Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
war sich dessen nur allzusehr bewußt. Seine Art war daher barsch, herablassend und angeberisch.
Salvorus wirkte in diesem Augenblick keineswegs so eindrucksvoll wie der General. Sein mißhandeltes Gesicht lief abwechselnd blau und rot an. Die Schläfenwunde war noch nicht versorgt und das gestockte Blut glänzte und verklebte das schwarze Haar. Zwar stand er aufrecht da und ließ die Beschimpfungen des Generals stumm über sich ergehen, doch die schweißgetränkte Braue verriet, daß er innerlich keineswegs so ruhig war, wie er sich gab, sondern vor Nervosität bebte.
Valtresca hatte sich derartig in Wut geredet, daß die Adern an seinen Schläfen hervortraten. »Deine Ungeschicklichkeit hat die Wachen zur Zielscheibe des Spotts der gesamten Stadt gemacht! Du hattest den Barbaren im Griff und hast ihn entwischen lassen! Hättest du deinen Kopf anstelle des Schwertarms benutzt, läge der Schänder von Eldrans geliebter Tochter jetzt in Ketten im Verlies und könnte hören, wie der Henker sein Beil für die Hinrichtung schärft. Doch statt dessen kehrst du mit leeren Händen und einer erbärmlichen Entschuldigung zurück! Du hattest sechs Soldaten bei dir. Kein Mann kann euch alle allein überwältigen! Das ist doch lächerlich! Besonders nicht, wenn es stimmt, daß du ihm das Handgelenk gebrochen hast! Das ist einfach unfaßbar! Ein einarmiger Barbar entkommt einem halben Dutzend gut ausgebildeter Soldaten, die geführt werden von Salvorus, dem Helden der Grenzkriege!«
Salvorus hörte sich die Beschimpfungen des Generals seit über einer Viertelstunde an, und langsam verlor er die Geduld. »General, mit Verlaub, das waren keine gut ausgebildeten Soldaten. Laut Augenzeugenberichten hat sich der feige Abschaum fast gegenseitig totgetrampelt, nur um dem Cimmerier freie Bahn für die Flucht zu schaffen. Ich habe Ratten auf Hinterhöfen gesehen, die weitaus mehr Mut bewiesen als diese Stadtwachen. Sie mögen fähig sein, Schlägereien auf den Straßen abzubrechen und aufsässige Trunkenbolde über den Schädel zu schlagen, aber sie haben weder den Mut noch die Fähigkeit, es mit einem Feind wie diesem Cimmerier aufzunehmen. Wenn ich ein paar meiner Männer dabei gehabt hätte, die Erfahrungen in den Kämpfen an der nemedischen Grenze gesammelt haben, hätte das Verlies heute abend einen neuen Insassen, das schwöre ich. Bei Mitra! Ich habe noch nie einen so starken und so schnellen Mann gesehen! Und das nach zwei Karaffen Wein, wie mir die Schankmaid verriet. Wie du selbst immer sagst, General, ein erfolgreicher Befehlshaber darf niemals den Feind unterschätzen.«
»Wie schade, daß dir das nicht eingefallen ist, ehe du dich diesem Cimmerier genähert hast«, unterbrach ihn Valtresca spöttisch. »Ich vertraue darauf, daß du diesen Fehler nicht wiederholst, Salvorus. Ich war ein guter Freund deines Vaters. Mitra schütze seine Seele! Als ich von deinen Taten in den Grenzkriegen hörte, habe ich dir eine Stellung von nicht zu unterschätzender Bedeutung verschafft und dich in diese Stadt geholt. Und jetzt enttäuschst du mich bereits im ersten Monat auf deinem neuen Posten. Aus Respekt vor deinem Vater sollst du noch eine Bewährungsprobe ablegen können. Finde den Barbaren! Wir können sicher sein, daß er schuldig ist. Seine Reaktion auf deine Anschuldigung läßt keinen Zweifel zu. Schaff ihn herbei! Lebendig oder tot! Der König wird zumindest geringen Trost empfinden, wenn er weiß, daß der Unhold, der für die unfaßbare Schandtat verantwortlich ist, zur Rechenschaft gezogen wurde. Wenn es dir hilft, laß deine Burschen von der Grenze herkommen. Bedien dich aller nur erdenklichen Mittel! Dieser Schurke darf nicht ungestraft davonkommen.«
»Jawohl, General!« Salvorus salutierte, machte auf dem Absatz kehrt und verließ schnell den Raum. Er war erleichtert, endlich Valtrescas beißendem Spott und den Beleidigungen entronnen zu sein. Es stimmte, was man sagte: Die Zunge des Generals konnte einen Mann schlimmer verwunden als sein Schwert.
Als der Hauptmann durch die steinernen Korridore des Palasts schritt, dachte er nochmals an die letzten Ereignisse. Erst vor etwas über einem Monat hatte er erfolgreich die Invasion eines nemedischen Barons vereitelt, der sich das große Stück brythunischen Landes zwischen der Gabelung des Gelben Flusses unter den Nagel hatte reißen wollen. Damals war Salvorus nur Leutnant gewesen. Sein Hauptmann war bei der ersten Attacke der Nemedier gefallen und überließ ihm den
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