Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
ihm der Cimmerier. »Sprich weiter.«
»Er sagte, er werde den Lohn für die Helfer und die Vorräte zahlen. Ich willigte ein. Aber die einzigen Männer, die bereit waren, ein so unsicheres Unterfangen zu wagen, waren der Abschaum aller Karawanentreiber, die, wie ihr wißt, bereits ziemlich niedrig eingestuft werden.«
»Ja, das ist mir klar«, meinte Conan.
»Was wollte er mitten in der Wüste finden?« fragte Achilea.
»Anfangs sprach er nicht darüber. Doch als die Tage dahingingen und wir nichts als endlosen Sand sahen, begannen meine Männer zu murren. Da erzählte er mir von einer phantastischen Stadt, angefüllt mit Schätzen, die seit vielen Jahrhunderten inmitten der Wüste verloren sei.« Amram zuckte mit den Schultern. »Ich habe auf meinen Reise viele seltsame Dinge gesehen. So, warum nicht? Wichtiger war, daß er damit die Gier der Männer entfachte, so daß sie weitergingen, obwohl es eindeutig sehr gefährlich war. Dann verschwand ein Mann.«
»Desertiert?« fragte Conan.
Amram schüttelte den Kopf. »Nein. Eines Morgens sind wir aufgewacht, und der Mann war weg. Sofort habe ich unsere Vorräte überprüft, aber nichts fehlte. Welcher Narr verließe eine Karawane mitten in der Wüste, ohne ein Kamel oder etwas zu essen oder einen Wasserschlauch mitzunehmen? Doch nichts fehlte. Die Nacht war windig gewesen. Es gab keine Spuren, die verraten hätten, wohin er marschiert war. Wir kamen zu dem Schluß, daß er den Verstand verloren und in die Wüste gewandert war, um zu sterben. Das geschieht zuweilen.
Wir zogen weiter. Am nächsten Morgen war noch ein Mann verschwunden. Die Umstände waren die gleichen. Jetzt bekamen meine restlichen Männer Angst. Einer meinte, ein Fluch liege über uns. Ein Sanddämon würde die Männer in die Wüste locken, sagte ein anderer. Diese Dämonen nehmen zuweilen die Gestalt einer schönen Frau an, um die Männer ins Verderben zu locken. Manche singen ein unwiderstehliches Lied, das nur das erwählte Opfer hört. Der Mann kann dann nichts anderes mehr denken, als den Ursprung dieses Liedes zu finden. Dabei vergißt er alles andere.«
»Und danach?« drängte Conan.
»Sei nicht so ungeduldig, Conan«, tadelte Achilea. »Die Nacht ist lang, und dieser Bursche erzählt vortrefflich. Gestatte ihm, sein Epos auf seine Art vorzutragen.«
»Du hast Glück, Amram«, meinte der Cimmerier. »Für gewöhnlich hat diese Frau nicht soviel Nachsicht mit Männern.«
Die Amazonenkönigin lachte. Amram rang sich ein gequältes Lächeln ab. Er war offensichtlich erleichtert, daß seine Häscher in so guter Stimmung waren. »Herrin, du bist weise und schön. Nun, ich fahre fort. Meine Männer waren vor Angst außer sich und beschuldigten unseren Dienstherrn, mit den Dämonen gemeinsame Sache zu machen, indem er uns in die Wüste gelockt hatte, damit diese Scheusale uns verschlingen konnten. Er meinte, das sei doch barer Unsinn und daß die beiden Männer schlicht den Verstand verloren hätten. Wieder erzählte er von der großen Stadt, die ganz nahe sein müsse. Er bat uns, noch einen Tag weiterzuziehen. Ich war fürs Umkehren, doch die anderen ließen sich umstimmen.«
»Und am nächsten Morgen war wieder ein Mann verschwunden«, sagte Conan.
»Nein. Am nächsten Tag waren unsere Wasserschläuche aufgeschlitzt. Wir fanden nur noch feuchte Flecken im Sand. Nachdem wir unsere anfängliche Bestürzung überwunden hatten, liefen wir wütend zu Firagi. Diesmal stand er mit einem Lächeln auf dem hochmütigen Gesicht da. Nun müßten wir die Stadt suchen, erklärte er. Denn dort gebe es niemals versiegende Brunnen. Aber nur er allein könne uns dorthin führen.«
»Ich hätte ihn für diese Unverschämtheit sofort getötet und wäre umgekehrt – mit oder ohne Wasser«, erklärte Achilea.
»Ja, das sagst du nur, weil du neu in der Wüste bist, schöne und wilde Herrin. Wir, alles erfahrene Männer, wußten, daß eine Umkehr ohne ausreichend Wasser den sicheren Tod bedeutete. Keiner von uns war je so tief in die Wüste vorgedrungen. In der Tat hatte keiner von uns jemanden getroffen, der sich in diese Gegend gewagt hatte. Die Stadt war vielleicht nur ein Hirngespinst dieses Wahnsinnigen, aber sie war unsere einzige Hoffnung. Da wir keine andere Wahl hatten, folgten wir ihm weiter hinein in die endlose Sandwüste.«
Der Cimmerier hörte sich die Geschichte Amrams an, doch ließ er beim Weiterreiten keineswegs seine Hauptaufgabe aus den Augen: die Karawane vor Räubern zu schützen,
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