Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
kommt, könnten wir uns auf seine Kosten amüsieren. Laß uns dort drüben einigen Schankmädchen schöne Augen machen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht dürfte uns für die Strafpredigt entschädigen, die wir zweifellos bekommen werden.«
Priester oder nicht Priester – Conan hätte den Scherz gern noch weitergetrieben, aber dann hielt er es für besser, Kailash zuzustimmen. Er schob einen kichernden Betrunkenen beiseite, der ihnen den Weg versperrte. Der schlaksige Bauernbursche brachte es fertig, keinen Tropfen Ale zu verschütten, als der Cimmerier ihn so plötzlich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Jeder Jongleur hätte ihn um sein Geschick beneidet. Nach einem Blick auf Conan räumte er seinen Platz an der Theke jedoch bereitwillig.
Kailash baute sich vor dem Wirt auf. Der stellte mehrere große Humpen mit Ale auf die Theke und wischte die Hände an der schmutzstarrenden Schürze ab, die er lose um seine beträchtliche Körpermitte gebunden hatte.
Da leuchtete Überraschung und Freude in seinem bärtigen Gesicht auf. »Bei Hanumans behaarten Eiern! Ist das mein alter Freund Kailash oder bin ich ein Pikte?« Durch die vielen Jahre in der Schenke war seine Stimme rauh geworden. Jetzt lachte er lauthals. »Willkommen in der feinsten Schenke im Umkreis von hundert Meilen!«
Auch Kailash lachte schallend. »Das ist die einzige Schenke im Umkreis von hundert Meilen, du altes Schlachtroß!« Er deutete auf Malgoreshs Mitte. »Wie ich sehe, hast du dir ein paar Fässer zu viel von deinem eigenen Gebräu genehmigt. Bist du schon leer gesoffen, oder hast du noch ein paar Schluck für zwei ausgedörrte Reisende?«
Malgoresh musterte Conan argwöhnisch. »Zwei? Gehört der zu dir, oder ...?«
»Kein böses Wort gegen ihn! Er heißt Conan und stammt aus der Eiswüste Cimmerien. Sollte jemand das Schwert gegen ihn erheben, trifft er vorher auf meine Klinge.«
»Ein Cimmerier, bei Hanumans Gemächt! Muß eine seltsame Geschichte sein, die ihn hierhergeführt hat, aber noch seltsamer kommt mir vor, daß ihr beide Kameraden geworden seid!« Malgoresh kratzte sich nachdenklich am Kinn. Dann wurde seine Miene ernst. »Was gibt es Neues in Pirogia?«
»Der König ist wieder gesund.« Kailash beugte sich vor. Er warf mißtrauische Blicke nach rechts und links und sagte leise: »Aber Valtresca ist tot – und auch Salvorus. Der General ist als Hochverräter entlarvt worden. Es gab ein regelrechtes Gemetzel im Verlies unter dem Palast. Conan und Salvorus haben ihn getötet.«
Malgoresh fiel der Unterkiefer hinab, als er die Humpen vor die beiden Männer stellen wollte und ließ sie fallen. Ale schwappte heraus und bildete Pfützen auf dem schmutzigen Boden. »Ein Hochverräter?« zischte er. Ohne auf das vergossene Ale zu achten, beugte er sich vor und dämpfte seine heisere Stimme, damit nicht zu viele Ohren mithören konnten. »Das sind ja scheußliche Nachrichten, alter Freund! Aber wenigstens lebt Eldran.«
»Er ist noch nicht außer Gefahr«, sagte Kailash. »Ich habe keine Zeit, dir die ganze Geschichte heute abend zu erzählen. Wenn Mitra mir beisteht, komme ich bald zurück nach Innasfaln und berichte dir ausführlich. Das Ganze ist sehr merkwürdig, und Conan hat eine wichtige Rolle gespielt. Nur Mitra allein weiß, wie alles enden wird. Morgen reiten wir weiter nach Süden. Dazu brauche ich noch einige Informationen von dir.«
»Selbstverständlich. Alles, was du wissen willst. Aber wieso ist Valtresca ...?«
»Halt, Gor! Ich beantworte keine einzige Frage, ehe ich meine ausgedörrte Kehle nicht mit deinem Ale befeuchtet habe. Hast du unseren Brand vergessen, oder ist dein Kopf ebenso weich geworden wie dein Bauch?«
Malgoresh schlug sich auf die Stirn und lachte leise. Dann hob er die Humpen auf und füllte sie aus dem Faß. Lächelnd stellte er sie vor die beiden durstigen, müden Krieger.
Madesus stand immer noch draußen in der Kälte und beäugte den Eingang der Schenke argwöhnisch. Er hegte Zweifel, ob es sich ziemte, Conan und Kailash dort drinnen Gesellschaft zu leisten. Andererseits würde es ratsam sein, die beiden im Auge zu behalten. Schließlich schob er alle Bedenken beiseite und trat ein. Conan und Kailash nahmen gerade die ersten Schlucke Innasfaln-Ale.
Die Schenke war größer, als Madesus erwartet hatte. Doch ansonsten war alles, wie er es sich vorgestellt hatte. Der scharfe Geruch ungewaschener Leiber und schalem Ale mischte sich mit anderen Düften, die er nicht auf Anhieb
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