Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
identifizieren konnte. Anscheinend hatte sich das gesamte Dorf hier versammelt. An über einem Dutzend roher Holztische saßen die Gäste dicht gedrängt. Madesus zählte sechs Schankmaiden und siebzig bis achtzig Gäste verschiedenen Alters und Herkunft. Viele lachten laut oder sangen. Andere saßen vornübergebeugt und versuchten trotz des Lärms, sich miteinander zu unterhalten.
Madesus war froh, den Reiseumhang zu tragen, welcher seine wahre Identität verbarg. Nicht zu Unrecht nahm er an, daß die Gäste in dieser Schenke sich fragen würden, was ein Priester an einem derartigen Ort zu suchen hätte. Er war nicht überrascht zu sehen, daß Conan und Kailash Ale geradezu in sich hineinschütteten – wie Pferde an der Tränke. Als Madesus sich ihnen näherte, brachten sie gerade einen Trinkspruch aus und stießen mit den Humpen an, ehe sie sich noch einen kräftigen Schluck des dunklen Ales genehmigten.
Eine üppige blonde Dorfschöne ging wagemutig zu den beiden Kriegern. Ihre Rundungen wippten verführerisch unter ihrem dünnen, fast durchsichtigen roten Gewand. Ein Dorfbewohner kniff sie in den festen Hintern, als sie vorbeiging. Sie kicherte und versetzte ihm einen Klaps auf die Hand. Ihre Aufmerksamkeit war ausschließlich auf die beiden Fremden gerichtet.
Madesus war über dieses schamlose Benehmen außer sich vor Wut. Entschlossen bahnte er sich einen Weg zu den Gefährten, um sogleich einzuschreiten, falls seine Gefährten irgendwelche lüsterne Absichten in bezug auf dieses liederliche Weib hegten. In der Eile stolperte er über einen kleinen, kräftig gebauten Dorfbewohner.
Der stinkende Atem des Manns beleidigte die Nase des Priesters. Der Gestank war so entsetzlich, daß jeder angreifende Bulle sofort stehen geblieben wäre. Madesus wandte das Gesicht zur Seite, um der stinkenden Atemwolke zu entgehen, die das unrasierte, mit Narben übersäte Gesicht und das verfilzte Haar einhüllte. »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Madesus höflich.
»Was? He, paß auf, wo du hintrittst! Hast es wohl eilig, was?« brüllte der alte Säufer und unterstrich seine Fragen mit einem lauten Rülpser, wobei er jedesmal dem Priester eine Duftwolke entgegenschleuderte. Madesus wollte den Kerl nicht weiter provozieren, trat einen Schritt zurück und verbeugte sich. Der dreckige Kerl taumelte an ihm vorbei und rülpste nochmals.
Inzwischen hatten sowohl Conan als auch Kailash eine üppige Schöne gefunden. Der Cimmerier hatte den kräftigen Arm um die schlanke Taille einer Blonden mit heller Haut gelegt, die mit langen, lackierten Fingernägeln durch seine rabenschwarze Mähne fuhr. Ein dunkeläugiges Flittchen, äußerst spärlich bekleidet, wechselte mit Kailash derbe Scherzreden. Die Krieger entdeckten Madesus und riefen ihn fröhlich winkend zu sich, doch ihre Stimmen gingen in dem Lärm unter.
Madesus kramte in seinem Beutel und holte zwei Goldmünzen heraus: Golddrachen aus Nemedien. Jede war so viel wert wie fünf aquilonische Goldnobel. Er nahm die beiden schweren Münzen in die Hand und schritt auf die beiden Frauen zu. Stumm flehte er Mitra an, daß sein Plan Erfolg haben möge.
»Meine Damen.« Er brachte ein Lächeln zustande, als ihm klar wurde, daß diese Bezeichnung wohl nur entfernt auf die beiden zutraf. »Ja, ihr beiden ... kommt doch mal her.«
Die Frauen blickten Conan und Kailash fragend an. Diese nickten. Madesus hielt die Hände so, daß seine Gefährten sie nicht sehen konnten. Dann sagte er leise zu den Schönen:
»Meine Freunde sind arm. Sie haben ihr ganzes Geld beim Würfelspiel verloren. Ich kann es nicht sehen, daß zwei schöne Frauen wie ihr einen Abend für ein paar armselige Silberlinge vergeuden. Die beiden Burschen werden bald zu betrunken sein, um eure Reize gebührend würdigen zu können. Ich hatte mehr Glück und möchte es gern mit euch teilen.« Er drückte jeder einen Golddrachen in die Hand. »Hier, nehmt das und verlaßt diesen Ort. Ihr müßt jedoch das Gold mit allen anderen Frauen hier teilen. Ihr und eure Freundinnen brauchen den heutigen Abend nicht mit diesen schrecklichen Kerlen hier zu verbringen. Einverstanden?«
Mit großen Augen starrten die beiden auf die Goldmünzen. So viel verdienten sie kaum in einem Monat. Sie nickten und blickten Madesus verständnislos an. Dann warf die Dunkelhaarige die Locken in den Nacken und schmiegte sich an den Priester. »Willst du uns nicht später Gesellschaft leisten?« Der Klang ihrer verführerischen Stimme und der
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