Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
mit gedämpfter Stimme, als fürchte er, die unliebsame Aufmerksamkeit höherer Mächte auf sich zu lenken. »Du mußt nämlich wissen, Fremdling, daß selbst die Götter nicht wahrhaft unsterblich sind, sondern alle irgendwann einmal sterben müssen. Aus diesem Grund belegten sie Janagar mit einem Fluch. In einer schrecklichen Nacht flohen alle Bewohner, die fliehen konnten, aus der Stadt – um nie wieder dorthin zurückzukehren.
Aber einige flohen nicht. Diese grausamen Zauberer und ihre Speichellecker blieben. Bis zum letzten Moment bemühten sie sich, den Zorn der Götter abzuwenden. In jener Nacht verübten sie ihre allerschlimmsten Rituale und so mächtige Magie, die nicht einmal die Zauberer gewagt hätten, die völlig den Verstand verloren hatten. Durch das geballte Böse im Kampf zwischen Göttern und Sterblichen welkte das ganze Land um Janagar dahin. In jener Nacht nahm die Wüste ihren Ursprung. Bis heute breitet sie sich aus. Und das fluchbeladene Janagar liegt genau in ihrem Herzen.«
Bis jetzt klang die Geschichte so wie viele andere, die der Cimmerier gehört hatte. Um viele verlorene Städte rankten sich Sagen, daß die Bewohner die Götter erzürnt hatten, daß uralte böse Mächte dort lauerten oder daß sie fluchbeladen waren. War das bei Janagar genauso?
»Kennst du eine Legende, welche Janagar mit den hadizza verknüpft, den Dämonen des Wirbelwinds?« fragte Conan.
Die Augen des Alten umwölkten sich. Er dachte angestrengt nach. »Nein, in der Geschichte, die ich vor so langer Zeit hörte, waren sie nicht erwähnt. Aber die hadizza spielen in vielen Geschichten eine Rolle. Vielleicht hatte eine davon ihren Ursprung in dem schrecklichen Fall Janagars. Warum sollten nicht die Dämonen der Wüste dort ihren Ursprung haben, wo die Wüste selbst entstand?«
»Ja, das ist möglich«, pflichtete ihm Conan bei. Er stand auf und dankte dem alten Mann. Dieser wollte ihn zum Bleiben nötigen, indem er ihm noch viele Geschichten über die Wüste versprach, doch der Cimmerier mußte noch andere Geschäfte erledigen.
Wie Conan erwartet hatte, waren die Karawanenmeister darauf erpicht, ihre Kamele gegen gute Pferde zu tauschen. Er verbrachte fast den restlichen Tag damit, die Wüstenschiffe zu mustern. Die Händler hofften, den unwissenden Mann aus dem Norden zu betrügen, indem sie ihm die Vorzüge minderwertiger Tiere anpriesen. Doch sie wurden bitter enttäuscht. Der Cimmerier kannte sich nämlich mit Kamelen hervorragend und ebensogut aus wie mit der Kunst des Feilschens. Letztendlich wurde man handelseinig und der Tausch durchgeführt. Die Hyrkanier, Achilea und ihr Gefolge betrachteten angewidert die Tiere, die sie reiten sollten.
»Das sind die häßlichsten Biester, die ich je gesehen habe!« rief Achilea. Blankes Entsetzen lag auf ihrem Gesicht.
»Bei einem Kamel schaut man nicht auf Schönheit«, erklärte Conan barsch, »sondern man achtet auf Kraft, Ausdauer und Mut. Diese Tiere werden nie einen Poeten anregen, Verse über sie zu schreiben, aber sie sind kräftig und gesund. Sie werden uns ans Ziel tragen – und was noch wichtiger ist: auch wieder zurück.«
»Sie haben so schöne Augen«, meinte Yolanthe. »So groß und dunkelbraun. Und ihre Wimpern sind lang und geschwungen.«
Ein Kamel gurgelte und spuckte. Es verfehlte Achilea um Haaresbreite.
»Sie haben keine Manieren«, beschwerte sich die ehemalige Königin der Amazonen.
»Ich werde euch zeigen, wie man sie sattelt«, meinte Conan. »Und dann lernt ihr, sie zu reiten.«
Murrend wählten sich alle ihr Kamel. Während des Sattelns betrachteten die Wüstentiere die Menschen mit schlecht verhohlener Verachtung. Der Cimmerier zeigte den anderen, wie man die Kamele zum Niederknien brachte, damit man aufsteigen konnte. Männer der anderen Karawanen und Omri sammelten sich, um dieses seltene Vergnügen anzuschauen. Bald lachten alle schallend.
»Nicht die Fersen hineinbohren!« brüllte Conan. »Das sind keine Pferde. Sie verstehen nicht, was ihr wollt, wenn ihr sie so antreibt! Benutzt die Gerte!« Zu jedem Sattel gehörte eine Reitgerte – ein drei Fuß langer geschmeidiger dünner Stock.
Nachdem alle eine Stunde lang geübt hatten, war der Cimmerier zufrieden. Alle hatten zumindest die Grundbegriffe des Umgangs mit Kamelen gelernt. Es würde geraume Zeit dauern, bis sie sich mit den Wüstensöhnen messen konnten, aber sie konnten die nächste Wegstrecke im Sattel zurücklegen. Bei den Hyrkaniern kam sogar etwas
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