Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
hatte. Er hielt inne. Doch schon war der Augenblick der Klarheit vorüber und er führte den Schlag aus.
Madesus sprang schnell beiseite, so daß die Klinge des Cimmeriers nur sein Gewand zerteilte und ihm leicht die Haut ritzte. Allerdings verlor der Priester durch den Sprung sein Gleichgewicht und landete direkt vor Kailash. Der Hüne aus den Bergen schwang das Krummschwert, um Madesus den Todesstreich zu versetzen. Madesus suchte verzweifelt nach einem Ausweg, doch er lag mit dem Rücken zur Wand. Er schloß die Augen und erwartete die scharfe Klinge, die seinem Leben ein Ende bereiten würde. Er war außer sich vor Kummer, daß die Mutare-Priesterin ihn besiegt hatte. Das Schicksal des letzten Mitglieds des Ordens von Xuoquelos war besiegelt.
12. K APITEL
Shan-e-Sorkh
Azora schob den dichten Vorhang aus Spinnweben beiseite, der sich durch die Eingangshalle von Skaurauls Festung zog. Sie hatte die Türen hinter sich geschlossen und so die für sie schmerzvollen Strahlen der Vormittagssonne ausgesperrt. Über der roten shemitischen Wüste brannte ihr verfluchtes Antlitz erbarmungslos und verletzte ihre Augen und die Haut der Mutare-Priesterin. Azora haßte die Sonne. Sie raubte ihr die Stärke, wie ein riesiger gelber Blutegel.
Die nach Moder riechende dunkle Halle der Feste entsprach weit mehr ihrem Geschmack. Sie spürte einen uralten Bodensatz des Bösen an diesem Ort und atmete die abgestandene Luft genußvoll ein. In den Ecken huschten mehrere dicke Spinnen mit langen behaarten Beinen umher, die sie aufgescheucht hatte. Aufmerksam betrachtete die Mutare diese Kinder Zaths, des zamorischen Spinnengotts aus Yezud. Einige waren doppelt so groß wie ihr Kopf. Ihre feisten, glänzenden Leiber waren von Gift geschwollen.
Azora bewunderte diese Spinnen, weil sie nur einem einzigen Zweck dienten: Die Kinder Zaths waren Boten des Todes, verschlagene kleine Meuchelmörder, die Opfer in die Falle locken und töten konnten, die um ein Vielfaches größer waren als sie. Selbst der kleinste Vertreter dieser Spinnenart jagte den Menschen Angst und Abscheu ein. Wenn man ihre Methoden studierte, konnte man viel lernen.
Azora holte die Kristallkugel aus dem Gewand und warf einen Blick hinein, um zu sehen, ob der armselige Priester und seine dümmlichen Wachhunde bereits tot waren. Verärgert runzelte sie die Stirn, als der Augur sich weigerte, ein scharfes Bild zu liefern. Je mehr sie sich darauf konzentrierte, desto mehr Widerstand spürte sie. Schließlich gab sie wütend auf und schleuderte die Kugel fluchend auf den Boden. Der Priester verfügte nicht über die Macht, den Auguren zu blockieren, selbst wenn er wußte, daß dessen Auge ihn aus der Ferne beobachtete.
Immer noch vor Wut schäumend hob sie die Kugel wieder auf. Bis vor kurzem – noch vor der Außenmauer der Festung – hatte der Augur tadellos gearbeitet. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus öffnete sie die Tür und blickte dann nochmals in die Kristallkugel. Sofort war der Raum unter dem Tempel Targols wieder deutlich sichtbar. Ihre Wut wich Genugtuung, als sie sah, wie die beiden Krieger mit erhobenen Schwertern auf den Priester zugingen.
Diese hirnlosen Dümmlinge waren für Balberoth eine leichte Beute gewesen. Seine Stimme verfügte über eine Zauberkraft, die alle Sterblichen in ihren Bann schlug – abgesehen von denen, die über einen eisernen Willen verfügten. Die beiden hünenhaften Muskelprotze gaben prächtige Henker ab. Ihre Hilfe war wichtig, da weder sie noch der Dämonenfürst dem Priester unmittelbar ein Leid zufügen konnten, weil dieser einen uralten Talisman trug, der von Mitra gesegnet war, diesem elenden Vater des Lichts. Befriedigt, daß der Tod des Priesters unmittelbar bevorstand, steckte sie den Auguren wieder ins Gewand und schloß die Tür wieder. Wäre die Sonne nicht so stark gewesen, hätte sie die Tür noch länger offen gelassen und jeden Moment des Sterbens dieses verachtenswerten Priesters Mitras genossen.
Nachdem dieser lästige Priester entfernt worden war, konnte sie sich wieder ungehindert ihren Zielen widmen. Als erstes wollte sie Skaurauls Geheimnisse ergründen, um sich vor jeglicher Bedrohung zu schützen, die noch andere Mitrapriester bringen könnten. Danach wollte sie in die Stadt zurückkehren und diese schwachen menschlichen Maden leiden und sterben lassen. Bald schon – am ersten Tag des Monats des Skorpions – würde der Mond vom Nachthimmel verschwinden. An diesem Abend, dem
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