil geschärft. Obgleich ein schneller Tod für eine derart grausame Tat eine viel zu milde Strafe wäre.«
»Die Hinrichtung ist mir kein Trost. Wenn der Mörder seinen Kopf verliert, bringt mir das meine Elspeth auch nicht zurück. Dennoch muß der Mörder für diese Tat in die Hölle geschickt werden, wo er strenger und härter bestraft werden wird, als ihn je ein menschliches Gericht verurteilen könnte. Nenne mir seinen Namen, damit ich weiß, wer mir dieses Leid angetan hat.«
»Conan, Sire. Ein herumziehender Barbar. Er hat sie wegen des Schmucks getötet, den sie trug. Sein Kopf wäre jetzt bereits unter dem Beil des Henkers, hätte Hauptmann Salvorus nicht einen so furchtbaren Fehler begangen. Er hatte diesen Conan gestern abend bereits in Händen, ließ ihn jedoch wieder entwischen.«
»Salvorus? Ach ja, der junge Mann von der Grenze im Südwesten. Ein guter Soldat. Vor Jahren hielt er den Fluß, obgleich die verfluchten Nemedier in der Überzahl waren. Was für ein Pech, daß er diesen Conan nicht festgenommen hat. Aber wenn Salvorus ihn nicht gefangen nehmen konnte, muß der Barbar äußerst einfallsreich sein. Sorge dafür, daß die Wachen vorsichtig sind, wenn sie ihn finden. Ein Mann, der sogar die Tochter des Königs kaltblütig ermordet, ist eine noch größere Gefahr für andere Menschen. Wenn man ihn nicht problemlos bei lebendigem Leibe festnehmen kann, sollen die Wachen ihn selbst töten. Bereite ein Todesurteil
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