Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Tunnelwände waren vollkommen schmucklos. Den Spuren nach hatte man den Gang aus dem festen Gestein herausgehauen. Das Licht wurde wieder von Kupferröhren gespendet, die Flammen hervorbrachten, kaum größer als die gewöhnlicher Kerzen. Durch Gitter in Bodennähe zischte frische Luft.
Sie marschierten an zwei niedrigen Torbogen vorbei. Der Cimmerier sah in den Kammern dahinter Sklaven beiderlei Geschlechts, die an die Wände gekettet waren. Die meisten hatten kurzgeschnittenes Haar. »Hier werden offensichtlich ungehorsame Sklaven bestraft«, sagte er.
Man führte sie in einen Raum, wo aus einer Mauer Wasser in ein großes Becken strömte, ehe es durch ein Loch abfloß. In dem schwülen Raum war es stickig, und es roch schlecht. »Hinein!« befahl ein Wachposten. Es war das erste Wort, das Conan von einem dieser Krieger und Kriegerinnen hörte. Man nahm ihnen die letzten Reste der Kleidung ab und forderte sie auf, ins Becken zu treten. Sklaven mit Krügen und Bürsten machten ihnen durch Gesten klar, daß sie ins Wasser eintauchen sollten.
»Ich könnte schwören, daß das Flußwasser ist, so wie es riecht«, erklärte Conan, ehe er untertauchte.
»Aufstehen!« sagte ein Sklave, als sie hochkamen, um Luft zu holen. Sie gehorchten. Als sie standen, reichte ihnen das Wasser bis zur Körpermitte. Die Sklaven wateten herein und gossen ihnen wohlriechendes Öl über Kopf und Körper. Dann verteilten sie das Öl mit Bürsten, bis es schäumte. Achilea biß die Zähne zusammen, als die Bürsten ihre empfindliche Haut berührten.
»He, vorsichtig«, rief Conan, »sie ist verbrannt!« Die Sklavin, die Achilea abbürstete, nickte und nahm ein Tuch. Zumindest verstanden die Sklaven ihn, wie Conan erfreut feststellte, selbst wenn sie nicht sprachen. Vielleicht konnten sie auch nicht sprechen.
Gründlich gesäubert, stiegen sie aus dem Becken. Sklavinnen trockneten sie mit rauhen Handtüchern ab und führte sie danach tiefer in das Gefängnis hinein. Sie kamen an einem Raum vorbei, wo der Zwerg, die drei Frauen und Kye-Dee an die Wände gekettet waren. Beim Anblick ihrer Königin zerrten Achileas Dienerinnen und Jeyba an ihren Ketten und schrien vor Freude, Achilea lebend zu sehen. Der Hyrkanier schwieg mürrisch.
Als Achilea ein paar aufmunternde Worte sagte, vermochte Conan ein Lächeln nicht zu unterdrücken. Die drei nackten jungen Frauen waren eigentlich sehr hübsch, nachdem man ihnen die Kriegsbemalung abgewaschen hatte. Natürlich fehlten ihnen die sanften Züge ihrer kultivierteren Schwestern.
Man führte Conan und Achilea in einen ziemlich großen Raum und befestigte ihre Ketten an Ringen, die in den gegenüberliegenden Wänden eingelassen waren. Dann lösten die Wachen die Handfesseln und marschierten hinaus. Die beiden rieben sich die schmerzenden Handgelenke und musterten die Umgebung. Die Fackel vor dem Eingang war die einzige Lichtquelle. Wenn sie die Ketten aufs äußerste dehnten, waren sie immer noch zwei Schritte voneinander getrennt.
Nachdem sie alles gesehen hatten, setzten sie sich auf den kalten Steinboden.
»Conan, sind wir Wahnsinnigen in die Hände gefallen?« fragte Achilea.
»Schwer zu sagen. Als ich zum erstenmal in eine Stadt kam, glaubte ich, alle Menschen dort seien wahnsinnig, weil sie so anders waren als die Dörfler und Bergbewohner meiner Jugend. Ja, in diesem Ameisenhaufen leben zu müssen, brächte jeden um den Verstand.«
Sie riß an den Ketten. »Nie war ich gebunden! Ich muß weg von hier!« Ihre Stimme verriet die Anspannung, die sie so lange unterdrückt hatte.
»Ich war schon oft in Ketten«, meinte der Cimmerier. »Und es nützt nichts, sich ohne Werkzeug gegen sie zu sträuben. Verhalte dich ruhig und schick dich drein. Doch warte auf deine Gelegenheit, nimm jeden Fehler eines Wächters wahr. Ich habe unzählige Male meine Freiheit wiedererlangt. Wer verzweifelt oder vor Wut anfängt zu toben, wird niemals erfolgreich fliehen.«
»Ist das wahr?« Sie schien aus seinen Wort Mut zu schöpfen. »Dann werde ich tun, was du sagst. Aber es fällt mir schwer. Schließlich bin ich eine Königin, wenn auch im Exil, und eine solche Behandlung nicht gewohnt. Mein Stolz ist stärker verletzt als meine Haut durch die Sonne.«
»So ist's besser«, meinte Conan und lächelte. »Übrigens schadet es deinem Stolz nicht allzusehr, wenn man ihn ab und zu mit kaltem Wasser dämpft.«
»Meine Königin!« rief eine Frau. Es war Payna. »Kannst du mich hören?«
»Ja!« rief Achilea
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