Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Sonne her.
Jetzt konnte der Cimmerier das widerliche Ungeheuer deutlicher sehen, das ihn in tödlicher Umschlingung hielt. Ockerfarbene verfilzte Haarbüschel bedeckten die runzlige, rosigweiße Haut. Stellenweise ragten grünliche, wie Pestbeulen aussehende Erhebungen heraus. Das Maul des lärmenden Ungeheuers war zwar zahnlos, doch so groß, daß es einen ausgewachsenen Mann in ganzer Länge mühelos verschlingen konnte. Ständig machte es scheußliche schmatzende Geräusche, unterbrochen von schrillen Schreien. Aus dem Maul troff unsäglich stinkender Schleim.
Der Fangarm um Conans Mitte zog sich plötzlich zusammen und preßte ihm die Luft aus den Lungen. Die Saugnäpfe an seiner Unterseite legten sich wie hundert gierige Blutegel auf seine Haut. In seinem linken Bein wurde der Blutfluß unterbrochen, weil der Fangarm dort erbarmungslos zudrückte. Langsam wich nach dem Zusammenstoß mit der Tunneldecke die Benommenheit aus Conans Kopf. Er schlug mit dem Schwert wie besessen auf den Fangarm ein, der ihn unter den Rippen zusammenpreßte. Der zweite Schlag traf. Aufheulend zog das Monster den verletzten Fangarm zurück, riß jedoch gleichzeitig dem Cimmerier ein Bein weg.
Conan stürzte zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf gegen einen Stein. Hätte er nicht in letzter Sekunde seinen Stiernacken gekrümmt, wäre sein Schädel wie eine Eierschale zerborsten. Bei dem schweren Sturz hatte er sein Schwert verloren. Im Dämmerlicht tastete er danach und stieß mit dem rechten Bein gegen den Fangarm, der sein linkes zu zermalmen drohte.
Das Ungeheuer ließ ihn jedoch nicht los, sondern zerrte ihn zum gierig aufgerissenen Schlund. Von den Kiefern troff schwarzer Schleim, der zischend verkochte, sobald er den Boden traf. Während es Conan immer näher an sich heranzog, rollten dicke Wülste zurück und gaben ein einziges, bösartig funkelndes, dunkelrotes Auge frei, das größer war als Conans Kopf. Der Pupillenschlitz, aus dem der Dämon den Cimmerier betrachtete, verriet eine gewisse Intelligenz.
Der Cimmerier versuchte verzweifelt, sein Schwert zu ergreifen, aber es lag knapp außer Reichweite seiner Fingerspitzen. Er stemmte sich mit dem rechten Bein gegen die Mauer, um von dem Scheusal nicht näher an das geifernde Maul herangezerrt zu werden, jedoch vergeblich. Er suchte auf dem Boden nach einem Halt, fand jedoch nur die losen Steine und Knochen, die aus der Decke herausgefallen waren. Verzweifelt packte er einen großen Stein mit beiden Händen und schleuderte ihn mit aller Kraft dem Dämon ins Auge. Es klatschte widerlich, als der Stein aufprallte und im Innern des Ungeheuers verschwand. Tödlich verwundet schlug es wild um sich und verkrampfte die Fangarme im Todeskampf.
Doch gab es Conans linken Fuß nicht frei. Statt dessen verstärkte es den Druck noch mehr. Der Cimmerier befürchtete, seine Knochen würden zu Staub zermalmt. Dann riß das Ungeheuer ihn hoch und schmetterte ihn auf den Boden, der unter den Zuckungen des Scheusals stark bebte. Aus der Decke lösten sich weitere Steine und Knochen und begruben das Ungeheuer unter sich, bis es sich nicht mehr rührte. Der eiserne Griff um Conans Bein wurde schlaff, die tödliche Umschlingung löste sich.
Schweratmend bewegte sich der Cimmerier weg von dem toten, widerlichen Ungeheuer, das ihn beinahe getötet hatte. Wie durch ein Wunder war sein linkes Bein nicht gebrochen, nur stark betäubt. Es tat weh, als das Blut in sein Bein zurückfloß. Durch den letzten Einbruch der Decke fiel jetzt mehr Licht in den Tunnel. Conan sah unzählige rote, nässende Ringe um seine Mitte und am Bein, an den Stellen, wo die Saugnäpfe sein Blut herausgesaugt hatten. Die harten Borsten hatten ihn überall übel zugerichtet. Da er beinahe in der Mitte auseinandergebrochen worden war, schmerzte sein Rückgrat. Ein Folterknecht hätte ihn auf einer Streckbank nicht schlimmer zurichten können als dieses Menschen verschlingende dämonische Ungeheuer in der Kanalisation. Conans Körper schmerzte überall. Kein Wunder, der Dämon hatte ihn wie einen Hammer gegen die Wände und den Boden geschmettert.
Der Cimmerier hob sein Schwert auf und kam mühsam auf die Beine. Versuchsweise humpelte er ein paar Schritte. Er blickte nach oben. Die Öffnung war groß genug, um an die Oberfläche zu klettern. Zum Glück war die Decke nicht völlig eingestürzt und hatte ihn in diesen stinkenden Gängen begraben, wo alle möglichen gefährlichen Kreaturen lauerten. Einer von ihnen war er
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