Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
zischen und zu brodeln. Beißender Rauch bildete sich und drang ihm in die Nase. Seine Augen brannten.
Als sich der Rauch verzog, hatte die ätzende Flüssigkeit ein Loch in die Tür gefressen, das so groß wie Conans Kopf war. Vorsichtig steckte der Cimmerier die Hand durch das Loch und ergriff den Riegel. Dabei streifte er versehentlich mit dem Oberarm den Rand des Lochs. Sofort fing sein Arm an zu brennen wie von hundert Wespen gestochen. Dennoch ließ er den schweren Riegel nicht los, sondern schob ihn langsam zurück. Eine häßliche rote Schwellung bildete sich an seinem Arm und wurde langsam größer. Madesus betrachtete sie besorgt, sagte jedoch nichts.
Jetzt trat Conan wütend die Tür auf. Sie donnerte mit lautem Knall gegen die Wand. »Schnell, Madesus, wir müssen den König und diesen Kailash finden, ehe die Wachen uns erwischen. Folge mir!«
Madesus nickte und folgte dem schnellfüßigen Cimmerier, so gut er konnte. Nur mit Mühe gelang es ihm, Conan im Auge zu behalten, der mit seinem unbeirrbaren Orientierungssinn durch die gewundenen Gänge lief. Auf der Flucht zum Erdgeschoß des Palasts begegnete ihnen niemand. Hinter der Treppe hielt Conan inne und sah sich um. Keine Wachen. Madesus stand unten und rang keuchend nach Luft, bevor er langsam zum Cimmerier hinaufstieg.
Conan winkte ihm zu folgen und schlich lautlos in die Wachstube. Sie war leer, was Conan nervös machte. Doch war die Sonne noch nicht aufgegangen. Vielleicht war es auch normal, daß um diese Zeit keine Wachen anwesend waren. Mit der Rechten am Schwertgriff schlich er durchs Erdgeschoß des Palasts. Madesus hatte ihm verraten, wie man zu den Gemächern des Königs gelangte.
Endlich kam er zu einer großen, mit Kupfer beschlagenen Tür, wie Madesus sie ihm beschrieben hatte. Es war die äußere Tür vor König Eldrans Gemächern. Die Tür war geschlossen. Conan wunderte sich, daß keine Wachen davor postiert waren. Er blickte über die Schulter zurück, ob Madesus ihm folgte. Widerwillig mußte er sich selbst eingestehen, daß er den Priester immer mehr respektierte. Madesus war jetzt dicht hinter dem Cimmerier. Conan hatte noch nie einen Priester kennengelernt wie ihn. Madesus war nicht so wie die vielen, widerlich arroganten Mitrapriester, denen er bisher begegnet war. Er hätte gern mehr über die Vergangenheit des Priesters erfahren, aber er wollte keine Fragen stellen. Er hielt es für klüger, sich von allem, was Priester, Zauberer und ähnliche Gestalten betraf, fernzuhalten.
Conan zuckte zusammen, als sich hinter Madesus eine Gestalt aus an der Wand löste. Er stieß einen Warnruf aus, doch da hatte der Mann den Priester bereits gepackt. Gleichzeitig öffnete sich die große Kupfertür, und eine Schar brythunischer Männer lief heraus und umringte den Cimmerier. Conan wollte gerade sein Schwert zücken, als er einen hünenhaften, dunklen Kezankier auf der Schwelle erblickte.
»Halt! Tut ihm nichts, ihr Hunde!« rief der Riese. Die Brythunier gehorchten ihm aufs Wort. Der Riese zeigte auf Conan und lächelte. »Du mußt Conan sein«, sagte er. »Den Priester kenne ich nicht. Wir schulden euch großen Dank, weil ihr den Verräter entlarvt habt, der sich des Throns bemächtigen wollte.« Der Mann aus den Bergen blickte auf den zusammengesunkenen Leichnam eines Soldaten auf dem Boden. Dann drehte er ihn mit einem Tritt auf den Rücken. »Dieser elende Lump gehörte zur Garde des Verräters. Wir haben ihn erwischt, als er aus dem Verlies fliehen wollte. Nachdem ich ihm etwas Stahl gezeigt habe, hat er gesungen wie ein Vögelchen. Als ich gehört habe, daß er bei dieser Schurkerei mitgemacht hat, habe ich ihm mein Schwert in den feigen Leib gestoßen. Pfui!« Er spuckte verächtlich auf die karmesinrote Tunika des toten Wachsoldaten.
»Ich bin Kailash, Freund und Beschützer König Eldrans. Kommt herein und erzählt eure Geschichte. Ist Salvorus bei euch?«
»Nein«, antwortete Conan und schlug die Augen nieder. »Er fiel im Kampf mit Valtresca.«
Kailashs Augen verdüsterten sich. Er ballte die Fäuste so kräftig, daß die Knöchel weiß hervortraten. »Das ist eine schlimme Nachricht! Sprich den Namen dieses Schurken nicht aus! Von jetzt an wird er nur noch der Verräter heißen. Mögen tausend Teufel sein schwarzes Herz herausreißen, während er in der Hölle schmort! Salvorus war ein guter Mann. Er hatte Besseres verdient, als von der Hand eines Verräters zu sterben. Die Trauernden werden viele Tage den Klagegesang
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