Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
bewältigt. Kailash kannte die Gegend so gut, daß er keine Straße brauchte oder anhalten mußte, um sich zurechtzufinden. Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf den Rand der tiefen grünen Wälder am nördlichen Horizont. Nach Süden hin wurden diese Wälder lichter. Dahinter folgten das rauhe und steinige Vorgebirge des Karpash-Massivs.
Da die südlichen Regionen nur spärlich besiedelt waren, trafen sie auf keine Dörfer. Kailash hatte ihnen erzählt, daß der König von Zamora auf einen Großteil dieses Landes Anspruch erhob. Jedoch hatte er weder Truppen hier stationiert oder Garnisonen im Norden der Berge errichtet. Der Kezanker war auf diese Tatsache sehr stolz und schrieb das Fehlen militärischer Präsenz zamorischer Soldaten dem Einfluß Eldrans zu. Conan sah nur wenig, worauf man hätte stolz sein können. Das Land war öde und kahl.
Die Sonne war gerade hinter den Gipfeln des Karpash untergetaucht, als Kailash anhalten ließ. Er spähte zum steinigen Berghang hinauf. Offenbar suchte er nach einer Orientierungshilfe. »Das Dorf ist nicht mehr weit«, erklärte er und nickte zufrieden. »Zwei, höchstens drei Stunden. Wir müssen bald absteigen und unsere Tiere dort hinüberführen.« Er deutete auf einen steilen Hang in der Ferne. »Dahinter liegt Innasfaln.«
Im schwindenden Tageslicht kamen sie auf dem steinigen und steilen Gelände nur langsam vorwärts. Madesus hatte große Mühe, sein Roß sicher über dieses gefährliche Stück zu führen, da er nicht gewohnt war, mit Pferden umzugehen. Endlich erreichten sie einen Hügel, auf dem seltsame Bäume mit zwei Ästen standen. Hier stieg Kailash aus dem Sattel. Die anderen folgten seinem Beispiel. Von nun an mußten sie zu Fuß weitergehen und ihre Pferde führen. Conan entdeckte einen steinigen Pfad, der von dem Hügel tief in die Steinwände des Karpash-Gebirges hineinführte.
Madesus ging steif und führte sein Pferd mit großer Vorsicht. Er fragte Kailash: »Warum steht an einem so abgelegenen Ort ein Dorf?«
»Es gibt nur wenige Pässe in diesem Gebirge, und Innasfaln liegt an der Mündung von einem«, antwortete Kailash. »Wir werden dort erfahren, was wir von der Straße nach Süden zu erwarten haben.« Er blinzelte Conan verstohlen zu. »Dort wird uns aber auch noch mehr erwarten. Die Schenke in Innasfaln ist berühmt. Dort gibt es das süffigste Ale von ganz Brythunien und dazu die hübschesten Maiden, die uns in jeder Hinsicht mit Freuden verwöhnen werden.« Amüsiert beobachtete er Madesus' Reaktion auf diese Bemerkung.
»Ich verstehe«, sagte der Priester und machte ein bedenkliches Gesicht. »In dem Fall solltet ihr beide besser vor dem Dorf lagern, während ich hineingehe und mich nach der Straße erkundige. Ihr habt nicht die Zeit, euch heute abend zu besaufen und herumzuhuren. Wir müssen so wenig wie möglich schlafen, denn eins kann ich euch sagen: Die Priesterin schläft nicht. Mit jedem Augenblick, den wir verschwenden, wächst ihre Macht, und die Aussichten auf einen Sieg vermindern sich. Wenn ich gewußt hätte ...«
Kailash fing an zu lachen. »Keine Sorge, Priester! Ich habe nur einen Scherz gemacht. Conan und ich sind erfahrene Haudegen. Wir können uns zurückhalten. Ich halte es für das Beste, wenn wir uns in der Schenke einen oder zwei Humpen genehmigen, damit wir nicht die Neugier der Einheimischen erregen. Mir wäre es lieber, nicht allzusehr aufzufallen. Außerdem kennt der Wirt dich nicht. Ich habe mit ihm zusammen vor vielen Jahren in den brythunischen Grenzkriegen Seite an Seite gekämpft.«
Madesus beugte sich der Logik des Mannes aus den Bergen, meinte jedoch mit unüberhörbarer Skepsis: »Nun gut, einen oder zwei Humpen, dann begeben wir uns zur Ruhe. Ich warne euch. Ich stehe mehrere Stunden vor Tagesanbruch auf und werde euch beide wecken, ganz gleich in welchem Zustand ihr seid.«
Kailash lachte schallend. Conan hatte interessiert die Beschreibung der Schenke vernommen, und war jetzt enttäuscht. In einer kalten Nacht wie dieser wäre ihm die Umarmung einer heißblütigen, vollbusigen Hure sehr willkommen gewesen. Es waren bereits mehrere Tage vergangen, seit er bei Yvanna gelegen hatte, und er sah nicht ein, warum eine kleine Orgie sie übermäßig aufhalten würde. Madesus konnte doch ruhig schlafen, während er und Kailash sich im Schankraum oder sonstwo in den Armen einer willigen Maid ergötzten.
Als sie den Dorfrand erreichten, schenkte ihnen der Himmel nur das kalte weiße Licht des Mondes. Wie
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