Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Ziel ab. Er wischte die feine Staubschicht ab, welche die kaum sichtbaren Einritzungen im schwarzen Stein bedeckte. Im nächsten Augenblick spürte er, wie ihn eine lähmende Müdigkeit überfiel. Das Licht aus dem Amulett wurde schwächer. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten, um Conan und Kailash von Targol zu erzählen. Kailash stand mit glasigem Blick wie erstarrt rechts neben dem Altar, neben Madesus. Madesus wollte zu ihm gehen, um ihn aufzuwecken, doch seine Füße waren schwer wie Blei. Jetzt war ihm klar, daß er und Kailash gelähmt waren.
Conan musterte den Steinblock, der ihm bis zur Höhe des Schwertgurts reichte. Er war länglich, und hatte – wie auch der Tempel – fünf Seiten. Da bemerkte er neben dem Altar halbmondförmige Kratzspuren auf dem Boden. Gerade wollte er den Gefährten von seiner Entdeckung berichten, als auch ihn plötzliche Müdigkeit überfiel. Der Cimmerier schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu verjagen, und gähnte. Doch immer noch fühlte er sich unnatürlich müde. Er rieb sich das Gesicht. Im Tempel war es dunkler geworden. Madesus' Amulett verbreitete nicht mehr so viel Helligkeit. Er wollte sich an den Stein lehnen, um kurz auszuruhen. Wann hatte er zum letzten Mal geschlafen? Er hatte das Gefühl, daß es Tage oder Wochen zurücklag. Im nächsten Moment schon sank er gegen den Altar. Das Schwert entglitt seiner Rechten.
Die scharfe Klinge fiel gegen den Altar und ritzte dabei die Wade des Cimmeriers. Als die Blutstropfen über das Bein liefen, klärte sich Conans Kopf plötzlich. Das Herz stockte ihm beinahe, als er Kailash und Madesus gegen den Altar gesunken erblickte. Beide schliefen, starrten jedoch mit offenen, glasigen Augen vor sich hin. Das Amulett hing immer noch an Madesus' Hand, doch sein Schein war kaum noch sichtbar. In Panik packte Conan sein Schwert, lief zu Madesus und schüttelte ihn. Der Priester wachte nicht auf. Er bewegte die Lippen, aber kein Laut war zu hören.
Conan dachte blitzschnell nach. Dann ritzte er mit dem Schwert den Unterarm des Priesters, bis Blut kam. Sofort wachte Madesus auf, und das Amulett leuchtete wieder stärker. Schnell ritzte der Cimmerier jetzt auch Kailashs Arm. Dem Krieger aus den Bergen war das Schwert nicht entglitten. Er holte aus und schlug nach Conan. Gerade noch rechtzeitig konnte dieser dem Hieb ausweichen. Dann war Kailash wieder bei klarem Verstand.
»Was im Namen von Wiccana ...«, rief Kailash und blickte umher. »Was ist mit uns geschehen?«
Madesus' Gesicht war vor Wut verzerrt. »Sie hat ihr Spiel mit uns getrieben. Dieses Weib ist hinterlistiger und gefährlicher, als ich geglaubt habe.« Er zeigte auf die feine Staubschicht, die den Altar bedeckte und umgab. An mehreren Stellen war der Staub verschwunden. Madesus lachte und hielt die Hände hoch. »Schaut euch eure Hände an.«
Conan und Kailash betrachteten die Handflächen. Ihre Augen wurden groß, als sie die purpurnen Flecken darauf sahen.
»Staub von den Blüten des Purpurlotus«, erklärte Madesus leise. »Nur eine feine Schicht, die wir nicht gesehen haben, die aber ausreicht, um uns in einen lähmungsähnlichen Schlaf zu versenken. Seid vorsichtig und berührt den Altar nicht nochmals. Ich frage mich, was sie mit uns tun wollte, während wir im Drogenschlaf waren. Zum Glück haben wir nicht mehr Staub abbekommen, denn sonst hätte der Lotuszauber jeder Klinge widerstanden, und unser Blut hätte uns nicht gerettet.«
»Schaut euch das mal an«, sagte Conan und deutete auf die Schleifspuren, die er entdeckt hatte.
Kailash trat näher. »Dieser Stein gleitet halbkreisförmig über den Boden. Das beweisen die Spuren. Wenn du von der anderen Seite schiebst, bewegt er sich vielleicht.«
Madesus hielt das Amulett dicht an den Altar, um mehr Licht auf die Basis zu werfen.
»Warum läßt du es nicht so hell leuchten wie in Eldrans Schlafgemach?« fragte Kailash.
»Ich habe heute schon sehr viel Energie für das Heilen verbraucht. So wie selbst du nicht einen Sack mit schweren Steinen stundenlang über dem Kopf tragen kannst, vermag auch ich es nicht, das Amulett stundenlang so hell leuchten zu lassen. Da! Schaut auf die Ecke am Boden!« Madesus deutete auf eine Stelle neben Conans Fuß.
Der Cimmerier beugte sich hinunter. Ja, eine Ecke der Altarbasis war deutlich nicht mit purpurnem Lotusstaub bedeckt. Er wollte sofort dagegen drücken, doch Kailash gebot ihm Einhalt.
»Warte einen Augenblick«, sagte der Mann aus den Bergen, steckte das
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