Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Portal sich plötzlich geöffnet hatte. Die Stufe, aus der er das Klicken gehört hatte, war etwas niedriger und abgetretener gewesen als die übrigen. Doch war er ganz sicher, daß weder er noch Kailash daraufgetreten waren. Jetzt stand er hinter dem Priester und schaute sich um, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu dem geheimnisvollen Mechanismus ab. Die Decke des Tempels war sehr dunkel und die Bänke wirkten unheimlich, wie kleine Ungeheuer aus Stein und Bronze, jederzeit bereit, anzugreifen. Er blickte Kailash an, auf dessen Stirn Schweißperlen standen. Die scharfen Sinne des Cimmeriers warnten ihn vor Gefahr.
Während die drei Männer im Tempelraum standen, hörte Conan wieder ein Klicken vom Eingang. Er fuhr herum und sah, wie das Portal sich langsam wieder schloß. Er zog eine der bronzenen Lehnen aus der Bank. Kailash war bereits zum Portal gelaufen und hatte einen Türknauf gepackt. Verzweifelt versuchte er, das Marmorportal aufzuhalten. Doch dieses glitt unaufhaltsam weiter, wenn auch ein wenig langsamer.
Conan stemmte das Bronzestück in seiner Hand in den noch offenen Spalt. Das uralte Metall stöhnte unter dem Druck des Marmorportals und hielt ihm nicht stand. Nur noch wenige Handbreit, dann war das Portal geschlossen. Der Cimmerier stemmte sich gegen den Türpfosten und zog mit Kailash an dem schweren Griff, um den Marmorblock irgendwie aufzuhalten. Die vereinten Kräfte des Cimmeriers und des Mannes aus den Bergen waren für die alte Bronze zu viel. Die Griffe barsten. Kailash betrachtete verdutzt das abgebrochene Stück in seiner Hand und fluchte laut.
Conan bemühte sich jetzt, die Marmortür aufzuhalten, indem er sich gegen die Kante stemmte. Seine Muskeln traten wie Taue hervor, sosehr strengte er sich an. Auch Kailash half mit letzter Kraft. Doch alles war vergeblich. Mit einem lauten Knacken schloß sich endlich das Portal. Erschöpft und nach Atem ringend lehnten die beiden Männer an der Mauer. Nur Madesus schien es nichts auszumachen, daß sie jetzt im Tempel eingeschlossen waren, aus dem es keinen Ausgang gab.
»Schont eure Kräfte«, sagte er mit grimmiger Entschlossenheit. »Wir sitzen vielleicht in der Falle, doch die Mutare ebenfalls. Zweifellos gibt es einen Trick, das Portal zu öffnen. Wenn wir lange genug suchen, werden wir ihn herausbekommen. Doch jetzt müssen wir nach der Priesterin des Bösen suchen. Ich spüre ihre Gegenwart – wenn auch schwach. Sie muß also in der Nähe sein. Außerdem muß es einen anderen Ausgang irgendwo geben. Machen wir uns auf die Suche.«
»Ich sehe mir einmal diese Wand näher an, Kail...«, sagte Conan. Doch Madesus unterbrach ihn schnell.
»Schweig! Nenn seinen Namen nicht, auch nicht den meinigen. Wenn die Mutare uns hört, kann sie unsere Namen gegen uns benutzen. Dein Name stellt eine unsichtbare Verbindung her. Er würde einen Spalt in der psychischen Rüstung öffnen, die deinen Verstand vor ihren hinterhältigen Zaubersprüchen schützt.«
Kailash und Conan schauten den Priester fragend an, doch dieser war nicht in der Stimmung, seine seltsame Erklärung näher zu erläutern. Madesus murmelte leise einige Worte in einer fremdartigen Sprache. Das Amulett begann in seiner Hand zu strahlen und erleuchtete den Tempelraum. Conan und Kailash fanden nichts, was ihnen helfen konnte, und erreichten gleichzeitig den schwarzen Stein. Madesus ging zwischen den Bänken direkt auf ihn zu.
Als er näher kam, sah er, daß es ein Altar war, der Targol, einem merkwürdigen, obskuren Gott, geweiht war. Seine Anbeter waren noch viel merkwürdiger gewesen. Soweit Madesus wußte, hatte die targolische Religion bereits vor fünf Jahrhunderten aufgehört zu existieren. Targol wurde in Schriftrollen als ein grausamer Gott beschrieben, der von seinen Anhängern viel verlangte, ihnen jedoch nur wenig gewährte. Dennoch war die Priesterschaft Targols einst sehr mächtig gewesen. Sie war jedoch stets neutral geblieben und hatte sich um Politik nie gekümmert. Jetzt erinnerte sich Madesus an eine Geschichte, laut welcher im alten Zamboula die Priester Yogs versucht hatten, die Verehrung Targols in ihrer Stadt zu verbieten. Einer nach dem anderen war spurlos verschwunden, bis es schließlich keinen Yog-Priester mehr gab. Irgendwann später hatte man ihre Skelette, vollständig bekleidet, in einem Massengrab gefunden.
Madesus betrachtete den Altar näher. Die Neugier, mehr über die targolische Religion zu erfahren, lenkte ihn von seinem eigentlichen
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