Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
Fingerbreit auseinander an den Haken gebunden waren. Doch ihr dämmerte jetzt die Gefahr, in der sie schwebte, und sie zerrte wie wahnsinnig an den Fesseln.
Dath schenkte ihren Qualen keinerlei Beachtung. »Beinahe erfolgreich«, prahlte er vor den Zuschauern. »Um ein Haar hätte ich das Mädchen von ihren Fesseln befreit. Beim nächsten Wurf müßte es mir gelingen.«
»Nein, wirf nicht!« rief Phatuphar und sprang vor. »Es ist zu gefährlich ...«
Dath würdigte ihn keines Blickes. Blitzschnell hatte er die zweite Axt in der Hand und schleuderte sie durch die Luft. Als Jana die Klinge kommen sah, bäumte sie sich auf und preßte den Kopf zur Seite, um dem sicheren Tod zu entgehen.
Die heftige Bewegung hätte Jana fast das Leben gekostet. Zum Glück flog die Axt sehr hoch und verfehlte beinahe das Ziel. Sie blieb ganz oben im Pfosten stecken – so nahe an Janas verkrampften Fingern, daß sie den Stiel hätte ergreifen können.
Doch wieder hatte die Axt die Riemen nicht durchbrennt, die Janas Gelenke zusammenhielten. Sie befand sich auch nicht näher an den Zielpunkten als die beiden Messer. Nachdem die Zuschauer das Prahlen und die Tollkühnheit ihres Helden bejubelt hatten, äußerten sie jetzt laut Zweifel und Unmut.
»Ein guter Versuch«, bemerkte Phatuphar grinsend. »Aber ein bißchen an den Ziel vorbei, würde ich sagen. Du hast die aufgemalten Kreise und die Fesseln verfehlt. Das Mädchen ist keineswegs frei – bei weitem nicht. Du kannst daher wohl kaum den Sieg beanspruchen und ...«
»Halt's Maul, du Schwachkopf! Bei Sets Fängen! Ich werde Jana befreien, wie ich gesagt habe.« Dath schob Phatuphar beiseite und beugte sich tief über die Barriere. Dann hielt er eine neue Waffe hoch: einen langstieligen Eisenhammer, mit dem die Zirkusleute die Eckpfosten für die Buden in die Erde trieben. Ehe jemand Dath zurückhalten konnte, hob er mit beiden Händen den schweren Hammer und schleuderte ihn durch die Luft – wieder direkt auf die hilflose Jana zu. In wilden Spiralen sauste das Ding dahin.
Die Zuschauer wendeten sich ab, vor Angst, der Hammer werde Jana den Kopf zerschmettern. Doch dann hörten sie, wie Eisen auf Eisen traf. Der Hammer war von einer Axtklinge abgeprallt und vor Janas Füßen gelandet.
Durch den Aufschlag hatte sich der Metallhaken gelockert, an dem die Riemen und die Zielscheibe befestigt waren; diese fiel ins Gras. Jana, endlich frei, sank über dem Hammer zusammen. Sie zitterte am ganzen Leib, war aber offensichtlich unversehrt. Als die Menge das sah, kam lauter Jubel auf.
»Dath hat sie befreit, habt ihr gesehen? Und das mit nur zwei Axtwürfen. Das heißt, wir gewinnen!«
»Er ist ein großartiger Kerl! Ich wußte, er würde es schaffen!«
»Eine gut geworfene Axt kann mehr ausrichten als so mancher Pfeil!«
Phatuphar protestierte als erster. »He, wartet! Er hat dreimal geworfen und nicht einmal das Ziel getroffen, das wir vereinbart hatten. Er kann den Sieg nicht beanspruchen!«
»Sei ruhig, du armseliger Schausteller! Dath ist doppelt so gut wie du!«
»Ausreden nützen dir nichts, du aalglatter Scharlatan!«
Die Gemüter erhitzten sich so schnell, daß es im nächsten Augenblick zu einer Massenschlägerei kommen mußte. Kampflüstern schoben sich die Zirkusleute näher. Conan hielt eine Schlägerei jetzt, da Dath nicht mehr bewaffnet war, für ziemlich ungefährlich. Am lautesten brüllten die Menschen, die Luddhew und seinen Besucher mit der Kappe umringten. Dieser beobachtete alles genau, mischte sich aber nicht ein.
»Ruhe!« rief der Zirkusdirektor. »Die Bedingungen des Wettkampfs wurden niemals erfüllt! Euer Held hat ein anderes Ziel gewählt. Daher ist die Wette hinfällig. Ich gebe euch eure Schekel zurück, zahle aber keinen Gewinn!«
»Lügner! Betrüger!« schrie die aufgebrachte Menge. »Ihr elenden Vagabunden! Wir haben gewonnen, das weißt du genau! Gib uns das Silber, oder wir werden es aus dir herausprügeln!«
Die Zirkusleute kamen Luddhew und Phatuphar zu Hilfe. Fäuste und Stöcke wurden geschwungen. Obst und Steine sausten durch die Luft. Erbittert ringend fielen einige zu Boden und wurden getreten. Conan schleuderte rechts und links die Bauernburschen in die eigenen Reihen. Er teilte auch Fausthiebe aus, unterdrückte aber den Wunsch, zur Waffe zu greifen, da er neu beim Zirkus war und nicht wußte, nach welchen Spielregeln gekämpft wurde. Er hatte das Gefühl, Zuschauer umzubringen oder zum Krüppel zu schlagen könnte schlecht fürs
Weitere Kostenlose Bücher