Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
hätte. Die Schwarzen Königreiche sind riesig.«
Achilea deutete nach Westen. »Was liegt in dieser Richtung?«
»Der Styx machte eine große Biegung und fließt nach Westen ins Meer. Südlich davon liegt Stygien. Nach Norden ist die erste Nation nach dieser Wüste Shem, und hinter Shem kommt Koth. Das sind Länder mit Weiden, wo die Menschen riesige Herden Vieh und Schafe züchten. Hervorragende Bogenschützen. Westlich von Koth liegt Argos, dann kommt Zingara. Alle diese Länder grenzen an den Westlichen Ozean.«
»Hast du alle diese Länder gesehen? Ich hatte keine Ahnung, daß die Welt so riesig ist.«
»In den meisten habe ich eine gewisse Zeit verbracht«, bestätigte er. »Ja, dorthin nimmt die Welt kein Ende. Und in dieser Richtung« – er deutete mit dem Daumen über die rechte Schulter – »liegen Iranistan, Vendhyen und Khitai. Man sagt, Khitai sei so groß wie alle westlichen Länder zusammen; aber woher jemand das wissen will, ist mir schleierhaft.«
»In meiner Heimat, in den Steppen«, sagte sie wehmütig, »habe ich mit Männern gesprochen, die mit ihren Karawanen bis Khitai gezogen sind. Sie haben bestätigt, daß das Land in der Tat sehr groß ist, aber für meinen Geschmack hat es zu ordentlich und langweilig geklungen.«
Conan lachte. »Das bezweifle ich nicht. Aber zum Glück für uns gibt es Orte, wo es nicht so ordentlich zugeht, in Hülle und Fülle. Ich habe Ophir, Aquilonien und Nemedien noch nicht erwähnt. Alle sind reich, kultiviert und kriegsfreudig. Und dann gibt es noch die piktische Wildnis, die ist so furchtbar wie die Schwarzen Königreiche. Nördlich davon liegen Asgard, Vanaheim und Hyperborea – und dann meine Heimat Cimmerien. Diese Länder sind nicht reich, aber sie bringen unvergleichlich großartige Krieger hervor. Ich hege auch keinen Zweifel daran, daß hinter dem westlichen Ozean noch andere Länder, Nationen und Königreiche liegen, die miteinander streiten und reif für Überfälle sind. Vielleicht sehe ich diese auch noch, ehe ich sterbe.«
»Du hast das Herz eines wahren Abenteurers«, sagte Achilea. Es kam ihm vor, als höre er einen Hauch von Bewunderung in ihrer Stimme.
»Ich glaube, du bist wie ich«, meinte er. »Du fürchtest dich vor kaum etwas, du hältst dein Wort, bist deinen Freunden gegenüber treu, liebst die Gefahr und bist stets bereit, über den nächsten Hügel zu reiten, um zu sehen, was dahinter liegt.«
»Das ist doch selbstverständlich«, sagte sie. »Ich bin eine Königin.«
»Nur ein Mensch, dessen Wort so fest wie Eisen ist, bleibt bei diesen wahnsinnigen Zwillingen. Aber auch ich habe ihr Geld genommen und werde diese Sache bis zum Ende durchstehen. Allerdings gebe ich zu, daß ich mich selten auf ein so schwachsinniges Unternehmen eingelassen habe.«
Diesmal lachte Achilea. »Das bezweifle ich stark, Conan. Ich glaube, du bist viele schwachsinnige Wagnisse aus reinem Spaß an der Freude eingegangen. Ich habe das gleiche getan. Ich bin hinter Schätzen hergeritten, die es nie gab, oder habe meine Rache noch verfolgt, obgleich jeder mit gesundem Menschenverstand längst aufgegeben hätte. Selbst wenn ein Sieg völlig aussichtslos war, habe ich weitergekämpft. Mein Leben mag kurz sein, aber es ist voll Feuer und Schwung.«
»Ja, da hast du recht. Ich möchte auch nicht anders leben.«
Eine Zeitlang ritten sie schweigend weiter. Der Cimmerier spürte, daß zwischen ihnen ein Band geknüpft würde. Gerade wollte er darauf aufbauen und ihr näherkommen – doch nicht mit seiner üblichen direkten Art –, als sie sich aufrichtete und nach vorn spähte. Innerlich fluchend richtete er auch seine Aufmerksamkeit voraus. Mußte diese Störung ausgerechnet jetzt kommen?
»Da kommt jemand«, flüsterte sie. Ihre Schwertklinge glitt leise aus der Scheide.
Conan hielt sein Schwert bereits in der Hand. Es hatte keinen Laut verursacht, als er es gezückt hatte. Seine Nasenflügel bebten. »Der Wind kommt uns entgegen, aber ich rieche nicht diesen Dämonengeruch.«
»Danke den Göttern dafür«, flüsterte sie. »Männer machen genug Ärger. Da brauche ich keine Dämonen. Wie viele sind es? Was meinst du?«
Der Cimmerier lauschte angestrengt, aber er hörte nur Schlurfen und ein tiefes Summen. »Wenn ich mich nicht irre, ist es nur ein einzelner Mensch, Mann oder Frau, und nicht sehr vorsichtig. Es könnte eine List sein, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln und uns einzulullen, damit die Verbündeten uns aus heiterem Himmel überfallen
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