Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
hindurchdrängten. Die Stadtwache hielt einen Gang für die Sänften und Streitwagen der reichen und vornehmen Zuschauer frei, die zu spät kamen. Als die Inhaber von Sitzplätzen einmarschierten, wurde das Gedränge noch schlimmer, da niemand sicher wußte, wie viele zusätzliche Sitze durch die Anbauten geschaffen worden waren.
Doch schon bald waren auch die neuen Plätze bis auf den letzten gefüllt. Danach schloß man die Tore und verriegelte sie. Immer noch standen Tausende vor dem Amphitheater, um zumindest in der Nähe des Spektakels zu sein und die Schreie und den Jubel der Zuschauer zu hören. Wie immer bei derartigen Anlässen hatten sich Männer vor die Tunnel und Torbogen gestellt, um den draußen Stehenden zu erklären, was drinnen geschah. Sie empfingen ihre Nachrichten auch aus zweiter oder dritter Hand. Trotzdem lauschte die Menge atemlos den – manchmal ausgeschmückten – Berichten.
Doch eigentlich versagten Worte, um die Wunder in der Arena zu beschreiben, die das Publikum erwartete. Das gesamte riesige Oval der Arena war in einen schimmernden See verwandelt. Es gab Inseln, Felsen und Strände. Sogar einige Palmen zierten eine Insel. Krokodile sonnten sich auf den Stränden. Haie flitzten durch die Fluten, so daß man nur ihre spitzen Rückenflossen sah. Das Wasser war jetzt noch so ruhig wie in einer geschützten Lagune, doch schon bald würde es von den Rudern der beiden Flotten aufgepeitscht sein, deren Schiffe noch mit Segeln und Flaggen an beiden Schmalseiten des Ovals warteten.
Conan bahnte sich mit den anderen Gladiatoren einen Weg durch den Eingangstunnel. Als er ins grelle Licht der Arena trat, verschlug es ihm fast den Atem: das glitzernde blaue Wasser, die Flotten, die Matrosen in kostbaren Kostümen, die über die Planken liefen – und über allem die Masse der Zuschauer. Mit den auf allen vier Seiten vorgebauten Balkonen sah das Stadion ganz anders aus als zuvor. Immer noch drängten sich die Menschen nach den besten Plätzen, vor allem nach jenen, die im Schatten der Balkone lagen. Alles vermittelte den Eindruck ungeheurer geballter menschlicher Energie.
Conan schob sich durch die Reihen der Gladiatoren und bewaffneten Seeleute in seltsamen Rüstungen. Ihre aufwendigen Kostüme konnten sie jedoch das Leben kosten. Ein Brustharnisch oder die Beinschienen würden den einzelnen Mann schnell auf den Grund der Lagune ziehen – was vielleicht eine Gnade war, angesichts der vielen Haie und Krokodile im Wasser. Der Cimmerier war beinahe unbekleidet; er trug nur eine Tunika und Sandalen, die er jederzeit abstreifen konnte, falls er an der Seeschlacht teilnehmen mußte. Als er in der Vergangenheit mit Amra, der Piratin, gesegelt war, hatte er meist auch nicht mehr getragen. Doch jetzt hatte er nicht einmal ein Schwert bei sich.
Dann sah er weiter vorn den Mann, den er gesucht hatte: Commodorus. Der Tyrann trat soeben, von seiner Garde flankiert, aus einem Torbogen. In den letzten Tagen war er schwer zu finden gewesen. Entweder hatte er sich absichtlich versteckt, oder er brütete neue Pläne aus, um seine Macht über Luxur zu festigen. Conan hatte gehofft, Commodorus zu treffen, um ihm den Auftrag zurückzugeben, aber er hatte ihn nirgendwo erreicht.
»Commodorus!«
Der Cimmerier drängte sich von hinten näher. Die Garde gebot ihm Einhalt. Doch als die Soldaten sahen, daß ihr Führer den Mann kannte und daß dieser unbewaffnet war, ließen sie ihn durch.
»Conan! Immer rechtzeitig zur Stelle! Und dein Kopf ist wieder heil, wie ich sehe.«
Der Tyrann sah in der schmucken Uniform eines Admirals großartig aus. Er wirkte kraftvoll und freudig erregt. Auf seinen blonden Locken lag ein Lorbeerkranz.
»Haben wir nicht ein phantastisches Spektakel zustande gebracht? Ich freue mich schon, auf dem schwankenden Deck mit dir an der Seite zu kämpfen.«
»Commodorus, die Wahrheit ist ... Ich wollte heute gar nicht herkommen. Ich wollte Euch nur das Gold bringen und dann wieder gehen.« Conan holte die Börse aus dem Gürtel. »Doch, da Ihr darauf vertraut, daß ich Euch schütze, muß ich Euch etwas sagen. Der Priester Nekrodias hat versucht, mich zu bestechen, um Euch zu töten ... heute ... hier während der Spiele in der Arena.«
»Nekrodias? Er wollte mich töten lassen?« Der Tyrann lachte schallend. »Aber Conan, das ist nun wirklich keine Überraschung. Und während der Spiele, wenn ich am leichtesten zu treffen bin ... Lieber Mann, deshalb wünsche ich, daß du bei mir bist! Es
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