Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
sie beim Aufenthalt oben so schrecklich aufgeregt gewesen und fühlten sich jetzt freier und sicherer in vertrauter Umgebung? Conan hatte keine Ahnung. Lebten diese seltsamen Menschen denn etwa immer hier unten?
Die Spiralrampe endete an einem breiten Korridor, der wieder von rauchlosen Fackeln erhellt wurde. Die Wände und Decken des Korridors zeigten verschlungene Ranken, komplizierte geometrische Muster und schamlose Paarungen von Menschen und Dämonen.
Sie kamen an Eingängen zu riesigen Räumen vorbei, wo schemenartige Gestalten sich unverständlichen Ritualen hingaben. Aber sie durften nie stehen bleiben, um mehr als einen flüchtigen Blick darauf zu werfen. Unterwegs sah der Cimmerier kleine blasse Männer und Frauen, die Ringe um den Hals und die Handgelenke trugen. Die Fußfesseln waren durch dünne, aber feste Ketten verbunden. Diese Sklaven schienen die Aufgabe zu haben, sich um die Fackeln zu kümmern und sicherzustellen, daß sie ordnungsgemäß brannten. Sie kamen an einem Mann vorbei, der eine Fackel mit einem kleinen Instrument reinigte. Gerade als der Cimmerier bei ihm war, hatte der Mann die Arbeit beendet. Er drehte an einem runden Knopf und schlug über der Kupferschale der Fackel mit Stahl und Feuerstein Funken. Sofort schossen Flammen hervor. Der Sklave zog schnell die Hand zurück.
»Was ist das für ein Lärm?« fragte Achilea. Endlich hatte sie sich aus der Melancholie gelöst, die sie seit ihrer Gefangennahme und der anschließenden Erniedrigung befallen hatte.
Auch Conan hatte es gehört. Es war ein alles durchdringendes Surren, als pfiffe Wind durch die Kammern einer unterirdischen Höhle. »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Es klingt wie Wind.«
»Schweigt!« befahl die Frau mit der Maske und schlug dem Cimmerier mit dem Handrücken übers Gesicht. Er spürte den Schlag kaum, schwor sich jedoch, daß sie dafür eines Tages teuer bezahlen mußte.
Durch offene Eingänge sah Conan beim Weitergehen große Räume, wo Menschen um Tische auf dem Boden saßen und aßen. In anderen hantierten Männer in weiten Gewändern – offenbar Alchimisten – mit Phiolen, in denen es brodelte. Er sah glühende Öfen und Röhren, welche den heißen Dampf von einem Raum in den nächsten beförderten. Dann kam er an einem Tempelraum vorbei, wo Männer und Frauen sich vor einer Götzenstatue, die der Göttin oben glich, aber kleiner war, ausgesprochen lüstern im Tanz drehten. Ungefähr ein Drittel aller Bewohner trugen Sklavenfesseln. Von den Freien war die Hälfte maskiert. Alle betrachteten Conan und seine Schar mit unverhohlener Neugier, doch niemand versuchte, die Prozession aufzuhalten, oder stellte irgendwelche Fragen.
Plötzlich wurde der Korridor zu einer Brücke, die durch einen riesigen Raum führte, in dem überall Balken knarrten und Metall gegen Metall rieb. Über und unter ihnen und zu beiden Seiten drehten sich Riesenräder. Hunderte von Sklaven trabten auf den inneren Rändern, um sie ständig in Gang zu halten. Hier war das Surren am lautesten. Conan kam zu dem Schluß, daß sich hier die Energiequelle für das Belüftungssystem der Stadt befand. In zivilisierten Ländern hatte er gesehen, wie Sklaven riesige Blasebälge betätigt hatten, um in tiefen Bergwerken für die Luftzufuhr zu sorgen. Er hatte auch gesehen, wie Wasserräder die Blasebälge antrieben, doch das hier war weitaus durchdachter und komplizierter.
»Das ist ein widerlicher Ort«, bemerkte Achilea. Conan meldete keinen Widerspruch an. Doch der Mann, der neben der Frau mit der Maske das Kommando zu führen schien, schlug mit der Peitsche nach ihr. Sofort zeigten ihre wilden Frauen die Zähne und wollten sich auf ihn stürzen.
»Halt!« befahl Achilea. »Ihr würdet völlig sinnlos sterben.«
»Die Riesin verdient es, ausgepeitscht zu werden«, sagte der Mann.
»Das bestimme ich«, erklärte die Frau mit der Maske scharf. Damit war die Rangordnung klar.
Endlich bogen sie vom Hauptkorridor ab und stiegen eine breite Treppe hinauf. Sie gelangten in eine Halle mit hohem Deckengewölbe, von dem mehrere Gebilde hingen, die Kandelabern ähnelten. Kupferröhren waren zu Körben verflochten. Jede Röhre endete mit einer Blume, aus der eine weiße Flamme loderte. Die Halle war taghell erleuchtet.
Außer den Anführern, der Frau und dem Mann, betraten lediglich zehn Krieger die Halle, um die Gefangenen zu bewachen. Der Rest wartete draußen. Abgesehen von mehreren großen Kissen war die Halle leer. Nur etliche kurze Ketten
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